EU-Batterieverordnung: Zoff um Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Autoakkus

Die EU-Kommission will 2027 die Batterieverordnung dahingehend ändern, dass beim CO2-Fußabdruck von Traktionsbatterien nicht der tatsächlich eingesetzte Strom als Berechnungsgrundlage gilt, sondern der nationale Strommix. Deutschlands Autoindustrie läuft dagegen Sturm.

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Bild: BMW

Die EU hat in den vergangenen Jahre an einer neue EU-Batterieverordnung gefeilt, um sämtliche Arten von Batterien – darunter auch Elektrofahrzeug-Batterien – während ihres gesamten Lebenszyklus zu regulieren, und so die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Im August 2023 trat die Verordnung in Kraft. Der Großteil der Bestimmungen gilt seit Mitte Februar 2024.

Die EU-Kommission, die die Initiative 2020 selbst anstieß, will nun an einer Stellschraube der Verordnung drehen. Konkret geht es um die Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Autobatterien. Ab 2027 soll der nationale Strommix anstatt des tatsächlich genutzten Stroms als Kalkulationsbasis dienen. Der deutschen Autobranche schmeckt das gar nicht. Sie hat bereits die Ampel-Regierung zum Einschreiten aufgerufen. Denn der nationale Strommix ist wegen des Anteils an Kohle und Gas bei der Energieerzeugung in Deutschland schlechter als in anderen Ländern, die wie Frankreich auf Atomstrom setzen oder schon mehr Strom aus erneuerbaren Quellen schöpfen.

Laut „Manager Magazin“ stammten 2023 etwa 40 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Die Hersteller wollen ihre Batterien durch Einzelverträge (sogenannte Power Purchase Agreements, kurz: PPAs) mit Stromanbietern ökologischer bauen und beklagen nun, dass Autobatterien aus deutscher Produktion wegen des Vorstoßes schmutziger gerechnet werden, als sie tatsächlich sind. Befürchtet wird zudem, dass Investitionen in Batteriefabriken mit besonders niedrigem CO2-Fußabdruck zurückgehen. Das könnte etwa für die geplante Zellenfabrik von Northvolt im im schleswig-holsteinischen Heide gelten.

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) warnt in einer ersten Stellungnahme: „Die Automobilindustrie selbst hat einen geringen Einfluss auf den gesamten nationalen/regionalen Energiemix. Insgesamt steht dieser Entwurf also im Widerspruch zu den bisherigen Ansätzen und würde für bestehende Standorte in Deutschland signifikante Nachteile mit sich bringen.“

Grundsätzlich sollen die Vorschriften der EU-Batterieverordnung dafür sorgen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Kreislaufwirtschaft anzuregen. Wesentliche Punkte der Verordnung sind eine verpflichtende Erklärung und Kennzeichnung – unter anderem in Bezug auf die Batteriebauteile und den Rezyklatanteil – sowie ein elektronischer „Batteriepass“ und ein QR-Code. Um den Mitgliedstaaten und den Wirtschaftsakteuren auf dem Markt ausreichend Zeit für die Vorbereitung zu geben, werden die Vorschriften für die Kennzeichnung ab 2026 und für den QR-Code ab 2027 gelten.

Als Mindestmengen für aus Altbatterien zurückgewonnene Materialien wurden für Lithium 50 Prozent bis 2027 und 80 Prozent bis 2031 festgelegt und für Kobalt, Kupfer, Blei und Nickel 90 Prozent bis 2027 und 95 Prozent bis 2031. Ein gewisser Teil dieser rückgewonnenen Stoffe muss verpflichtend zur Verwendung in neuen Batterien herangezogen werden. Die Mindestvorgaben sollen acht Jahre nach Inkrafttreten der Verordnung gültig werden – also voraussichtlich 2031 – und 16 Prozent für Kobalt, 85 Prozent für Blei und jeweils sechs Prozent für Lithium und Nickel betragen. 13 Jahre nach Inkrafttreten – also 2036 – steigen sie auf 26 Prozent für Kobalt, 12 Prozent für Lithium und 15 Prozent für Nickel. Die Blei-Quote bleibt identisch.

Flankiert werden die genannten Kriterien von Vorgaben zu strengeren Sorgfaltspflichten für Batterie-Akteure im ökologischen und sozialen Bereich. So müssen die Marktteilnehmer künftig die Herkunft ihrer verwendeten Rohstoffe und die Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette überprüfen. Dabei gibt es aber Ausnahmen für kleine und mittlere Betriebe.

manager-magazin.de, presseportal.de, vda.de, ec.europa.eu (EU-Entwurf des entsprechenden delegierten Rechtsakts)

11 Kommentare

zu „EU-Batterieverordnung: Zoff um Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Autoakkus“
Elektroklaus
06.08.2024 um 14:17
Also, für alle nochmal zum mitmeisseln: Wir haben einen schlechten CO2 Fussabdruck im Land, dadurch das wir Atom vor Kohle abgeschaltet haben. Was ist denn eigentlich mit diesen 50-60 Millionen Tonnen CO2, die wir jedes Jahr unnötig raushauen, warum regt sich da kaum jemand drüber auf? Da ist das nötige übel? Aber 2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr beim Tempolimit, da sind alle scharf drauf oder wie? Es ist wie im Zirkus mittlerweile...Liebe Grüsse
Richard
07.08.2024 um 08:28
Wo war nochmal das sichere Endlager für die nächsten ca. 1.500.000 Jahre? In Bayern?
Udo
07.08.2024 um 16:02
Direkt in München Im der unteren Johannesgasse
Marco
06.08.2024 um 21:35
Du hast schon mitbekommen, dass Deutschland 2023 so wenig Kohle verstromt hat, wie seit 1959 nicht mehr?
Horst
06.08.2024 um 18:14
Also nochmal: das haben die Erneuerbaren längst kompensiert. Die Kohle läuft mit, weil sie nicht angeschaltet werden kann und Geld bringt. Wäre mit AKW auch so gewesen.
Gregor
06.08.2024 um 16:27
Also, für alle nochmal zum mitmeisseln: Die AKW Abschaltung wurde Mitte 2011 beschlossen, nachdem Merkel nach der Rolle rückwärts eine Rolle rückwärts gemacht hat. (Ja, Atom ist gut und sicher...ach nee, Atom ist doch doof und es gibt Risiken)Nun wurden bis dahin die AKWs in DE nicht mehr entsprechend instand gehalten und exakt bis zur Ukraine Invasion der Russen waren sie per Laufzeiten am Ende. Dann wurden sie nochmal mit ganz viel Augenzudrücken halbwegs bis März 23 am Leben gehalten. Dann gab es Option a) abschalten oder Option b) Jahrelange Revision, Aufarbeitung und Instandsetzung mit Bauteilen, die es gar nicht gibt, da deren Neuentwicklung bereits seit 2011 nicht mehr gemacht wurde.Es gab also nur Option a als Lösung und damit verklebt der Atomstrom auch nicht mehr die Netze.
Dixi K
08.08.2024 um 05:56
Gute Zusammenfassung, danke
David
06.08.2024 um 16:51
Hhm ich würde sagen wir haben einen schlechten CO2 Fussabdruck weil man die Energiewender verschlafen und durch unnötig komplizierte Verfahren und besorgte Bürger verhindert bzw. maximal hinausgezögert hat. Bei Dingen wie intelligenten Zählern und dynamischen Stromtarifen lümmelt Deutschland immer noch vor sich hin. Da würde auch keine Atomkraft helfen, man weiß ja immer noch nicht wo hin mit dem Müll, CO2 hin oder her. Wir haben Jahrelang billigst Energie eingekauft - wo ist eigentlich das ganze dadurch gesparte Geld oder die Gewinne hin? Hätte man ja auch mal Rücklagen bilden können - aber ist scheinbar alles irgendwo versackt. Anstatt jeden Tag 50 Mio, eher mehr - an irgendwelche Diktatoren zu schicken um Gas und Spritt zu kaufen hätte man diese Ausgaben ja auch sinnvoller investieren können. Im Idealfall so das dieses Geld im Land bleibt...Und Tempolimit ist ja vielschichtig und nicht nur auf CO2 zu reduzieren, da geht es auch um geringere Unfallzahlen und allgemein entspannteres Autofahren für ALLE Verkehrsteilnehmer, nicht nur einige wenige.
Julian Affeldt
07.08.2024 um 07:15
Ist doch richtig so, ansonsten entsteht ein Verschiebebahnhof für grünen Strom. Die Menge an Grünstrom muss hoch, national und in der EU.
erFahrer
07.08.2024 um 07:50
Die Sachargumente dafür sind stark und werden wohl gerne vin den Rohöl-Konzernen über die neu gewählten EU-Volksvertreter genutzt. Wenn man sich in Brüssel auf zwei Dinge einigen könnte 1. 1/4 Messung - wie haben extrem gute EE-Anteile zu denen auch viel Strom bezogen werden sollte. 2. PPA für neue, dafür gebaute EE-Anlagen sind in der Berechnung einzubeziehen. Ja, es droht ein (kleines) Inage-Problem wenn China durch seinen raschen Ausbau der EE grünere Batterien als D produzieren kann. Doch sind das alles zweitrangige Dinge solange Verbrennungen noch so toleriert wird.
Hartmut Schwäbl
07.08.2024 um 08:56
Statt der Diskussionen um Atomstrom sollte es um eine durchdachtere EU-Lösung der Berechung des CO2-Fußabdrucks gehen. Grundsätzlich ist es ja so, dass die meisten Stromanbieter sauberen und dreckigen Strom gleichermaßen verkaufen, also der dreckige Strom dann an andere Kunden verkauft wird, was im schlechtesten Falle dazu führt, dass sich für das Klima nichts ändert. Daher ist der Ansatz der EU auf den ersten Blick verständlich und dennoch kontraproduktiv, da er weder den Autokonzernen Anreize setzt, Ökostrom einzusetzen, noch eine echte Möglichkeit aufzeigt, als Großkunden selbst zur Verbesserung des Strommixes in ihrem Land beizutragen. Es gibt wenige Anbieter, wie z.B. EWS Schönau, die ausschließlich Ökostrom anbieten. Also könnte die EU-Regel in optimierter Form so lauten: Autohersteller müssen, wenn sie 100% Ökostrom statt des Strommixes in den Fußabdruck hineinrechnen wollen, ihren Ökostrom entweder von reinen Ökostromanbietern beziehen, den Ökostrom mit dafür eigens gebauten Anlagen selbst herstellen oder falls sie ihn doch von anderen Anbietern beziehen, einen Tarif wählen, der eine angemessene (nachweisbare) Investitionskomponente in zusätzliche Ökostrom liefernde Anlagen bei diesem Anbieter enthält. Die Konzerne sollten mit dieser Möglichkeit unabhängig von dem Land, in dem sich Produktionsstätten befinden, die Chance bekommen, 100% klimaneutrale Akkus herstellen zu können, die das dann auch tatsächlich sind.

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