Sanierung: Porsche steigt bei Varta ein
In dem nun beschlossenen Sanierungskonzept ist vorgesehen, dass Porsche neben dem Investment in die Varta-Hauptgesellschaft eine Mehrheitsbeteiligung an der V4Drive Battery GmbH eingehen wird. In dieser Gesellschaft bündelt Varta das Geschäft für großformatige Lithium-Ionen-Rundzellen, welche im Performance-Hybrid-Antrieb des Porsche 911 Carrera GTS zum Einsatz kommen.
Auf diesen Kompromiss haben sich Varta-Großaktionär Michael Tojner, Porsche und eine große Anzahl der Gläubiger geeinigt. Das Ziel ist es, Varta zu entschulden und mit frischem Kapital auszustatten. Die Banken verzichten dabei auf 285 Millionen Euro, womit die Verbindlichkeiten des Unternehmens nach eigenen Angaben auf zunächst 200 Millionen Euro sinken. Die beteiligten Aktionäre gehen hingegen leer aus. Tojner und Porsche stellen Varta zusammen 60 Millionen Euro zur Verfügung, weitere 60 Millionen Euro sollen von den Gläubigern in Form von besicherten Darlehen kommen, wie es heißt.
Dass Porsche einen Einstieg bei Varta sondiert, um die Lieferkette für den 911 Carrera GTS zu sichern, war bereits im Juli bekannt geworden. Nun steht fest, dass der Sportwagenbauer im Rahmen einer Kapitalerhöhung die Mehrheit bei V4Drive übernimmt und ein zweites Werk für diese Zellen in Nördlingen (Bayern) fertig bauen wird. Dieses Werk soll dann dem Unternehmen zur Verfügung gestellt werden: „Porsche will sie als Sacheinlage in die V4Drive Battery GmbH einbringen“, teilt Porsche mit.
Porsche ist V4Drive-Großkunde
Die erste für Elektroautos geeignete V4Drive-Zelle im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm Höhe) präsentierte Varta 2021. Im April jenen Jahres stellte das Unternehmen sie zunächst als Basis einer Batterie vor, die als „Booster“ in Premium- und Sportfahrzeugen oder als Speicher für die Rekuperationenergie in Hybridfahrzeugen dienen sollte – wie im Porsche 911. Varta wollte die Kommerzialisierung schnell vorantreiben: Die Pilotproduktion der V4Drive-Zellen im 21700-Format wurde damals für Ende 2021 angekündigt, die Massenproduktion sollte zwei Jahre später – also Ende 2023 – beginnen und die Produktionskapazität mindestens 2 GWh betragen. Varta legte seine Pläne im Automotive-Sektor jedoch Ende 2022 auf Eis. Der Fabrikneubau für die V4Drive-Batterie solle erst nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt werden, hieß es damals. Der Betrieb der Pilotanlage wurde aber planmäßig fortgesetzt.
„Varta und Porsche arbeiten beim Thema Hochleistungs-Batteriezellen eng zusammen. Mit der geplanten Mehrheitsübernahme von V4Drive wollen wir das Unternehmen voranbringen und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt von Schlüsseltechnologien am Standort Deutschland leisten“, sagt Lutz Meschke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand von Porsche.
Den parallelen Einstieg bei der Varta-Muttergesellschaft begründet Porsche damit, dass die Varta AG als Minderheitsaktionär bei V4Drive an Bord bleiben solle – daher sei es „notwendig, Varta zu stabilisieren“. Allerdings gibt es noch einen wichtigen Faktor: Voraussetzung für den Abschluss der Mehrheitsübernahme von V4Drive sind laut Porsche kartellrechtliche Freigaben in verschiedenen Ländern sowie eine erfolgreiche Umsetzung des Sanierungsverfahrens der Varta AG.
Möglicherweise fließen bald noch weitere Gelder von einem dritten Investor. „Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit weiteren Investoren, die bei uns gerne einsteigen würden“, sagte Varta-Chef Michael Ostermann der Nachrichtenagentur Reuters. Namen nannte er dabei aber nicht.
„Mit der heutigen wirtschaftlichen Einigung aller Parteien ist ein entscheidender Durchbruch für ein nachhaltiges Zukunftskonzept der Varta gelungen“, sagt Varta-CFO Marc Hunsdorf. „Mit der Umsetzung der heute vereinbarten Maßnahmen sind Finanzierung und Liquidität der Gruppe nun nachhaltig stabilisiert und langfristig gesichert.“
Großinvestor Tojner, der zugleich auch dem Varta-Aufsichtsrat vorsitzt, ergänzt: „Die heutige wirtschaftliche Einigung stellt einen entscheidenden Wendepunkt für die Zukunft der Varta AG dar. Trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen bietet das Unternehmen großes Potenzial, um Europas Batteriezellforschung und -produktion unabhängiger von asiatischen Lieferanten zu gestalten. Gemeinsam mit Porsche wollen wir einen Beitrag dazu leisten.“
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