Huawei baut Elektroauto-Angebot in China aus

Huawei hat in China die gemeinsam mit BAIC entwickelte E-Luxuslimousine Stelato S9 in den Verkauf gebracht – für 399.800 Yuan (ca. 51.000 Euro). Auch gemeinsam mit Chery soll ein neues E-Modell kommen. Und mit JAC plant Huawei sogar eine komplett neue E-Auto-Marke – als elektrisches Luxus-Pendant zu Rolls-Royce.

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Bild: Stelato

Vorgestellt hatten Huawei und BAIC den Stelato S9 bereits Anfang Juni. Als vollelektrische Limousine soll der 5,16 Meter lange S9 dabei ausdrücklich gegen Modelle wie die Mercedes S-Klasse bzw. den elektrischen EQS oder den Audi A8 positioniert werden. Mit Preisen von 399.800 Yuan für den S9 Max (Heckmotor mit 227 kW) und 449.800 Yuan für den S9 Ultra (Allrad mit zusätzlichem 158-kW-Motor vorne) ist der Stelato S9 aber deutlich günstiger als die deutsche Konkurrenz, die in China teilweise zu siebenstelligen Preisen angeboten wird.

Beide Versionen des S9 nutzen einen 100-kWh-Akku mit 800 Volt Spannung, der gemeinsam mit CATL entwickelt wurde. Der Hecktriebler kommt auf 816 Kilometer Reichweite nach CLTC, beim Allradler sind es 721 Kilometer. Die technische Basis für das Fahrzeug bildet die sogenannte Turing-Plattform von BAIC.

Der Stelato S9 nutzt das Advanced Driving System 3.0 (ADS) von Huawei, also ein autonomes Fahrsystem. Verbaut ist etwa ein Lidar-Sensor, zudem soll Huawei das erste hochpräzise 4D-Millimeterwellenlängen-Radar in China entwickelt haben – um sowohl die Sichtweite des Systems als auch die Genauigkeit zu erhöhen. Das Infotainment nutzt das HarmonyOS-Betriebssystem des Smartphone-Herstellers.

Die Huawei-Entwicklungen aus dem HIMA-Projekt (Harmony Intelligent Mobility Alliance) sind somit unabhängig vom Fahrzeug selbst. Das nutzt Huawei aus und hat eine Reihe von Joint Ventures mit verschiedenen chinesischen Automobilherstellern gegründet, darunter AITO (Seres), Luxeed (Chery), Stelato (BAIC) und das kommende Aojie (JAC). Dies erklärt die auffälligen Ähnlichkeiten zwischen dem Stelato S9 und dem Luxeed S7.

Der Luxeed S7 soll zudem bald ein Schwestermodell erhalten: Chery hat in China die Zulassung eines neuen Elektromodells namens Luxeed R7 SUV beantragt. Dabei soll es sich um ein SUV-Coupé handeln – es wäre das erste Modell dieser Karosserieform für eines der Huawei-Joint-Ventures. Der Luxeed R7 ist in einem ähnlichen Segment wie die Limousine S7 angesiedelt, mit 4,95 Metern jedoch minimal kürzer. Dem Zulassungsantrag zufolge soll es vier Varianten geben (drei mit Heckmotor, ein Allradler), die Batterien sollen von CATL und CALB stammen.

Auch zu dem Joint Venture Aojie mit JAC gibt es eine News: Die Fahrzeugmarke soll Maextro heißen und im Super-Luxus-Segment angesiedelt werden, also noch deutlich über Stelato. Die angepeilte Konkurrenz heißt hier nicht Mercedes-Benz oder Audi, sondern Maybach und Rolls-Royce. Bei dem Fahrzeug, das als Erlkönig in China fotografiert wurde, handelt es sich um einen rund 5,20 Meter langen Luxus-Van, der die X6-Plattform von JAC nutzen soll. Auf den Markt kommen soll das MPV wohl im Frühjahr 2025 – zu Preisen ab umgerechnet rund 140.000 US-Dollar.

cnevpost.com, carnewschina.com (beide Stelato S9), cnevpost.com (Luxeed R7), carnewschina.com (Maextro)

2 Kommentare

zu „Huawei baut Elektroauto-Angebot in China aus“
Uwe Bosse
10.08.2024 um 10:36
China macht es uns vor, daß laufend neue E-Autos auf den Markt kommen. Bei uns ist scheinbar die Politik zu schwerfällig, Regulierungen einzuführen, welche den Verkauf von Verbrennern bremsen und den Kauf von E-Autos attraktiver machen. Wenn bei Neukauf eines Verbrenners eine CO2-Steuer in Höhe der halben Mehrwertsteuer erhoben würde und dafür bei Neukauf eines E-Autos die Mehrwertsteuer halbiert würde, das könnte Wirkung zeigen. Die Angebote der westeuropäischen Hersteller müssten vielseitiger werden. Der EU-Sonderzoll auf E-Autos aus China zäumt das Pferd von hinten auf.
Jörg
12.08.2024 um 09:32
Die Politik wöllte schon, allerdings lobbiieren die deutschen Hersteller dagegen (um mit den Verbrennern nochmal richtig abzucashen) und schaufeln sich damit langfristig ihr eigenes Grab.Auch halte ich die Sonderzölle für kontraproduktiv, denn es schützt die deutschen Hersteller - zwar nicht vor den Chinesen, aber davor sich selbst endlich mal weiterzuentwickeln und konkurrenzfähig zu werden.

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