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Bild: Daniel Bönnighausen
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EAFO-Report: EU-Verbraucher sind mehrheitlich neugierig aufs E-Auto

Die Europäische Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe hat Verbraucher in Europa nach ihrer Haltung gegenüber Elektroautos gefragt. Ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer ist demnach gewillt, binnen fünf Jahren auf einen E-Pkw umzusteigen. Längerfristig sind es mehr als die Hälfte. Auch in Deutschland.

Die Europäische Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe (EAFO) hat ihren Consumer Monitor 2023 herausgebracht und ist darin den Einstellungen von europäischen Bürgern gegenüber E-Autos in zwölf EU-Ländern auf den Grund gegangen. Herausgebracht hat die Behörde auf dieser Basis zwölf Länderreports und eine aggregierte Analyse für Europa. Die Befragten der im Oktober 2023 vorgenommenen Untersuchung stammten aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Slowenien, Spanien, Schweden und Ungarn.

Bei den Umfrage-Teilnehmern unterscheidet die EAFO zwischen Elektroauto-Fahrern und Nicht-BEV-Fahrern. Ein Kernergebnis der aggregierten Analyse ist, dass die Europäer der Elektromobilität im Allgemeinen positiv gegenüberstehen. Obwohl der Preis von Stromern eine hohe Hürde darstellt, erwägen 57 Prozent der Fahrer von Nicht-Elektroautos den Kauf eines Elektroautos in der Zukunft. In Deutschland sind es 55 Prozent.

Anhand der ausgefüllten Fragebogen konnte die EAFO zunächst ein Bild des typischen europäischen BEV-Fahrers erstellen. Es handelt sich demnach um überwiegend Männer zwischen 35 und 55 Jahren, die in einem Einfamilienhaus leben, über ein mittleres Einkommen (2.000 bis 3.999 Euro) verfügen und ein hohes Bildungsniveau haben. Nicht-BEV-Fahrer sind im Umkehrschluss eher Frauen, die in einer Wohnung leben und einen Sekundar-Schulabschluss haben.

Unter den Nicht-BEV-Fahrern geben aber besagte 57 Prozent an, dass sie sich kurz-, mittel- oder langfristig ein Elektroauto kaufen würden. 18 Prozent sind unschlüssig, 25 Prozent schließen dies aus. Wenn man den Zeithorizont für die Beschaffung eines Stromers auf die kommenden fünf Jahr fokussiert, antworten noch 33 Prozent der europäischen Befragten, dass sie dies in Erwägung ziehen. Grundsätzlich sind dem EAFO-Monitor zufolge 29 Prozent der Nicht-BEV-Fahrer bereits mit Elektroautos „vertraut“ oder „sehr vertraut“, gut ein Drittel (37%) bezeichnet sich als „an BEVs interessiert“. Die Zahlen für Deutschland unterscheiden sich geringfügig. Es erwägen etwas mehr Menschen als im EU-Schnitt der zwölf Länder den Kauf eines BEVs binnen fünf Jahren (37%). Die Vertrautheit mit E-Autos (30%) und das Interesse (36%) sind aber so gut wie im Durchschnitt. 29 Prozent der deutschen Befragten schließen ein E-Auto für die Zukunft aus. Das sind etwas mehr als im ermittelten Schnitt der zwölf Länder.

Der wichtigste Vorteil von Elektroautos ist aus Sicht der Befragten, dass sie als besser für das Klima angesehen werden, der größte Nachteil: die Anschaffungskosten. Als Median-Wert für die Kosten, die europäische Fahrer bereits sind, für ein BEV (gebraucht oder neu) zu zahlen, ermittelt der EAFO-Report 20.000 Euro. Immerhin mehr als für einen Verbrenner (15.000 Euro). In Deutschland sind die Verbraucher sogar mit 25.000 Euro (Medianwert) einverstanden.

Bei der Reichweite wünschen sich die europäischen Befragten mehr als 500 km (47%) oder 300 bis 500 km (34%). Interessant: Unter denjenigen, die ein Elektroauto haben, gaben 84 Prozent an, dass ihre Reichweite meistens oder immer ausreichend sei. Konkret gaben 6 Prozent der europäischen BEV-Fahrer eine Werksreichweite bis 200 Kilometer an, 41 Prozent zwischen 201 und 400 Kilometer und 53 Prozent mehr als 401 Kilometer. In der Bundesrepublik Deutschland sind sogar 93 Prozent der BEV-Fahrer zufrieden mit ihrer jeweiligen Reichweite.

Der meistgenutzte Ort zum Nachladen ist unterdessen eine Ladestation zu Hause (55 % der Befragten auf täglicher Basis oder mehrmals pro Woche). Zählt man das Laden an einer Haushaltssteckdose hinzu, erhöht sich dieser Wert auf 80 Prozent. Weniger häufig werden öffentliche Normal- oder Schnellladestationen (18 % bzw. 10 %) täglich oder mehrmals wöchentlich genutzt. In Deutschland ist die Quote von Heimladegeräten niedriger (47%), wohl auch, weil hierzulande immer noch mehr Menschen Mieter sind als in anderen EU-Ländern. Dafür ist das Laden am Arbeitsplatz mit 27 Prozent beliebter als im Durchschnitt der Nationen (20%).

Zu Wartezeiten an öffentlichen Ladestationen kam es für knapp ein Drittel der europäischen BEV-Fahrer noch nie („wenn besetzt, weitergefahren“). Das gilt auch für 37 Prozent der deutschen Befragten. Und: Auf Auslandsreisen bewerteten 60% der Befragten ihre Erfahrungen beim Laden als „einfach“ oder „sehr einfach“.

Zu den Elektroauto-Fahrern hat die EAFO noch weitere interessante Informationen gesammelt. So nutzen 96 Prozent der europäischen BEV-Fahrer ihr Fahrzeug täglich oder mehrmals pro Woche. Ihr Stromer ist meist neu (74%) und befindet sich in Privatbesitz (69%). Jeder Fünfte least (20%), und bei jedem Zehnten handelt es sich um einen Firmenwagen (11%). Knapp die Hälfte der Elektroauto-Fahrer weiß, was Vehicle-to-Grid (V2G) ist (44%) und gut zwei Drittel (68%) sind am Kauf eines V2G-fähigen Fahrzeugs interessiert. In Deutschland ist der Anteil der Neuwagen (86%) deutlich höher als im ermittelten EU-Schnitt, dafür ist die Quote des Privatbesitzes niedriger (61%). Leasing (27%) und Firmenwagen (12%) spielen eine größere Rolle.

Als Anreiz halten die meisten Befragten einen Kaufbonus für den wirkungsvollsten Hebel, um den Elektroauto-Absatz zu steigern. Parallel fürchten sie, dass zu wenige private und öffentliche AC-Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen könnten. In geringerem Maße gaben die Umfrageteilnehmer zudem an, dass auch zu wenige öffentliche Schnellladestationen ein Problem darstellen können.

Die EAFO zielt mit ihrem im zweiten Jahr in Folge erschienenen Verbraucher-Monitor darauf ab, die Haltung der Verbraucher gegenüber Batterie-elektrischen Pkw, ihr E-Mobilitäts- und Ladeverhalten sowie die Herausforderungen besser zu verstehen, die die Menschen in diesem Zusammenhang wahrnehmen. Auf der Basis der Resultate können den Analysten zufolge sowohl politische Entscheidungsträger als auch weitere Stakeholder Trends, Bedürfnisse und Chancen für die Antriebswende ableiten.

Methodisch ging die Behörde so vor, dass sie eine Online-Umfrage innerhalb eines geschlossenen Panels durchführte, um die Repräsentativität der Allgemeinbevölkerung einschließlich Nicht-BEV- und BEV-Fahrern zu gewährleisten. Um die Analyse bei den BEV-Fahrern zu verbessern, wurde eine identische Online-Umfrage über den EAFO-Partner AVERE und andere externe Teilnehmer angestoßen. Die Gesamtzahl der gültigen Rückmeldungen belief sich auf 19.080, von denen 17.034 von Nicht-BEV-Fahrern und 2.046 von BEV-Fahrern ausgefüllt wurden.

alternative-fuels-observatory.ec.europa.eu (Studie, Europa), alternative-fuels-observatory.ec.europa.eu (Factsheet, Europa), alternative-fuels-observatory.ec.europa.eu (Studie, Deutschland), alternative-fuels-observatory.ec.europa.eu (Factsheet, Deutschland) alternative-fuels-observatory.ec.europa.eu (Zugang zu den weiteren Länderreports)

2 Kommentare

zu „EAFO-Report: EU-Verbraucher sind mehrheitlich neugierig aufs E-Auto“
Achim Jaeger
08.08.2024 um 07:19
Ich habe jetzt die Fragestellungen im Original nicht nachgelesen. „Gewillt sein“, etwas zu tun, mag natürlich vieles bedeuten. Vielleicht lautete die Frage á la „Könnten Sie sich vorstellen, in den nächsten 5 Jahren..“. Da können sich die Leute oft vieles „vorstellen“ - und tun es nachher oft doch nicht.
Anz
08.08.2024 um 09:07
Studien aus dem "Pro-Lager" kommen auf solche Ergebnisse, andere Studien erklären, warum angeblich viele wieder zum Verbrenner zurück wollen (McKinsey-Studie). Entsprechend hoch ist die Verunsicherung beim potenziellen Käufer. Objektiv stehts 7:1 für die Elektromobilität und nur das Laden ringt einem manchmal mehr ab als das Tanken. https://youtu.be/UOgOHI4xjC8?si=sPzxullqVp502XeW

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