Dataforce: E-Marktanteil in Flotten normalisiert sich

Im Gesamtmarkt waren die E-Auto-Neuzulassungen – abgesehen von einem Ausreißer im Juni – zuletzt recht stabil bei rund 30.000 Fahrzeugen pro Monat. Im relevanten Flottenmarkt sieht das Marktforschungsunternehmen Dataforce jedoch eine andere Entwicklung bei den Stromern.

volkswagen id7 tourer 2024 12 min
Bild: Volkswagen

Die Zulassungszahlen aus dem Juli sind bekannt: Über alle Antriebsarten hinweg hatte das Kraftfahrtbundesamt 238.263 Neuzulassungen verzeichnet (-2,1 Prozent), davon waren 30.762 Autos rein elektrisch, was 12,9 Prozent Marktanteil bedeutet. Wie Dataforce in seiner Auswertung nun angibt, ist bei den Verkaufskanälen der relevante Flottenmarkt um 12,6 Prozent zurückgegangen. Das wird auch auf die Lage bei den E-Autos zurückgeführt. Denn: Im vergangenen Jahr liefen E-Autos für Gewerbekunden im Juli noch extrem gut, da nur noch bis Ende August Anträge auf den Umweltbonus für gewerblich zugelassene E-Autos möglich waren. Dazu kommt, dass vor einem Jahr der Einfluss von Halbleiterkrise und Pandemie erstmals abebbte. Der Markt war damals ein anderer.

Das gilt auch für Vergleiche zum Juni 2024. Sondereffekte wie das Inkrafttreten der EU-Cybersecurity-Richtlinie und vorgezogene Zulassungen von chinesischen Elektroautos vor den Zöllen haben das Ergebnis verzerrt. Dataforce geht auch davon aus, dass die vorgezogenen Zulassungen zum Teil nun im Juli fehlen und den Markt zusätzlich belasten.

Vor diesem Hintergrund sind die -39 Prozent bei den Stromern im relevanten Flottenmarkt zu sehen, die Dataforce nennt. Im Gesamtmarkt sind die E-Auto-Neuzulassungen im Juli um 29,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Zehn Prozentpunkte mehr beim relevanten Flottenmarkt erscheinen da angesichts des enormen Sondereffekts 2023 schon fast nach einem positiven Ergebnis.

Weshalb Dataforce die Entwicklung von E-Autos in den Flotten positiv sieht, liegt an einer anderen Zahl: Elektroautos haben im Juli mit 16,2 Prozent ihren für dieses Jahr höchsten Marktanteil in der Flotte erreicht – und das eben ohne Sondereffekte durch die Förderung. „Nimmt man Plug-In Hybride noch hinzu, so kommen beide Kraftstoffarten auf 25,4 Prozent, wodurch mehr als ein Viertel des Marktes ernsthaft elektrifiziert ist“, schreibt Dataforce. „Wir halten also fest: prozentual geht es nach unten, die reale Entwicklung sieht allerdings anders aus – zumindest im Flottenmarkt, wo sich der Elektro-Marktanteil langsam wieder normalisiert.“

Anders wird die Lage im Privatmarkt für Elektroautos bewertet. Seit dem kompletten Wegfall der Förderung im Dezember 2023 sei „der Rückgang nicht zu leugnen“. Bei den Privatkunden ist der Elektro-Marktanteil innerhalb eines Jahres von 20,8 Prozent (Juli 2023) auf 13,6 Prozent im Juli 2024 gesunken. „Fehlende Förderung und eine negative Stimmung gegenüber der Elektromobilität machen sich derzeit deutlich bemerkbar“, heißt es klar im Fazit.

Beim Ausblick, den Dataforce im Juli im Rahmen seiner Verkaufsprognose gegeben hatte, könnten die Privatkunden schon bald wieder eine größere Rolle bei der eMobility-Marktentwicklung in Deutschland spielen. Denn 2025 greift eine Verschärfung der CO2-Vorgaben. Um das Flotten-Ziel der Hersteller von 93,6 g/km CO2 (WLTP) im Jahr 2025 zu erreichen, müssen die Hersteller im Schnitt auf einen BEV-Anteil von 23 Prozent und einen PHEV-Anteil von mehr als acht Prozent kommen. In Summe muss also fast ein Drittel aller Neuwagen 2025 einen Ladeanschluss haben, wenn die Hersteller CO2-Strafzahlungen vermeiden wollen. Und das wird wohl mit starken Promotionen und Nachlässen für Elektroautos einhergehen.

„Der Markt kehrt wieder in alte Muster zurück. Das heißt, der Privatmarkt kommt wieder mehr in den Fokus der Hersteller“, sagt Julian Litzinger, Automotive Analyst bei Datafoce. „Und diese müssen sich in wirtschaftlich harten Zeiten mit Rabatten um die Gunst der Kunden bemühen. Die rosigen Zustände der letzten zwei Jahre, in denen ihnen die Fahrzeuge zu jedem Preis aus den Händen gerissen wurden, sind vorbei.“

Dass die Flottenkunden zwar auch derartige Rabatte gerne mitnehmen, grundsätzlich aber unabhängiger von solchen Sondereffekten den Umbau ihrer Flotten vorantreiben, hatte zum Beispiel die „Fuhrparkmanagement Studie 2024“ ergeben. Ein zentrales Ergebnis: Das Gros der Gewerbetreibenden bleibt bei der Antriebswende unbeirrt. 80 Prozent der Fuhrparkmanager in Deutschland will an seinen Plänen zur Reduktion von CO2-Emissionen festhalten. Weitere Ergebnisse der Studie können Sie hier nachlesen.

Quelle: Info per E-Mail

1 Kommentar

zu „Dataforce: E-Marktanteil in Flotten normalisiert sich“
Frank W.
13.08.2024 um 13:45
Man kann nicht mit der Brechstange BEVs in den Markt drücken und erwarten, dass die Nachfrage nach Gebrauchten Schritt hält. Die vermeintliche Übernahme des Restwertrisikos durch die Hersteller (abgesehen von Tesla) im Flottenmarkt, wird der Grund für die sinkenden Zahlen im Flottenbereich sein. Renault und vorallem Stellantis (Peugeot und Opel) haben dieses Jahr ihren BEV Absatz in Deutschland erheblich reduziert, Opel von 19% auf 5,3% BEV Anteil bzw. von 27.760 BEVs in 2023 auf aktuell gerade einmal 4.814 (Jan-Jul 24, inkl. Vans). Peugeot 21,5% (2023) auf 5,1% (Jan-Jul 24). Ob hier wirklich Absatz wegen der neuen Flotten-Ziele ins Jahr 2025 verschoben werden soll, muss doch bezweifelt werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert