Wie passen Elektroautos ins Energiesystem der Zukunft?

Claudia Kemfert, Energie-Ökonomin und bekannte Kritikerin der fossilen Energiewirtschaft, beleuchtet in dieser Folge von „eMobility Insights“ die Rolle des Elektroautos im dezentralen Energiesystem der Zukunft. Die Schnittstelle dafür ist das bidirektionale Laden! Und davon könnten Diesel-Dieter oder Solar-Sonja in Zukunft mächtig profitieren, erläutert Kemfert in unserem Podcast.

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„Die Potenziale sind riesig!“ Diese Aussage rund um die Nutzung von Elektro-Fahrzeug-Batterien als mobile Speicher im smarten Stromnetz der Zukunft trifft Claudia Kemfert in dieser Ausgabe von „eMobility Insights“ gleich mehrfach. Weitere Schlagworte: Intelligenz, Digitalisierung, Effizienz. Das Energiesystem, da ist die Leiterin der Abteilung für Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung überzeugt, könne durch E-Autos „sehr stark entlastet werden“. Selbst im Verteilnetz bringe die Elektromobilität eine ungeahnte Flexibilität ins System, von der am Ende viele profitieren könnten. „Die Elektromobilität“, das steht für Claudia Kemfert fest, „ist eine wesentliche Komponente der intelligenten Energiewende und reduziert fossile Energien.“ Und die Elektromobilität senke mittels V2G die volkswirtschaftlichen Kosten.

Die elfte Folge unseres Podcasts ist zugleich die dritte unserer Sommer-Staffel rund um das bidirektionale Laden – präsentiert von The Mobility House Energy, dem Experten an der Schnittstelle zwischen Mobilität und Energiewelt. In der ersten Episode zu dem Thema hat sich Herbert Diess aus der Perspektive der Automobilwirtschaft geäußert, in der zweiten hat Xaver Pfab beschrieben, wie Nutzer mit bidirektionalen E-Fahrzeugen sogar Geld verdienen können.

Nun ist die Perspektive der Energiewirtschaft bzw. des Energiesystems an der Reihe! Und in diesem Hörstück kommt nicht nur Claudia Kemfert zu Wort, sondern auch Christoph Pellinger, Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft. Er verrät uns, was das Reallabor für vernetzte E-Mobilität unIT-e² in Sachen V2G herausgefunden hat. Die gute Nachricht: Der Zielkonflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und Netz- sowie Systemdienlichkeit ist lösbar!

Für Claudia Kemfert ist übrigens auch klar, dass Elektromobilität im Sinne der Verkehrswende anders gefördert werden muss: „Wir brauchen hier einerseits auf der Seite der fossilen Verbrennungsmotoren ein Runterfahren der Vorteile und ein Hochfahren der Vorteile für die Elektromobilität, die im Moment nicht mit gleichberechtigten Anfangsbedingungen startet.“ Auch sei der Strompreis noch immer zu hoch. Und insbesondere bei neuen Geschäftsmodellen rund um das bidirektionale Laden gibt es „zu hohe Abgaben, die eher ein Hindernis sind.“

Ein Problem verortet Kemfert in der deutschen Gesetzgebung, die teils noch aus den 1930er Jahren stammt: Mit der Elektromobilität, die als Querschnittsthema die Regulierung mehrerer bisher getrennter Sektoren berührt, „tut sich Deutschland wahnsinnig schwer“, sagt die Energieökonomin. Stromsteuer, Netzentgelte – vieles müsse auf die neuen Möglichkeiten und Geschäftsmodelle regulatorisch angepasst werden. Und einen weiteren Vorschlag bringt Claudia Kemfert ins Spiel: „Ich wäre sehr dafür, einen eigenen Stromtarif zu haben.“

Im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz macht Claudia Kemfert klar: „Aus meiner Sicht geht überhaupt kein Weg an der Elektromobilität vorbei.“ Das aktuelle Bashing gehe auf das Konto der fossilen Industrie, „die Wunschträume verbreitet“. Nun übernehme ein neues System, das „wirklich viele, viele Vorteile hat – und wo auch jeder mobil sein kann“, so Kemfert.

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3 Kommentare

zu „Wie passen Elektroautos ins Energiesystem der Zukunft?“
Helmut Karl Friedrich Hoedt
16.08.2024 um 14:22
Viel Glück
E. Wolf
17.08.2024 um 12:42
Danke für das Interview. Einige weitere Anmerkungen von meiner Seite.Das BiDi-Laden wird der Game-Changer und ist ein super Beispiel für die Sektorenkopplung, deutlich besser als das PV Überschußladen.Das DC-BiDi Laden ist im Prinzip trivial. Vereinfacht dargestellt, es wird ein AC Batteriespeicher-umrichter für ca. 400 VDC benötigt und dieser bekommt auf der DC Seite einen CCS Anschluß, gleichzeitig muß er netzseitig die VDE-AR 4105 erfüllen.Komplex werden dann die Anwendungsfälle, insbesondere V2G.V2H ist vergleichsweise einfach, da keine Dritten mit Verträgen eingebunden werden, die ebenfalls Geld verdienen möchten.Weiterhin ist ein sog. SmartMeter definitiv nicht erforderlich, es reicht ein EnergieZähler (EZ) oder wer es komfortabler haben möchte ein HeimEnergieManagementSystem ([H]EMS).Die gleichen Industrie- und Lobbygruppen die Gas(H2)-Kraftwerke wollen, werden V2G verhindern oder massiv behindern, natürlich nicht immer sichtbar für das geneigte Publikum.Die Stromsteuer hat für V2H keine Relevanz, es wird ja gerade der Strom vom Dach verwendet. Strom von der Ladesäule macht überhaupt keinen Sinn, einfach einmal selbst rechnen !Auch die Thematik „öffentliche digitale Infrastruktur / Digitalisierung“ hat für V2H keinerlei Relevanz, es bleibt alles „behind the meter“, aber vielleicht ist das auch das Problem. Es ist zu einfach und benötigt keine Dritten.
Michael
19.08.2024 um 08:30
Mir ist bei V2G noch immer unverständlich wer die Kosten für Lade- und Entladeverluste trägt. Inklusiver der dabei umfangreich anfallenden Steuern, Gebühren und Abgaben.

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