Numbat meldet Insolvenz an
Das Amtsgericht Kempten hat bereits am Freitag, den 9. August 2024 das vorläufige Insolvenzverfahren über die Numbat GmbH angeordnet, wie aus der Insolvenzbekanntmachung hervorgeht. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde vom Gericht der Kemptener Rechtsanwalt Robert Saam bestellt.
Konkrete Hintergründe, warum das Unternehmen in die Situation gekommen ist, werden in der Insolvenzbekanntmachung nicht genannt. Allerdings hatte sich die Lage auf dem Markt für Ladeinfrastruktur zuletzt verschärft. Der Ausbau geht allgemein nicht so schnell voran, wie noch vor wenigen Jahren prognostiziert. Zudem steigt im Wettbewerb – nicht nur bei den Ladepunktbetreibern, sondern auch den Hardware-Herstellern – der Preisdruck. So hatte der österreichische Hersteller EnerCharge im Juli ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Und das Südtiroler Unternehmen Alpitronic, einer der Marktführer bei Schnellladesäulen in Europa, hat kürzlich angekündigt, die Produktion seiner Hypercharger zu senken.
Numbat hatte eine Schnellladesäule mit integriertem Batteriespeicher entwickelt. Damit kann die Ladesäule ohne einen entsprechend leistungsfähigen Mittelspannungs-Netzanschluss mit eigener Trafostation betrieben werden – ein Wechselstrom-Anschluss kann schon ausreichen. Die nötige Leistung bei einem Schnellladevorgang wird aus der integrierten Batterie gepuffert – zwischen zwei Ladevorgängen wird die Batterie dann wieder langsam mit Strom aus dem Netz (oder einer lokalen PV-Anlage) nachgeladen. Mit der 200 kWh großen Batterie sind so bis zu 300 kW Ladeleistung möglich – sind beide Ladepunkte der Säule belegt, kann mit 2x 150 kW geladen werden. Die Besonderheit der Numbat-Säule ist das große Display, das für Werbeanzeigen genutzt werden kann.
Mit dem Anschluss an das Niederspannungsnetz ist die Installation solcher Säulen in der Regel deutlich günstiger, da aufwändige Tiefbauarbeiten entfallen oder weniger komplex sind. Zudem kann die integrierte Batterie dazu genutzt werden, den Eigenverbrauch des selbst erzeugten Solarstroms zu erhöhen, denn eine Rückspeisung des zwischengespeicherten Stroms in das Gebäude ist möglich.
Von diesem Konzept haben die Numbat-Geschäftsführer Matthias Schall und Maximilian Wegener nicht nur Investoren überzeugen können (noch im Oktober 2023 hatte das Unternehmen 140 Millionen Euro im Rahmen einer Finanzierungsrunde eingesammelt), sondern auch zahlreiche Kunden: Bei Tegut sollten bis zu 1.000 „Numbats“ gebaut werden, an Shell-Tankstellen deren 70, bei Euronics 150 und bei dem Discounter Norma über 100, um nur einige Beispiele zu nennen. Wie der Ausbau-Stand bei diesen Projekten ist, wie es dort weiterläuft und wie der Betrieb der bereits installierten Säulen sichergestellt wird, ist nach der Insolvenzanmeldung des Unternehmens noch nicht bekannt.
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