ZF streicht bis zu 14.000 Stellen – Fokus auf E-Antriebssparte
Derzeit sind bei ZF in Deutschland rund 54.000 Menschen beschäftigt. Wenn die jetzt angekündigte Restrukturierung in vier Jahren abgeschlossen ist, könnten es nur noch zwischen 40.000 und 43.000 Beschäftigte sein. Begründet wird der Schritt mit einer nötigen Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und den „Veränderungen im Mobilitätssektor und insbesondere bei der Elektromobilität“, wie ZF mitteilt. Beim Abbau der Stellen will ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutzen, etwa über „umfangreiche Altersteilzeitangebote“, aber auch Abfindungsprogramme seien „denkbar“.
Für diese Neuausrichtung der Strukturen hat der Zulieferer vom Bodensee nach eigenen Angaben die strategische Leitidee „Stärken stärken“ gewählt. Daher sollen die Investitionen in den Bereichen Nutzfahrzeugtechnik, Chassis Solutions, Industrietechnik und Aftermarket weiter verstärkt werden. Da es bei der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien weniger gut läuft, soll hier gespart werden.
Mit den großen Übernahmen von TRW im Jahr 2015 und Wabco fünf Jahre später hat ZF auch zahlreiche Standorte in Deutschland übernommen und weiter betrieben. Diese sollen jetzt zu Standortverbünden zusammengefasst werden. „Diese nach den Akquisitionen bis heute noch kleinteilige Standortstruktur wird nun in mehreren Phasen in eine zukunftsfähige und schlankere Standortverbundstruktur überführt“, teilt das Unternehmen mit. Genaue Standorte oder betroffene Mitarbeiterzahlen an den Standorten werden nicht genannt, das soll nun „konkretisiert“ werden, so ZF. Für den Standort Friedrichshafen hatte ZF erst im Juni Kündigungen bis 2028 ausgeschlossen.
„Unsere unternehmerische Verantwortung ist, ZF zukunftsfähig auszurichten und die Standorte in Deutschland so weiterzuentwickeln, dass sie nachhaltig wettbewerbsfähig und solide aufgestellt sind“, sagt der ZF-Vorstandsvorsizende Holger Klein. „Uns ist bewusst, dass wir dazu auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen treffen müssen. Dabei wollen wir bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten finden.“ Das Unternehmen habe bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass wenn für einzelne Standorte keine langfristige Perspektive gefunden oder deren Wettbewerbsfähigkeit nicht dauerhaft verbessert werden könne, auch eine Restrukturierung oder Schließung möglich sei.
Ein Schwerpunkt der strategischen Neuausrichtung liegt auf der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien – hier hatte erst vor wenigen Tagen der zuständige Vorstand Stephan von Schuckmann seinen Rückzug zu Ende Juli angekündigt, allerdings aus familiären Gründen. Jetzt schreibt ZF: „Im Marktsegment der Pkw-Antriebe herrscht global ein sehr hoher Wettbewerbs- und Kostendruck, was die Querfinanzierung der oft noch wenig margenstarken rein elektrischen Antriebe durch Antriebe für konventionelle und Hybridfahrzeuge erschwert. Durch den Wandel hin zur Elektromobilität werden zudem die Volumina an Getrieben für konventionelle und Hybridfahrzeuge rückläufig sein.“ Und weiter: „Hinzu kommt die derzeit eklatante Nachfrageschwäche nach rein elektrischen Fahrzeugen, die zu Überkapazitäten in den mit hohen Investitionen eingerichteten Produktionslinien für elektrische Antriebe führt.“
ZF will die Neuausrichtung nicht als Ende der eMobility-Ambitionen verstanden wissen, sondern als Anpassung an das verschärfte Markt- und Wettbewerbsumfeld. „Trotz der aktuellen Marktsituation ist klar: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Wir sind hier in Vorleistung gegangen und werden in diesen Bereich auch weiterhin stark investieren“, sagt Klein. Die veränderte Marktperspektive und der hohe Wettbewerbsdruck für elektrifizierte Antriebstechnologien würden jedoch auch die Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften erfordern. „Zusätzlich zu unserem eigenen Engagement – weiter in der E-Mobilität vorankommen – gilt es auch diese Optionen zu prüfen.“
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