VW: Blume fordert „verbindliche Gesetzgebung in Richtung E-Mobilität“
„Dass die EU 2035 an der Elektromobilität festhält, aber andere Technologien einbezieht, finde ich richtig“, sagte Blume der „Welt am Sonntag“. In dem Interview gab der VW-Chef an, dass synthetische Kraftstoffe gerade im Fahrzeugbestand helfen könnten, „sofort etwas für den Klimaschutz zu tun“.
Aber: Bei einem möglichen Einsatz von E-Fuels denkt Blume eher an eine Nische und nicht daran, möglichst viele Autos des aktuellen Bestands damit zu betreiben. „Allein die verfügbaren Mengen synthetischer Kraftstoffe schließen eine Verwendung in der großen Breite an Fahrzeugen aus“, sagte Blume in dem Interview und nannte etwa als Beispiel den Einsatz in einem Porsche 911. Aber ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Wenn synthetische Kraftstoffe im großen Maßstab produziert werden, kann ein attraktives Preisniveau erreicht werden. Auch steuerlich kann man steuern.“
Technologisch und in Bezug auf den Klimaschutz gehe der Kurs allerdings klar in Richtung E-Mobilität. „Die Technologie ist dem Verbrenner hochüberlegen. Mit dem richtigen Strommix trägt sie maßgeblich zum Klimaschutz bei“, so der Manager. Er verwies auch auf die Bedeutung der Ladeinfrastruktur (gerade in den Städten) und die Energiepreise: „Es braucht ausreichend verfügbare und bezahlbare erneuerbare Energie. Auch Steuer- oder Anreizmodelle sind im Hochlauf wichtig, um vor allem Kunden an niedrigere Preissegmente heranzuführen.“
Nicht nur auf der Seite der Kunden, sondern auch bei der Industrie forderte Blume Unterstützung von der Politik – aber nicht unbedingt in Form von Finanzhilfen. Es brauche „eine verbindliche Gesetzgebung, die klar in Richtung Elektromobilität geht. Die Automobilindustrie ist langzyklisch und braucht verbindliche Regelungen“, sagte Blume laut der „WamS“ mit Blick auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei Autozulieferern wie ZF Friedrichshafen, Bosch und Continental. „Würde die Elektromobilität straff hochfahren, gäbe es diese Probleme nicht in dieser Form“, so Blume. „Zudem gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu stärken. Im internationalen Vergleich haben wir ein Kostenproblem.“
Bei der konkreten politischen Regelung, die seit einiger Zeit feststeht, sieht der VW-Chef jedoch noch Herausforderungen: Ab dem kommenden Jahr gelten in der EU strengere CO2-Flottengrenzwerte, die nur mit einem höheren Anteil elektrifizierter Fahrzeuge erreicht werden können – jeder Euro für Strafen sei ein „schlecht investierter Euro“. „Wir werden dafür kämpfen, den Anteil der Elektrofahrzeuge nach oben zu bringen“, so Blume. Für 2025 sei das „eine hohe Hürde“, für 2026 ist Blume optimistischer – „weil dann noch mehr E-Produkte aus dem Konzern im Markt sind“. Ausdrücklich nannte der VW-Chef dabei die 25.000-Euro-Stromer von VW, Skoda und Cupra.
Auch zu der Software-Strategie äußerte sich der VW-Chef in dem Interview. Sein Vorgänger Herbert Diess hatte noch die konzernweiten Software-Aktivitäten in der Einheit Cariad gebündelt, die ein VW-eigenes Betriebssystem entwickeln sollte. Blume hingegen hat mit Xpeng und Rivian Konkurrenten als Partner an Bord geholt. „Es war die richtige Entscheidung, Software an einer Stelle im Konzern zu bündeln“, wird Blume zitiert. „Meine Strategie hat sich insofern geändert, stets die Frage zu stellen, welche Erwartungen unsere Kunden haben. Daraus leitet sich ab, was wir selbst machen, wo wir mit Partnern arbeiten und was wir zukaufen. Immer mit dem Ziel, die beste Lösung anzubieten.“ Und weiter: „Wir können nicht alles selbst machen. Entscheidend ist aber, zu 100 Prozent Zugriff und Führung der eigenen Architektur zu haben.“
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