Südkorea fordert Offenlegung von Batterie-Lieferanten

Nach dem Brand eines Mercedes EQE in der Tiefgarage eines Wohngebäudes in Incheon hat die südkoreanische Regierung Autohersteller aufgefordert, ihre Batterielieferanten offenzulegen. Dem sind eine Reihe von Herstellern nachgekommen.

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Bild: Mercedes-Benz

Anfang des Monats war es zum Brand in der Tiefgarage eines Apartmentkomplexes in Incheon gekommen. Auslöser des Feuers war offenbar ein Mercedes EQE. Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt, den derzeitigen Informationen zufolge soll der EQE zum Zeitpunkt des Brandes nicht geladen worden sein. Klar sind im Moment nur die Folgen: Durch das Feuer wurden 140 Fahrzeuge zerstört oder beschädigt, das Wohngebäude musste geräumt werden.

In der Folge hat das südkoreanische Verkehrsministerium Mercedes angewiesen, das betroffene Modell genauer zu untersuchen. Da offenbar die Batterie im Verdacht steht, wurden weitere Hersteller in dieser Woche aufgefordert, die Lieferanten ihrer Batterien offenzulegen – auf freiwilliger Basis. Hyundai, Kia, BMW, Volkswagen und Stellantis sind dem bereits nachgekommen. „Dieser Schritt soll die Angst der Fahrzeugbesitzer vor einem Feuer verringern“, zitiert Reuters aus der Mitteilung einer Regierungsbehörde. Zwar ist oft öffentlich bekannt, mit welchen Batterie-Lieferanten die Autobauer Abnahmeverträge haben, aber in der Regel nicht, in welchen Fahrzeugen welche Zellen eingebaut werden.

Diese – wenn auch freiwillige – Offenlegung stößt aber auch auf Kritik. Denn zum einen gibt es keine eindeutigen Daten, dass die Zellen einzelner Hersteller anfälliger sind oder nicht, was auch Reuters in seinem Artikel betont. Zum anderen muss nur das Unternehmen genannt werden. In den jeweiligen Fahrzeugen kommen aber zum Teil stark unterschiedliche Batteriezellen zum Einsatz, teilweise in anderen Formfaktoren, teilweise mit anderer Zellchemie. Daher bringt die pauschale Information zu dem Lieferanten nicht unmittelbar einen Mehrwert für den Kunden.

Im Falle des Mercedes EQE in Südkorea handelt es sich um Zellen von Farasis Energy. Neben Marktführer CATL ist der deutlich kleinere Hersteller aus China einer der Lieferanten für die Mercedes-Plattform EVA2, auf der der EQE basiert. Noch ist aber nicht geklärt, ob die Batterie die Ursache des Brandes ist – und falls ja, ob es eine von Farasis zugelieferte Komponente war oder eine aus dem Batteriepack, welches von Mercedes selbst gefertigt wird.

Mercedes-Benz Südkorea hat bereits zwei Maßnahmen zugesagt: Zum einen soll den südkoreanischen Elektroauto-Kunden eine kostenlose Inspektion angeboten werden, bei der das Fahrzeug auf potenzielle Brandrisiken hin überprüft werden soll. Zum anderen spendet das Unternehmen 4,5 Milliarden Won (umgerechnet rund drei Millionen Euro), um den Bewohnern des betroffenen Wohngebäudes zu helfen.

Kurz der Blick auf die offengelegten Daten zu den Lieferanten: Bei Mercedes-Benz kommen derzeit Zellen von insgesamt drei Herstellern zum Einsatz – den inzwischen eingestellten EQC mit Zellen von LG nicht mitgezählt. Beim EQA und EQB stammen die Batterien von CATL oder SK On aus Südkorea. Bei den vier Modellen auf der EVA2-Plattform sind es wie erwähnt CATL und Farasis – alle Versionen der EQE Limousine sowie der EQE 500 4MATIV SUV und der EQS 350 nutzen Farasis-Zellen, die weiteren EQS-Varianten (Limousine und SUV) und der EQE 350 4MATIC SUV haben CATL-Zellen im Unterboden.

Bei BMW kommen im iX1, iX3 und iX xDrive40 ebenfalls CATL-Zellen zum Einsatz – der iX2 wird dort nicht aufgeführt, dürfte aber ebenfalls CATL-Zellen nutzen, da er zusammen mit dem iX1 in Regensburg gebaut wird. Die Baureihen i4, i5, i7 und der iX mit der großen Batterie (also xDrive50 und M60) setzen auf Batteriezellen von Samsung SDI.

Von den deutschen Herstellern hat inzwischen auch die Volkswagen Group Korea ihre Batterie-Lieferanten genannt. In allen 14 Konzern-Modellen, die in Südkorea vertrieben werden, sind Zellen der koreanischen Hersteller LGES oder Samsung SDI verbaut. Stellantis Korea verkauft dort den e-208 und e-2008 mit CATL-Zellen sowie die Plug-in-Hybride Jeep Wrangler 4xe und Grand Cherokee 4xe – dort sind Batterien von Samsung SDI enthalten.

Hyundai und Kia nutzen überwiegend Batteriezellen von SK On und Samsung SDI aus Südkorea, in einigen Modellen kommen aber auch Batterien von CATL zum Einsatz.

handelsblatt.com, reuters.com, automobilwoche.de, businesskorea.co.kr (VW)

1 Kommentar

zu „Südkorea fordert Offenlegung von Batterie-Lieferanten“
Christian
14.08.2024 um 13:39
Und wird auch bei Verbrennern gespendet?

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