Iveco liefert erste S-eWay aus

Iveco hat in Deutschland mit der Auslieferung der in Ulm gebauten, Batterie-elektrischen Sattelzugmaschine des Typs S-eWay begonnen. Die ersten drei Exemplare wurden an Mytransport GmbH übergeben, welche die Iveco S-eWay im Auftrag von DB Schenker im Großraum Nordbayern und Südthüringen einsetzen wird.

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Bild: Iveco Magirus AG

Bei dem Fahrzeug handelt es sich – wie der Name nahelegt – um die elektrische Version des bekannten Iveco S-Way. Als Iveco das Fahrzeug im vergangenen Jahr am Rande des Truck Grand Prix auf dem Nürburgring enthüllt hatte, wurde es noch als Iveco Heavy Duty BEV bezeichnet.

Kurz zu den Daten: Der S-eWay nutzt neun Batteriepakete à 82 kWh, kommt also auf einen Gesamt-Energiegehalt von 738 kWh. Wie viel davon nutzbar ist, gibt Iveco nicht an. Die Reichweite soll aber bei bis zu 500 Kilometern liegen, womit der E-Lkw „Hub-to-Hub- oder Hub-to-City-Einsatze mühelos bewältigen“ könne, ohne unterwegs nachzuladen. Das Nachladen erfolgt mit bis zu 350 kW, womit die Batterien innerhalb von 90 Minuten auf 80 Prozent geladen werden können. Dank des „fortschrittlichen Thermomanagementsystems“ sollen die Batterien auch bei extremen Temperaturen von -30 bis +50 Grad Celsius optimal einsetzbar sein, so Iveco.

Die 4×2 Iveco S-eWay Sattelzugmaschine wird von einer zweimotorigen eAchse von FPT Industrial, einer Schwestermarke von Iveco, angetrieben. Die Dauerleistung liegt bei 480 kW, das maximale Drehmoment bei 1.800 Nm – diese Daten waren bereits bekannt. Iveco fügt nun hinzu, dass die eAchse es mit ihrem kompakten Design ermöglicht habe, alle Batteriemodule im Fahrgestell unterzubringen – ein „Batterie-Rucksack“ hinter dem Fahrerhaus sei deshalb nicht erforderlich.

Bewegte Geschichte mit mehreren Rückschlägen

Mit dem jetzt erfolgten Beginn der Auslieferungen hat das Unternehmen mit seinem schweren Elektro-Lkw einen wichtigen Meilenstein erreicht, denn der S-eWay hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Schließlich hatte das Unternehmen seit 2019 darauf hingearbeitet, E-Lkw auf die Straße zu bringen – wenn auch ursprünglich nicht alleine. 

Die Geschichte dieses Fahrzeugs beginnt bereits im Jahr 2019: Für seinen Europa-Start hat sich das damals junge E-Lkw-Startup Nikola Motor aus den USA mit Iveco und dessen damaligen Mutterkonzern CNH Industrial verbündet. Da Nikola bis dato seine Systeme mit Batterie oder Brennstoffzelle vorrangig für US-Lkw mit langer Motorhaube und anderen Abmessungen entwickelt hatte, fehlte den Amerikanern ein Fahrgestell für den europäischen Markt. Iveco hingegen hatte ein Fahrgestell, aber keinen passenden und leistungsstarken E-Antrieb in Sicht.

Seinerzeit stieg also die Iveco-Mutter CNH Industrial mit 250 Millionen US-Dollar bei Nikola ein und beide Seiten verkündeten, unter anderem die Gründung eines europäischen Joint Ventures anzustreben, um mit dem Nikola Tre zunächst einen für Europa geeigneten Batterie-elektrischen Schwerlast-Lkw zu entwickeln und zu bauen – gefolgt von einem FCEV-Pendant. Gefertigt werden sollten die Fahrzeuge im CNH-Werk in Ulm. Nikola lieferte die Batteriesysteme sowie ein eigenes Infotainmentsystem für das Cockpit – als Investoren-gestütztes US-Startup muss man nicht nur bei der Hardware überzeugen, sondern auch bei der Software. Iveco seinerseits brachte das Fahrgestell und Führerhaus der S-Way-Reihe ein. FPT Industrial, die Antriebsstrangmarke von CNH Industrial, lieferte den E-Motor zu. Mit dem Hamburger Hafen konnte sogar ein Erstkunde gewonnen werden, der 25 Exemplare abnehmen wollte.

Im August 2022 meldete das Joint Venture dann, dass man die ersten Alphaversionen des Tre BEV für den europäischen Markt gebaut habe und in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 mit der Serienproduktion beginnen wolle. Und auch Betaversionen des Tre FCEV, ebenfalls auf Basis des Iveco S-Way, wurden in Ulm bereits montiert. Da der Wettbewerb bisher vor allem auf den Batterie-Lkw setzt und Brennstoffzellen-Lastwagen namhafter Hersteller wohl erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts kommen, hatte Nikola mit dem geplanten Produktionsstart des Tre FCEV im ersten Halbjahr 2024 ein nahezu konkurrenzloses Angebot – und konnte zahlreiche Aufträge für den Tre FCEV gewinnen.

Doch seit Mai 2023 ist die Lage anders: Damals kündigte Iveco an, Partner Nikola alle Anteile an dem Ulmer Joint Venture abzukaufen – seit Anfang Juli firmiert Nikola Iveco Europe als EVCO. Das ähnelt nicht nur dem Namen Iveco, sondern steht auch für „Electric Vehicles COmpany“. Sprich: Iveco hat die Entwicklung und Vermarktung der BEV- und FCEV-Sattelzugmaschinen in Europa übernommen und die Lizenz zur Weiterentwicklung der Nikola-Komponenten erhalten. Aus dem Nikola Tre BEV mit leicht modifizierter Frontpartie wurde der Iveco Haevy Duty BEV und schließlich das Serienmodell S-eWay.

Die Trennung vom langjährigen Partner aus den USA und auch die Insolvenz des Batterielieferanten Proterra im Jahr 2023 (Nikola hatte die Proterra-Batterien mit in die Partnerschaft eingebracht) hatten das Projekt weiter verzögert. Denn noch Ende Juli 2023 hieß es, dass die 4×2-Sattelzugmaschine mit Batterie-elektrischem Antrieb im vierten Quartal 2023 auf den europäischen Markt kommen sollte. Nur rund eine Woche später meldete aber Proterra in den USA Insolvenz nach Chapter 11 an – bis das Unternehmen und damit die Batterie-Lieferung gerettet war, vergingen einige Monate.

Erste Auslieferung schlägt neues Kapitel auf

Wie wichtig die Auslieferung der ersten drei Fahrzeuge für Iveco ist, zeigt auch die Anwesenheit mehrerer Topmanager bei der Übergabe: Mit Christian Sulser, Vorstand Vertrieb und Marketing der Iveco Magirus AG, Domenico Nastasi, Leiter des Geschäftsbereichs schwere und mittelschwere Nutzfahrzeuge bei der Iveco Magirus AG und Giuseppe De Pascali, CFO der EVCO GmbH waren gleich drei hochrangige Iveco-Vertreter anwesend. „Ab sofort starten wir in Deutschland mit der Auslieferung der in Ulm gebauten IVECO S-eWay Sattelzugmaschinen“, sagt Sulser. „Für Iveco ist das ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Defossilisierung des Straßengüterverkehrs.“ 

Von der Mytransport GmbH mit Hauptsitz im fränkischen Burghaslach nahm Geschäftsführer Maximilian Kneuer das Fahrzeug entgegen – zudem war mit William Kratsch, Head of Direct Operations bei DB Schenker in Coburg, noch ein Vertreter des Unternehmens anwesend, für das Mytransport die drei Fahrzeuge einsetzen wird. „DB Schenker treibt den Ausbau seiner alternativ angetriebenen Flotte weiter voran – das hat auch uns veranlasst, mit dem Iveco S-eWay die ersten drei Elektro-Lkw in den Fuhrpark aufzunehmen“, sagt Maximilian Kneuer. „Bisher haben wir mit über 40 Fahrzeugen eine reine Iveco Diesel-Flotte und freuen uns sehr, als erster Kunde in Deutschland den S-eWay im Einsatz zu haben.“

Quelle: Info per E-Mail

2 Kommentare

zu „Iveco liefert erste S-eWay aus“
Ingo Walter
25.07.2024 um 15:12
Diesel können Sie nicht Gas können sie auch nicht jetzt soll mit Strom alles besser werden????
Fuchser roger
25.07.2024 um 16:46
Ich fuhr über 1,000000 Millionen km mit iveco wurde nie im Stich gelassen mit 420 PS mit fuller getriebe das beste was es gibt!

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