VW: Verzögert sich der Trinity bis Ende 2032?
Das „Handelsblatt“ konnte nach eigenen Angaben Anlaufpläne der Einheitsplattform SSP (Scalable Systems Platform) einsehen. Aus diesen Dokumenten soll hervorgehen, dass der Produktionsstart des Trinity Ende 2032 erfolgen solle. Allerdings ist das in dem Bericht genannte Timing für den Start of Production (SOP) vorläufig nur ein Plan des Managements: Mehrere Insider gaben an, dass das VW-übliche Vorgehen eingehalten werden soll. Sprich: Geänderte Produktionspläne werden im Herbst bei der sogenannten Planungsrunde beschlossen, nicht vorher.
Eine Bestätigung des Unternehmens zu den Informationen gibt es folglich noch nicht, Sprecher des Konzerns als auch der Marke VW wollten sich auf Anfrage des „Handelsblatts“ nicht dazu äußern.
Aus den Anlaufplänen soll auch hervorgehen, dass die Produktion weiterer Modelle nach hinten geschoben wird: „So soll der Nachfolger des bereits heute verkauften ID.4 und ein weiteres Elektro-SUV später als bislang geplant produziert werden“, schreibt das „Handelsblatt“. Bei dem E-SUV soll es sich um den T-Sport handeln, dessen Produktionsbeginn für 2031 vorgesehen sein soll.
SSP soll 2028 debütieren – aber nicht bei VW
Als Hintergrund der Entscheidung gelten dem Bericht zufolge nicht nur die bekannten, anhaltenden Software-Probleme. Zum einen sollen die Marktanläufe der neuen Modelle besser mit der derzeit etwas schwächeren Elektro-Nachfrage in Einklang gebracht werden. Zum anderen kommt wohl der aktuelle Sparkurs bei VW zum Tragen: Investitionen in neue Modelle können gestreckt werden, zugleich werden bestehende Fahrzeugplattformen länger genutzt.
So soll sich auch der Start der SSP etwas weiter nach hinten schieben als noch vor wenigen Wochen vom VW-Topmanagement verkündet, allerdings nicht ganz so stark wie beim Trinity: Laut den Dokumenten soll der elektrische Golf-Nachfolger mit dem Arbeitstitel ID.Golf im Herbst 2029 in Produktion gehen – VW-Markenchef Thomas Schäfer hatte noch im Juni beim Golf-Jubiläum öffentlich von 2028 gesprochen. „Wenig später sollte eine Sitzung des Konzernvorstands, bei der auch Schäfer anwesend war, den Markenchef eines Besseren belehren“, schreibt das „Handelsblatt“. Unter Berufung auf VW-Kreise heißt es aber, dass der Anlauf noch etwas nach vorne gezogen werden könnte – der ID.Golf soll das erste SSP-Modell der Kernmarke werden.
Das erste Modell auf Basis der SSP im gesamten Konzernverbund soll den jüngsten Informationen zufolge jedoch der Audi A4 e-tron werden. Die Ingolstädter haben gerade erst das bekannte Verbrenner-Mittelklasse-Modell in A5 umbenannt, um Platz in der neuen Modell-Logik – gerade Ziffern für E-Autos, ungerade für Verbrenner – zu schaffen. Allerdings wird es wohl bis Ende 2028 dauern, bis Audi davon Gebrauch macht und einen elektrischen A4 auf den Markt bringt. Bis dahin wird Audi kein elektrisches Gegenstück zum BMW i4 haben.
Der aktuelle ID.4 auf Basis des MEB soll 2026 ein Facelift erhalten (und in diesem Zuge vermutlich auf den weiterentwickelten MEB+ umgestellt werden). Damit sich die Investitionen in die Entwicklung des MEB+ lohnen, ist aber eine gewisse Laufzeit der Modelle nötig. Auch deshalb soll der komplett neue Nachfolger des ID.4 auf Basis der SSP erst 2030 auf den Markt kommen – und nicht wie zwischenzeitlich geplant 2028. Über eine Verschiebung von angeblich 15 Monaten hatte bereits das „Manager Magazin“ im Juli berichtet, damals war aber noch von 2029 die Rede. Eine Verzögerung scheint also wahrscheinlich, der genaue Umfang ist aber wohl selbst intern noch nicht ganz klar. VW-Insider sagten dem „Handelsblatt“, dass wie beim ID. Golf auch der ID.4-Nachfolger noch etwas vorgezogen werden könnte.
Bei dem „Manager Magazin“-Bericht vor rund vier Wochen wurde noch offen gelassen, ob die Trinity-Produktion in Zwickau 2028 anläuft oder nicht. Ein neuer SOP-Termin Ende 2032 wäre zwar eine enorme Verzögerung, aber nicht die erste Planänderung rund um das Modell. Entworfen wurde der Trinity noch unter VW-Chef Herbert Diess als Flaggschiff-Modell, um die Fähigkeiten der neuen Plattform und eine schlanke und effiziente Produktion zu demonstrieren.
Nach dem Chefwechsel hin zu Oliver Blume im Herbst 2022 wurde das Trinity-Projekt jedoch radikal umgeplant. Aus der ursprünglich entworfenen Elektro-Limousine wurde ein Crossover/CUV, statt in einem komplett neuen Werk in Wolfsburg-Warmenau soll der Trinity in Zwickau gebaut werden. Und statt 2028 als Produktionsbeginn war anfangs sogar 2026 geplant.
14 Kommentare