Stimmungsbarometer: Bestellen Privatkunden weniger E-Autos?
Angesichts der Ergebnisse der eigenen Umfrage sieht der Zentralverband des Deutschen Kfz-Gewerbe (ZDK) „düstere Erwartungen für das Gesamtjahr“. Denn neben dem erwähnten Bestell-Rückgang um 47 Prozent bei Privatkunden sollen auch bei den gewerblichen Kunden die E-Auto-Bestellungen unter dem Vorjahreszeitraum liegen, wenn auch „etwas erfreulicher“ nur 41 Prozent weniger BEV verzeichnet wurden, so der ZDK.
Ähnlich ist laut der Blitz-Umfrage die Lage bei den Plug-in-Hybriden: Hier haben Privatkunden offenbar 37 Prozent weniger bestellt, bei Gewerbekunden sind es 33 Prozent unter Vorjahr.
Für PHEVs lag der Rückgang bei 37 Prozent. Bei den gewerblichen Kunden wurden 41 Prozent weniger bestellte BEVs und 33 Prozent weniger PHEVs verzeichnet. Und auch die Stimmung sei nicht gut: 63 Prozent der befragten Händler bewerteten die die Bestellsituation bei BEV von Privatkunden als „sehr schlecht“, weitere 28 Prozent als „schlecht“.
Auf die Frage, worin die Autohäuser die größten Hindernisse sehen, dass BEV und PHEV als Flotten- oder Dienstfahrzeuge eingesetzt werden, antworteten 27 Prozent der Befragten mit „hoher Anschaffungspreis/hohe Leasingrate“. Für 23 Prozent zählen dazu „unsicherer Wiederverkaufswert / geringer Restwert“ und für 16 Prozent „keine Lademöglichkeit zuhause“. Als weitere Gründe wurden genannt: „zu wenig Schnelllademöglichkeiten“ (13 Prozent), „keine Lademöglichkeit am Arbeitsplatz“ sowie „Vorbehalte der dienstwagenberechtigten Fahrerinnen und Fahrer gegenüber der Batterietechnologie“ (jeweils neun Prozent).
Aber: Der ZDK betrachtet isoliert die Stimmung in den Autohäusern. Bei großen eMobility-Marken wie Tesla mit Online-Direktvertrieb gibt es aber gar keinen klassischen Handel, auch einige der chinesischen Newcomer setzen auf den Direktvertrieb. Das wird – genauso wie das Leasing-Geschäft bei solchen Marken, das direkt über Banken oder spezialisierte Anbieter läuft – in der ZDK-Umfrage nicht abgebildet.
Und selbst im stationären Handel kann sich die Stimmung schnell ändern, wenn neue, externe Faktoren hinzukommen. Das haben Nachfrage-Schübe rund um die Umweltbonus-Förderung gezeigt. Dass die Stimmung nach dem plötzlichen Förder-Ende 2023 nicht mehr so ist wie zuvor, überrascht kaum. Und die Marktexperten von Dataforce gehen für 2024 bei den E-Autos (europaweit) von einem kleinen Minus für das Gesamtjahr aus – im Zeitraum Januar bis Mai 2024 lag der E-Auto-Absatz sogar 2,5 Prozent über dem Vorjahr. Für 2025 wird mit „einem Sprung nach oben“ gerechnet, „bei dem das BEV-Volumen über die Marktnachfrage hinausgeht“.
Hintergrund ist die das Flotten-Ziel der Hersteller von 93,6 g/km CO2 (WLTP) im Jahr 2025. Um das zu erreichen, müssen die Hersteller im Schnitt auf einen BEV-Anteil von 23 Prozent und einen PHEV-Anteil von mehr als acht Prozent kommen. In Summe muss also fast ein Drittel aller Neuwagen 2025 einen Ladeanschluss haben, wenn die Hersteller CO2-Strafzahlungen vermeiden wollen. „Um dahin zu kommen, werden die Hersteller Promotions für Pkw mit Verbrennungsmotoren zurückfahren und sich auf den Verkauf von BEVs und PHEVs konzentrieren. OEMs, die ihre aktuellen Ziele übertreffen, können außerdem die Auslieferungen von Verbrennungsmotoren (ICE) bis 2024 vorziehen“, schreibt Dataforce.
Und dann würde auch eine der zentralen ZDK-Forderungen erfüllt: „Wir erwarten daher von den Herstellern, dass sie durch günstige Preise und niedrige Leasingraten jetzt Marktanreize setzen“, sagt ZDK-Präsident Arne Joswig. Sprich: Mit dem zu erwartenden Hersteller-Fokus auf Autos mit Ladeanschluss wird sich auch die Stimmung im Handel wieder drehen.
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