Rivian will Ende des Jahres erstmals profitabel werden

Rivian strebt für das Schlussquartal dieses Jahres schwarze Zahlen an. Im zurückliegenden zweiten Quartal fuhren die US-Amerikaner unterm Strich noch ein Minus von 1,46 Milliarden Dollar ein. Ein Schlüsselaspekt: In den kommenden Bilanzen dürften sich die angekündigten VW-Milliarden bemerkbar machen.

rivian r2 2024 05 min
Bild: Rivian

Die Ende Juni zwischen Volkswagen und Rivian vereinbarte Kooperation bei der Entwicklung von Auto-Software ist im Q2-Geschäftsbericht von Rivian natürlich Thema. Die Amerikaner geben an, dass die erste Milliarde von Volkswagen bereits an Rivian überwiesen wurde. Sie dürfte somit in der Q3-Bilanz zu finden sein. Und das ist nur der Anfang: Die Wolfsburger werden nach eigenen Angaben bis 2026 eine Summe von bis zu drei Milliarden Dollar in Rivian und von bis zu zwei Milliarden Dollar in ein geplantes, gemeinsame Joint Venture investieren – jeweils abhängig vom Erreichen bestimmter Meilensteine.

In dem Joint Venture wollen die neuen Partner – auf Basis von Rivians bestehender Software- und Elektroarchitektur – eine neue E/E-Architektur als Technologieplattform für softwaredefinierte Fahrzeuge schaffen. Eingesetzt werden soll die Neuentwicklung in der kommenden Elektro-Plattform SSP, die Ende des Jahrzehnts (voraussichtlich 2028) auf den Markt kommen wird. Für Volkswagen ist es ein neuer Anlauf, seinen Software-Rückstand aufzuholen – die Probleme bei der aktuellen Software-Einheit Cariad sind hinlänglich bekannt.

VW-Kooperation dreht sich um R2-Plattform

Rivian präzisiert dazu nun: „Das Hauptprogramm für dieses Joint Venture wird voraussichtlich unsere R2-Plattform sein, die in der ersten Hälfte des Jahres 2026 in Betrieb gehen soll. Während die zonale elektrische Architektur und die Kernsoftwaretechnologie, die in dem Joint Venture entwickelt werden, für alle Fahrzeugprogramme gleich sein werden, werden der R2 und andere Rivian-Fahrzeuge weiterhin Rivians hochdifferenzierte Benutzererfahrung und -schnittstelle haben und von unseren vertikal integrierten Antriebs-, Hochspannungs- und autonomen Fahrsystemen profitieren.“

Der R2 ist Rivians Hoffungsträger für den Massenmarkt. 155.000 Einheiten des neuen Modells will das Unternehmen im Anschluss an den Launch 2026 jährlich in seinem ausgebauten Werk in Normal bauen. Auf den Markt hat der Hersteller zurzeit nur seine Premiumfahrzeuge R1T Pickup und R1S SUV und den in erster Linie für Amazon bestimmten Rivian-Lieferwagen.

Zwischen April und Juni hat Rivian 9.612 Fahrzeuge produziert und 13.790 ausgeliefert. Im ersten Quartal waren es noch 13.980 produzierte und 13.588 ausgelieferte Exemplare. Hintergrund für die schwache Produktion im zweiten Quartal waren Umbauarbeiten, die das Werk drei Wochen lang lahm legten. Die sich aber durch Kostensenkungen in der Produktion bereits in der zweiten Jahreshälfte auszahlen sollen.

Finanziell geht’s für Rivian konstant weiter: Mit 1,16 Milliarden US-Dollar Umsatz lag das Unternehmen auf einem ähnlichen Level wie im ersten Quartal (1,2 Mrd) und im zweiten Quartal 2023 (1,12 Mrd.). Der Nettoverlust von April bis Juni summierte sich auf rund 1,46 Milliarden US-Dollar – konstant zum ersten Quartal (1,45 Mrd.), aber um 250 Millionen US-Dollar höher als im Vorjahreszeitraum (1,2 Mrd.).

Zielmarke von 57.000 BEVs für 2024 bleibt bestehen

Für das laufende Jahr prognostiziert Rivian einen ersten „bescheidenen Bruttogewinn“ im vierten Quartal des Jahres. Dazu sollen u.a. die Änderungen am Werk beitragen. Aber bestimmt auch die Volkswagen-Milliarden. Explizit bekräftigt Rivian zudem die Jahresprognose einer Gesamtproduktion von 57.000 Einheiten, einem bereinigten EBITDA von 2,7 Milliarden US-Dollar und Investitionsausgaben von 1,2 Milliarden US-Dollar. Um die angestrebte Fahrzeuganzahl zu schaffen, muss sich Rivian im zweiten Halbjahr steigern. Ende des zweiten Quartals standen 23.592 gefertigte Einheiten zu Buche. Es müssten also im dritten und vierten Quartal noch knapp 33.500 Fahrzeuge vom Band laufen.

Reuters berichtet, dass die bis zu 5 Milliarden Dollar schwere Investition des Volkswagen-Konzerns Rivian dabei helfen werde, seinen Kassenbestand aufrechtzuerhalten, bis das Unternehmen 2026 mit dem Verkauf des R2 beginnen kann. Die Nachrichtenagentur schreibt zudem, dass Rivian immer noch Tausende von Dollar für jedes hergestellte Fahrzeug verliere. Konkret soll sich der Verlust auf 39 Prozent des Verkaufspreises eines Fahrzeugs belaufen.

reuters.com, rivian.com (PDF)

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