Förderung für E-Lkw: NRW springt nach Rückzug des Bundes in die Bresche

Das schwarz-grün regierte Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Anschaffung von elektrischen Lkw einmalig mit insgesamt 15 Millionen Euro. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur will damit explizit „die Förderlücke des Bundes schließen“.

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Bild: Daimler Truck

Die Bundesregierung hat ihre Förderung von klimaschonenden Nutzfahrzeugen (KsNi) abgesägt, das Land Nordrhein-Westfalen führt als Reaktion darauf nun einmalig ein Förderbudget ein, das Firmen bis zu 300.000 Euro pro Elektro-Lkw in Aussicht stellt. Antragsberechtigt sind privatwirtschaftliche und kommunale Unternehmen mit einem Standort in Nordrhein-Westfalen. Sie können sich zwischen dem 18. September und dem 16. Oktober um die Förderung bewerben.

Die emissionsfreien Fahrzeuge können mit bis zu 60 Prozent der zuwendungsfähigen Mehrkosten bezuschusst werden. Dabei kann es sich sowohl um Batterie- als auch um Brennstoffzellen-Lkw handeln. Der Förderhöchstbetrag beläuft sich auf maximal 300.000 Euro je Fahrzeug und maximal 500.000 Euro je Unternehmen bzw. Unternehmensverbund. Beim Leasing übernimmt das Land maximal bis zur Höhe der Leasing-Sonderzahlung.

Weitere Voraussetzungen für eine Bewerbung sind, dass nur Förderanträge für N3-Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse ab zwölf Tonnen gestellt werden können und die Lkw sowohl in NRW zugelassen als auch hauptsächlich eingesetzt (mehr als 50 Prozent der Jahresfahrleistung) werden müssen.

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grüne) betont, dass kaum ein anderer Bereich mehr Treibhausgasemissionen ausgestoße: „Im Verkehrssektor Emissionen einsparen, heißt richtig sparen. Für schwere emissionsfreie Lkw sind die Anschaffungskosten derzeit zwei bis drei Mal so hoch wie bei Dieselfahrzeugen. Ohne Förderung können viele Unternehmen ihre Flotten nicht umstellen.“ Um die zeitliche Lücke bis zur Wirtschaftlichkeit zu verkürzen, unterstütze das Land die Branche einmalig bei der Anschaffung von modernen elektrisch angetriebenen Lastkraftwagen. „Wir schließen damit die Förderlücke des Bundes und packen in Nordrhein-Westfalen die Antriebswende im Schwerlastverkehr an.“

Der Förderaufruf ist Teil eines umfassenderen NRW-Pakets für die Logistikbranche zur Umstellung ihrer Flotten. So wird auch die Erstellung von Umsetzungskonzepten im Rahmen des Förderprogramms „progres.NRW – Emissionsarme Mobilität“ gefördert. Zudem bietet das Land weitergehende Informationen und Unterstützung, etwa einen Praxisleitfaden zur Flottenumstellung mit begleitenden Seminaren. Auch zu dem neuen Förderaufruf informiert das Land noch einmal detailliert in einem Webinar: Logistiker können sich am 21. August 2024 zuschalten (Anmeldemöglichkeit folgt in Kürze hier).

Bereits bekannt ist, dass das Land die 15 Millionen Euro in einem wettbewerblichen Verfahren bewilligen will. Es kommt also explizit nicht auf Schnelligkeit an. Die Reihenfolge der Bewilligung orientiert sich vielmehr an der niedrigsten beantragten Fördersumme je Fahrzeug. Auf dieser Basis wird ein Ranking erstellt. Klar ist vor diesem Hintergrund, dass Teilnehmer ein Angebot mitschicken müssen: Für das zu fördernde Fahrzeug und für den Erwerb eines entsprechenden konventionellen Fahrzeugs derselben Klasse mit vergleichbarem Anwendungsgebiet und vergleichbarer Ausstattung.

Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, das auf die gekappte KsNI-Förderung des Bundes mit einem eigenen Förderbuget reagiert. Wie sehr die Branche noch immer mit dem Aus der Bundesförderung hadert, zeigte jüngst wieder unsere Online-Konferenz electrive LIVE. Daimler-Vertriebsprofi Christian Zimmermann sagte dort etwa: „Wir spüren das Förder-Aus natürlich. Viele Kunden waren in der Vorbereitung der nächsten Förderrunde. Es war ein herber, abrupter Schlag. Alle rechnen nun neu. Aber das Finanzielle ist nur eine Seite. Viel schlimmer ist die politische Signalwirkung.“ Kunden fragten sich nun wieder, ob die Elektrifizierung das Richtige ist und warum sich die Politik abwendet.

Und Sascha Hähnke, Geschäftsführer der Remondis Sustainable Services GmbH, hadert mit der gekappten KsNI-Förderung vor allem in Kombination mit den in seinen Augen völlig falsch reinvestierten CO2-Maut-Mehreinnahmen. Hähnke geht davon aus, dass ohne die Bundesförderung aktuell die Nachfrage nach E-Lkw verschwindend gering ist. Zurzeit kommen zeitversetzt noch bezuschusste Elektro-Trucks auf den Markt. Bei Remondis geht das beispielsweise noch bis Dezember so. Erst danach wird sich die Delle in der Zulassungsstatistik zeigen. „So ehrlich müssen wir sein: Da warten gerade alle ab.“

Die bundesweite E-Lkw-Subvention wurde nur zwei Förderrunden alt. Gekappt wurde sie im Februar, nachdem zuvor lange die Gerüchteküche hochgekocht war. Seitdem können keine neuen Anträge mehr gestellt werden. Grundsätzlich eingeführt worden war das KsNI-Förderprogramm des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) im Laufe des Jahres 2021. Im selben Jahr erfolgte auch bereits der erste Förderaufruf, in dessen Zuge etwa 320 Projekte mit rund 180 Millionen Euro bezuschusst wurden. Für die zweite Runde wollte der Bund gut eine Milliarde Euro bereitstellen. Eine endgültig Bilanz liegt noch nicht vor.

Übrigens: Im Gegensatz zum jetzt aufgelegten NRW-Programm mit einer Übernahme von 60 Prozent der zuwendungsfähigen Mehrkosten, wurden bei der KsNI-Förderung 80 Prozent abgedeckt.

wirtschaft.nrw, bra.nrw.de

5 Kommentare

zu „Förderung für E-Lkw: NRW springt nach Rückzug des Bundes in die Bresche“
MWF
12.08.2024 um 07:45
Die Bundesregierung, wenn man es so nennen will, sollte geschlossen abtreten. Unfassbar wie dilettantisch der Wissing und sein Ministerium vorgeht. Ein Blick gen Norden zu unseren skandinavischen Nachbarn würde genügen. Aber wahrscheinlich wissen die nicht mal wo Norden ist.
PG
12.08.2024 um 14:00
15 Mio Förderung bei max 300.000 Euro / LKW = 50 LKW ! Mit dem Ranking sind es vielleicht 100 LKW, die gefördert werden. Woah, ich bin beeindruckt! Das wird garantiert die Welt und das Klima retten.
Guest
14.08.2024 um 08:37
Wozu auch mit 300k fördern? Ein normaler LKW kostet auch locker 100k, der eActros angeblich 250k. Also müsste man maximal 150k fördern und selbst das ist bezogen auf die Laufzeit nicht nötig weil man das Geld beim Laden und Mautfreien fahren wieder einspart.
Tobias
14.08.2024 um 12:21
Deine "Rechnung" stimmt vorne und hinten nicht. Es werden nur locker 60% der Mehrkosten gefördert, dass stand mehrfach im Artikel.
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
12.08.2024 um 15:37
Was soll man dazu sagen. Die LKW Problematik ist ja nur ein Teil des Desasters. Bei den PKWs werden wir uns max. bei 15 % Zulassungsanteil einpendeln. Von wegen 15 Mill BEV bis 2030. Das war schon nicht zur Hälfte erreichbar als die Förderung noch lief. So war meine Einschätzung, mal sehen was 2030 das KBA schreibt. Trotz allem ist die Hilfe aus NRW besser als nicht. Aber wenn man einen KO Vertrag auf ein wackeliges Fundament stellt, ohne Plan B, hat damit eigentlich schon die Ampel ihren Regierungsanspruch komplett verloren.

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