Volkswagen bündelt chinesische Elektroauto-Entwicklung wohl in Hefei

Volkswagen strukturiert offenbar seine Forschung und Entwicklung in China um. So sollen die gesamten F&E-Ressourcen für Batterie-elektrische Fahrzeuge bei Volkswagen China Technology in Hefei in der ostchinesischen Provinz Anhui zentralisiert werden. Die Bedeutung Pekings würde damit heruntergestuft.

Einem Bericht der chinesischen Medienagentur 36kr zufolge wird Volkswagens bisheriges F&E-Zentrum in Peking nur einige Projektentwicklungen für Hybride behalten, während „eine große Anzahl von Volkswagen-Mitarbeitern zu Volkswagen China Technology Co Ltd (VCTC) in Anhui oder in andere Betriebe versetzt wird“. Auf diese Weise solle Anhui neben Wolfsburg zum zweiten globalen F&E-Zentrum gemacht werden. Die dort zentral entwickelten Batterie-elektrischen Modelle werden dem Bericht zufolge anschließend von den drei Volkswagen-Joint-Ventures Volkswagen Anhui, SAIC-Volkswagen und FAW-Volkswagen gefertigt. Die Zahl der Beschäftigten bei VCTC soll in diesem Zuge noch dieses Jahr von derzeit rund 2.000 auf 3.000 Mitarbeiter steigen.

Der Ansatz der Zentralisierung in China zeichnet sich schon einige Monate ab. Volkswagen will auf diese Weise bis 2026 Kostenparität zu lokalen BEV-Wettbewerbern bei Einstiegsmodellen der Kompaktklasse erreichen. Im Zentrum der Ziele steht die „In China, für China“-Strategie. Nach dieser sollen die Fahrzeuge nicht nur in China gebaut, sondern eben auch in China mit dortigen Technologien für die Ansprüche der Kundschaft entwickelt werden – daher zum Beispiel auch die Partnerschaft mit Xpeng auf dem Feld der E/E-Architektur

Grundsätzlich sollen Volkswagens Elektroautos in China künftig auf zwei rein elektrischen Plattformen aufbauen: auf dem MEB und der CMP (China Main Platform). Die CMP ist eine speziell für den chinesischen Markt entwickelte Plattform, die die Kosten bis 2026 um 40 Prozent senken und dadurch die erwähnte Kostenparität erreichen soll.

Volkswagen strebt an, vor allem Kompaktmodelle auf Basis der CMP in China zügig auf den Markt zu bringen. Dazu soll im F&E-Zentrum in Anhui neben der CMP und der gemeinsam mit Xpeng entwickelten E/E-Architektur auch eine „China Electrical Architecture“ (CEA) zur Serienreife gebracht werden. Von dieser Standardisierung der digitalen Architektur erhofft sich VW nicht nur ein „erheblich“ beschleunigtes Entwicklungstempo, sondern auch eine höhere Kosteneffizienz.

Die Umstrukturierung geschieht vor dem Hintergrund, dass VW mit seinen ID.-Modellen bisher hinter den Erwartungen zurückgeblieben war – auch weil spezielle Anforderungen der chinesischen Kundschaft nicht rechtzeitig erkannt wurden. So wurde zum Beispiel immer wieder das im Vergleich zu E-Autos von Nio oder Xpeng veraltet wirkende Infotainment mit dem für dortige Verhältnisse kleinen Touchscreen kritisiert. Solche Entwicklungen will der Konzern künftig nicht mehr verpassen und besser bedienen können.

Bei dem im April 2023 noch unter dem Projektnamen „100%TechCo“ vorgestellten F&E-Zentrum in Anhui handelt es sich unterdessen nicht um eine klassische Forschungseinrichtung, in der vor allem Ingenieure arbeiten, sondern um ein „neues Zentrums für Entwicklung, Innovation und Beschaffung für vollvernetzte Elektroautos“, wie Volkswagen in einem früheren Statement mitteilte. In der neuen Gesellschaft werden Fahrzeug- und Komponenten-Entwicklung sowie Beschaffung zusammengeführt. Auf diese Weise will Volkswagen nach eigenen Angaben die Entwicklungszeiten neuer Produkte und Technologien um rund 30 Prozent reduzieren.

Und: Mit der Zusammenführung der Beschaffung in die neue Einheit sollen auch lokale Zulieferer bereits in der Frühphase in die Projekte einbezogen werden. Das ist im Volkwagen-Konzern nicht ohne Vorbild: Auch im neuen Campus Sandkamp in Wolfsburg werden im Entwicklungszentrum Mitarbeiter der anderen Geschäftsbereiche tätig sein – etwa aus dem Einkauf, der Produktion oder der Qualitätssicherung. Für das neue China-Zentrum kündigt VW zudem bereits im Frühjahr an, dass die neue Gesellschaft die Entwicklungsprojekte aller Joint Ventures des Volkswagen-Konzerns in China – SAIC-Volkswagen, FAW-VW und Volkswagen Anhui – enger miteinander verzahnen werde.

Vor der Gründung von VCTC wurden die Batterie-elektrischen Fahrzeuge von Volkswagen noch in der Zentrale in Deutschland entworfen und entwickelt. Anschließend passten FAW-Volkswagen und SAIC Volkswagen die Prototypen auf der Grundlage ihrer eigenen Positionierung und Marktkenntnis an den chinesischen Markt an. 2017 kam dann mit Volkswagen Anhui ein dritte Joint Venture (mit JAC) hinzu. In diesem soll laut 36kr auch die „Hauptproduktion“ der neuen von VCTC entwickelten Fahrzeuge stattfinden.

Volkswagen Anhui hat denn auch kürzlich das erste Modell der neuen Submarke ID. UNYX für den chinesischen Markt präsentiert. Das gleichnamige E-SUV-Coupé ist im Prinzip ein Cupra Tavascan mit VW-Logo und wird zu Preisen ab 209.900 Yuan (umgerechnet ca. 26.500 Euro) angeboten.

cnevpost.com

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