VW: Verzögert sich der Trinity bis Ende 2032?

Der Trinity galt einst als kommendes Elektro-Flaggschiff des VW-Konzerns – und sollte 2026 auf den Markt kommen. Dass dieser Termin nicht zu halten ist und eine Premiere eher gegen Ende des Jahrzehnts erfolgt, war bereits klar. Doch jetzt könnte sich das Modell nochmals deutlich verzögern.

Bild: Volkswagen

Das „Handelsblatt“ konnte nach eigenen Angaben Anlaufpläne der Einheitsplattform SSP (Scalable Systems Platform) einsehen. Aus diesen Dokumenten soll hervorgehen, dass der Produktionsstart des Trinity Ende 2032 erfolgen solle. Allerdings ist das in dem Bericht genannte Timing für den Start of Production (SOP) vorläufig nur ein Plan des Managements: Mehrere Insider gaben an, dass das VW-übliche Vorgehen eingehalten werden soll. Sprich: Geänderte Produktionspläne werden im Herbst bei der sogenannten Planungsrunde beschlossen, nicht vorher.

Eine Bestätigung des Unternehmens zu den Informationen gibt es folglich noch nicht, Sprecher des Konzerns als auch der Marke VW wollten sich auf Anfrage des „Handelsblatts“ nicht dazu äußern.

Aus den Anlaufplänen soll auch hervorgehen, dass die Produktion weiterer Modelle nach hinten geschoben wird: „So soll der Nachfolger des bereits heute verkauften ID.4 und ein weiteres Elektro-SUV später als bislang geplant produziert werden“, schreibt das „Handelsblatt“. Bei dem E-SUV soll es sich um den T-Sport handeln, dessen Produktionsbeginn für 2031 vorgesehen sein soll.

SSP soll 2028 debütieren – aber nicht bei VW

Als Hintergrund der Entscheidung gelten dem Bericht zufolge nicht nur die bekannten, anhaltenden Software-Probleme. Zum einen sollen die Marktanläufe der neuen Modelle besser mit der derzeit etwas schwächeren Elektro-Nachfrage in Einklang gebracht werden. Zum anderen kommt wohl der aktuelle Sparkurs bei VW zum Tragen: Investitionen in neue Modelle können gestreckt werden, zugleich werden bestehende Fahrzeugplattformen länger genutzt.

So soll sich auch der Start der SSP etwas weiter nach hinten schieben als noch vor wenigen Wochen vom VW-Topmanagement verkündet, allerdings nicht ganz so stark wie beim Trinity: Laut den Dokumenten soll der elektrische Golf-Nachfolger mit dem Arbeitstitel ID.Golf im Herbst 2029 in Produktion gehen – VW-Markenchef Thomas Schäfer hatte noch im Juni beim Golf-Jubiläum öffentlich von 2028 gesprochen. „Wenig später sollte eine Sitzung des Konzernvorstands, bei der auch Schäfer anwesend war, den Markenchef eines Besseren belehren“, schreibt das „Handelsblatt“. Unter Berufung auf VW-Kreise heißt es aber, dass der Anlauf noch etwas nach vorne gezogen werden könnte – der ID.Golf soll das erste SSP-Modell der Kernmarke werden.

Das erste Modell auf Basis der SSP im gesamten Konzernverbund soll den jüngsten Informationen zufolge jedoch der Audi A4 e-tron werden. Die Ingolstädter haben gerade erst das bekannte Verbrenner-Mittelklasse-Modell in A5 umbenannt, um Platz in der neuen Modell-Logik – gerade Ziffern für E-Autos, ungerade für Verbrenner – zu schaffen. Allerdings wird es wohl bis Ende 2028 dauern, bis Audi davon Gebrauch macht und einen elektrischen A4 auf den Markt bringt. Bis dahin wird Audi kein elektrisches Gegenstück zum BMW i4 haben.

Der aktuelle ID.4 auf Basis des MEB soll 2026 ein Facelift erhalten (und in diesem Zuge vermutlich auf den weiterentwickelten MEB+ umgestellt werden). Damit sich die Investitionen in die Entwicklung des MEB+ lohnen, ist aber eine gewisse Laufzeit der Modelle nötig. Auch deshalb soll der komplett neue Nachfolger des ID.4 auf Basis der SSP erst 2030 auf den Markt kommen – und nicht wie zwischenzeitlich geplant 2028. Über eine Verschiebung von angeblich 15 Monaten hatte bereits das „Manager Magazin“ im Juli berichtet, damals war aber noch von 2029 die Rede. Eine Verzögerung scheint also wahrscheinlich, der genaue Umfang ist aber wohl selbst intern noch nicht ganz klar. VW-Insider sagten dem „Handelsblatt“, dass wie beim ID. Golf auch der ID.4-Nachfolger noch etwas vorgezogen werden könnte.

Bei dem „Manager Magazin“-Bericht vor rund vier Wochen wurde noch offen gelassen, ob die Trinity-Produktion in Zwickau 2028 anläuft oder nicht. Ein neuer SOP-Termin Ende 2032 wäre zwar eine enorme Verzögerung, aber nicht die erste Planänderung rund um das Modell. Entworfen wurde der Trinity noch unter VW-Chef Herbert Diess als Flaggschiff-Modell, um die Fähigkeiten der neuen Plattform und eine schlanke und effiziente Produktion zu demonstrieren.

Nach dem Chefwechsel hin zu Oliver Blume im Herbst 2022 wurde das Trinity-Projekt jedoch radikal umgeplant. Aus der ursprünglich entworfenen Elektro-Limousine wurde ein Crossover/CUV, statt in einem komplett neuen Werk in Wolfsburg-Warmenau soll der Trinity in Zwickau gebaut werden. Und statt 2028 als Produktionsbeginn war anfangs sogar 2026 geplant.

handelsblatt.com

14 Kommentare

zu „VW: Verzögert sich der Trinity bis Ende 2032?“
Hoppe 63
13.08.2024 um 10:07
Ich will gar nicht wissen wie weit die Chinesen oder Stellantis bis 2032 sind... Die Gefahr besteht, daß der SSP beim ersten Mal "auf der Straße" schon ein alter Hut ist
Harald Gallinnis
13.08.2024 um 11:50
Stellantis ist keine Konkurrenz! Deren Software ist noch unter dem Niveau von VW. Kann da ein Lied von singen - und das ist weisgott kein Partyschlager!
Julian
13.08.2024 um 12:54
MEB+ bleibt 400 Volt oder passt man das für diese lange Perspektive doch nochauf 800 V(zumindest für ID.4 & Co.) an?
Aztasu
13.08.2024 um 20:08
Bleibt wohl 400V, aber Ladezeiten von 10-80% sollen auf 21 Minuten runter wo das mit 400V noch geht, also max bis ca. 69kWh netto mit 2,9C, da das dann 200kW Ladeleistung ergibt. Größere Batteriegrößen werden wohl wie bisher mit in ca. 24-26 min laden. Bis 25min finde ich erstmal noch okay für Volkswagen. 800V-Systeme schaffen meist auch nur 20min. Hyundai/KIA sind allerdings bei 18min und die chinesen sind schon bei 15min und darunter angekommen. Die Kleinwagen ID.2, Skoda Epiq und Cupra Raval sollen z.B. mit der 56kWh Batterie ca. 21min von 10-80% erreichen. Ladeleistung von 150kW (sehr stabile Ladekurve) bis 160kW(weniger stabile Ladekurve) wären dafür nötig. Das schafft im Kleinwagensegment bisher keiner. Der ID. 3 Pure schafft mit 52kWh ja bereits 145kW und 0-80% in 25min, Der ID.3 Pro mit 59kWh Batterie läd mit 165kW von 10-80% in 24min
KBDCALLS
13.08.2024 um 12:57
Bei dem rumgeeirere bin ich mal gespannt, wann wir von der drohenden Insolvenz von VW reden müssen. Größe schützt davor auch nicht. Beispiele gibts genug.
Martin
13.08.2024 um 12:57
SSP, Trinity oder irgendwas. Namen sind Schall und Rauch. Der VW Konzern sollte dringend zuverlässige und bezahlbare E-Autos auf den Markt bringen. Glauben die allen Ernstes, daß ihr Diess´sches ID-Design noch 6 Jahre durchhält? Ist in meinen Augen doch schon heute zum Gähnen.A propos bezahlbar: Habe gestern über Carwow 5 Angebote für einen Q4 erhalten, eines mit 4 % Nachlaß, die anderen mit Listenpreisen. Bei dieser Preispolitik muß man sich über Schichtstreichungen und Kurzarbeit nicht wundern.
Markus
13.08.2024 um 14:45
Bis dahin haben die Chinesen die 4. oder 5. Generation ihrer Plattformen auf den Markt gebracht. 6C Akkus von CATL und BYD werden bald ihr Debüt feiern. 2032? Uff...
BirneK
13.08.2024 um 15:46
2032? - Ciao VW. - Das 20. Jahrhundert war schön mit dir, das 21. Jahrhundert mehr oder weniger katastrophal mit diversen Skandalen, Verschuldungsrekord, E-Mob & Software verschlafen,…. Iwann Insolvenz, Staatliche Übernahme, Neuanfang und Schuldenlast befreit und Aktionäre mit -99,9% enteignet. Dann kann’s wieder aufwärts gehen…. Prost
PeterPetersen
14.08.2024 um 09:43
Die Untergangskommentare zur Deutschen Autoindustrie liest man ja bald seit 10 Jahren. Das ist fast schon deutsches Brauchtum. Aber sie will einfach nicht untergehen. Meine Favoriten sind die Kommentare die den Untergang mit der Überschuldung begründen und dabei nicht verstehen, dass 3/4 des Fremdkapitals in Bilanzen der OEMs einfach nur das Kreditvolumen der Hauseigenen Autobanken sind. Und ja Banken haben nur rund 8% Eigenkapitalquote, so funktioniert das Bankengeschäft.
Manfred Stummer
14.08.2024 um 15:17
Genau wie das Schlechtreden von Tesla, das geht schon über 10 Jahre so. Inzwischen hat Tesla über 10 Millionen Autos auf der Straße, die Software funktioniert und das eigene Ladenetz sucht seinesgleichen. Für mich sowieso unverständlich dass nach Dieselgate noch jemand VW vertraut.
Lars vom Lande
14.08.2024 um 11:37
Meine volle Zustimmung, PeterPetersen. In EMOB-Kreisen scheint man den Tag herbeizusehnen, an dem eine der deutschen Schlüsselindustrien den Bach runter gegangen sein soll. Dass in Sachen EMOB bisher Milliarden verbrannt wurden und dass namhafte Marktteilnehmer quasi jährlich auf neue Milliarden angewiesen sind, wird geflissentlich ignoriert. Ideologie machts möglich. Und bis es dann endlich mal ein erschwingliches Elektromodell gibt, das in mein Anforderungsprofil passt, fahre ich weiter Passat. Es handelt sich um das neuste Modell und da hat VW ein wunderschönes Auto entworfen. Ich liebe es!
Aztasu
13.08.2024 um 18:26
MEB+ Soll Ladezeiten von ca. 21-23 Minuten bringen statt wie bisher 24-26min. Damit wäre man selbst ohne 800V zumindest noch untere Mittelklasse. Die Reichweiten sind dank effizienten Motoren und mittelgroßen Batterien ohnehin schon gut und könnte noch minimal steigen. Die Kleinwagen rund um ID.2 werden super, der Kompaktwagen ID.3 ist gut und die Mittelklasse ID.7 ist top. Einzig ID. 4/5 stechen jetzt nicht so wirklich raus, sind aber noch in Ordnung. Der Skoda Enyaq bietet da noch ein besseres Gesamtpaket und der Skoda Elroq wird sich super zwischen ID.3 und ID.4 einordnen. Ingesamt kann man doch mit MEB+ super drauf aufbauen. Der Massenmarkt muss halt die E-Mobilität auch annehmen und zwar auf dem heutigem technischen Stand. Wenn sie das nicht tur muss man die Modelle eben etwas hinauszögern.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer
14.08.2024 um 19:10
2032!?? Wow!Schönen Gruß an alle Redakteure und Redaktionen, die so überaus gerne Elon Musk und TESLA verspotten, wenn ein Fahrzeug erst 4 Jahre nach Ankündigung bzw. Vorstellung auf den Markt kommt (Cybertruck, SEMI-Truck). ;-)
Michael
15.08.2024 um 10:02
Ich hatte unlängst einen ID.4 GTX für eine ~220 km Autobahn-Dienstfahrt bekommen. Im Anschluss waren noch mehr als 50% im Akku. Das Auto war große Klasse, es fuhr ruhig und souverän, die Assistenzsysteme arbeiten perfekt, das Head up Display funktioniert super, was will man mehr? Welcher große Wurf soll durch neue Plattformen kommen? Aus meiner Sicht: alles sollte schlanker und leichter werden. Privat brauche ich weniger Technik, keine elektrisch verstellbaren Sitze und ähnliches. Aber da denkt ohnehin jeder Kunde was anderes, genau wie beim Design. Aber geringere Preise, viel geringere Preise, wollen alle und das ist vermutlich über die Batteriezellen zu erreichen. Egal wie die Plattform heißt. Oder?

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