Audi A6 e-tron: So will Audi die elektrische Business-Klasse erobern
Drei Jahre nach der Premiere des A6 e-tron concept auf der Messe in Shanghai 2021 haben die Ingolstädter nun das Serienmodell enthüllt. Nach der Vorstellung des SUV-Modells Audi Q6 e-tron bleiben die großen Überraschungen bei der Technik aus – beide Modelle basieren auf der Premium Platform Electric, kurz PPE. Der A6 e-tron ist aber das erste „Flachbodenkonzept“ auf der Plattform, denn der Q6 e-tron und der im Januar enthüllte Porsche Macan sind SUVs, also „Hochbodenkonzepte“.
An den technischen Daten ändert aber auch die flachere Bauweise wenig: Zum Einsatz kommt die für die PPE entwickelte Batterie mit einem Energiegehalt von 100 kWh brutto bzw. 94,9 kWh netto. Diese kann mit bis zu 270 kW in der Spitze laden, was Ladezeiten von 21 Minuten für das übliche Fenster von zehn bis 80 Prozent ergeben soll. Oder anders ausgedrückt: In zehn Minuten soll der A6 e-tron Strom für 310 Kilometer nachladen können. Möglich wird das durch ein prädiktives Thermomanagement der Batterie, mehr dazu haben wir in unserem ausführlichen Hintergrundartikel zur PPE beschrieben. Auch Plug&Charge und das im Macan vorgestellte „Bank-Laden“ bei 400-Volt-Ladestationen ist im A6 e-tron verfügbar. Für das AC-Laden ist ein 11-kW-Ladegerät verbaut, später soll eine optionale 22-kW-Variante folgen.
Zum Marktstart kombiniert Audi diese Batterie mit zwei Antrieben: Der A6 e-tron Performance bildet vorerst das Basismodell mit einem 270 kW starken Heckantrieb – hierbei handelt es sich um eine permanenterregte Synchronmaschine, die Audi im ungarischen Werk Györ herstellt. Beim 370 kW starken S6 e-tron handelt es sich um einen Allradler, bei dem die PSM hinten mit einer Asynchronmaschine an der Vorderachse kombiniert wird. Audi gibt an, dass zu einem späteren Zeitpunkt „marktspezifisch“ weitere Modelle mit Heck- und Allradantrieb folgen sollen. Als gesetzt gilt – wie beim Q6 e-tron – eine kleinere Batterie mit zehn statt zwölf Modulen und 83 kWh Energiegehalt. Was dieses Basismodell des A6 e-tron (dann vermutlich ohne den Namenszusatz „Performance“) kosten wird, ist noch nicht bekannt.
A6 e-tron Performance | S6 e-tron quattro | |
---|---|---|
Antrieb | RWD | AWD |
Leistung | 270 kW | 380 kW |
Beschleunigung | 5,4 s | 3,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 240 km/h |
WLTP–Reichweite | 750/720 km | 670/640 km |
Batteriekapazität | 100 kWh | 100 kWh |
Ladeleistung DC | 270 kW | 270 kW |
Ladezeit DC 10-80% | 21 min | 21 min |
Mit der großen Batterie sollen beim „Performance“-Hecktriebler bis zu 750 Kilometer Reichweite nach WLTP möglich sein, beim A6 Avant e-tron Performance gibt Audi 720 Kilometer an. Beim sportlichen S-Allradler sind es 670 bzw. 640 Kilometer nach WLTP. Zum Vergleich: Beim Q6 e-tron Performance (mit 240 kW starkem Heckantrieb) sind maximal 641 Kilometer möglich, der 380 kW starke SQ6 e-tron quattro ist mit 598 Kilometer angegeben.
Den Unterschied machen hier nicht ein paar Kilowatt Leistung, sondern die Karosserie. Audi betont anlässlich der Weltpremiere, dass die Aerodynamik „ein wesentlicher Baustein der langen Erfolgsgeschichte“ des Unternehmens sei. Für die Limousine (jetzt im Stile der viertürigen Coupés Sportback genannt) gibt Audi einen cW-Wert von 0,21 an, beim Avant sollen es 0,24 sein. Der Sportback soll dabei in puncto Aerodynamik nichts weniger als „der beste Audi aller Zeiten und das beste Fahrzeug im gesamten VW-Konzern“ sein.
An der Front nutzt Audi etwa Air Curtains, um den Luftfluss zu optimieren. Neu ist ein steuerbarer Kühllufteinlass unter dem Singleframe-Grill, der den Fahrtwind je nach Bedarf in oder um das Fahrzeug leitet. Dazu kommen Radspoiler und 3D-Anlaufkörper vorne vor den Vorderrädern, die jeweils für den Sportback und den Avant individuell optimiert sind, aber auch Verkleidungen für Hinterachse und Batterie. Auch der Diffusor am Heck wurde für „die optimale Balance zwischen Hinterachsauftrieb und cw-Wert“ optimiert, so Audi. Zudem können speziell optimierte Felgen und die vom Q8 e-tron bekannten Außenspiegel-Kameras beim A6 e-tron den Luftwiderstand weiter verringern.
Neben der Aerodynamik waren bei dem Entwurf der Karosserie auch das Design und der Nutzwert wichtig. Audi spricht von einer „cleanen Gestaltung“, die „den Fokus auf Dynamik, Eleganz und Progressivität“ lege. Insgesamt haben sich die Audi-Designer an dem bekannten Markengesicht des Q6 e-tron orientiert: Die LED-Tagfahrlichter sind betont schmal und von den Hauptscheinwerfern getrennt, der Singleframe-Grill ist komplett geschlossen und wird von einer schwarzen Maske umgeben. An der Seite soll ein schwarzes Designelement im unteren Bereich der Türen wie bei anderen e-tron-Modellen die Lage der wichtigen Batterie symbolisieren. Und am Heck ist der neue A6 klar als aktueller Audi zu erkennen – inklusive eines rot beleuchteten Markenlogos.
Beim Innenraum betonen die Ingolstädter vor allem die Größe der Displays (11,9 Zoll beim Cockpit-Display, 14,5 Zoll beim Infotainment-Touchscreen und nochmals 11,9 Zoll beim Beifahrer-Display), die Weiterentwicklungen beim Head-up-Display der zweiten Generation oder das „wohnliche Ambiente“ des Interieurs, welches mit dem im Q6 e-tron eingeführten „Softwraps“ (einem Designelement, das sich über die gesamte Fahrzeugbreite von Tür zu Tür erstreckt) ein „umschließendes Raumgefühl“ bieten soll. Die Größe des Kofferraums, gerade beim Avant ein wichtiges Kriterium, nennt Audi hingegen noch nicht.
Das neue Infotainmentsystem nutzt als Betriebssystem Android Automotive OS, welches aber bei der Optik und Menüführung komplett an die Audi-Logik angepasst wurde. Die Vorteile betreffen die Inhalte und Aktualisierungen über Over-the-Air-Updates. Auch Drittanbieter-Apps wie Youtube oder Spotify sind über den „ Audi Application Store“ zugänglich und können direkt in das Audi-System eingebunden werden – ohne Umweg über das Smartphone. Außerdem gibt es einen „Audi assistant“ mit Zugang zu ChatGPT, um sich während der Fahrt „recherchierte Inhalte vorlesen zu lassen sowie in natürlicher Sprache mit dem Auto interagieren zu können“. Erst wenn das Audi-System beispielsweise allgemeine Wissensfragen nicht beantworten kann, werden diese an ChatGPT weitergeleitet. Für Fahrende geschieht dies nahtlos, da alle Funktionen in den „Audi assistant“ integriert sind.
Für die Produktion hat die neue A6-Generation ebenfalls Folgen: Bisher wurde das Modell (als Verbrenner und Hybrid) im Werk Neckarsulm gebaut. Das elektrische PPE-Modell mit dem A6 im Namen wird jedoch zusammen mit dem Q6 e-tron in Ingolstadt gebaut. Die nächste Verbrenner-Generation in dieser Größenklasse wird Audi in A7 umbenennen – so wie es jüngst mit dem A4-Nachfolger als A5 geschehen ist. Die geraden Kennziffern werden die Elektromodelle kennzeichnen, ungerade Ziffern stehen für die Verbrenner.
Quelle: Info per E-Mail
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