BYD plant wohl Deutschland-Vertrieb in Eigenregie
Wie das „Manager Magazin“ unter Berufung auf drei Insider berichtet, plant BYD für Deutschland eine Kehrtwende: Statt mit einem Importeur soll der Vertrieb demnach ab Oktober in Eigenregie weitergeführt werden. Das würde eine Trennung vom bisherigen Partner Hedin Mobility Group bedeuten. Mit den Schweden hatte BYD seit Sommer 2022 den Vertrieb in Europa vorbereitet. Bei dem Europa-Launch der chinesischen Marke in Paris im Herbst 2022 war kaum BYD-Personal vor Ort – Präsenz zeigten die Hedin-Leute.
Für Deutschland hatte Hedin wiederum Vereinbarungen mit sechs Händlergruppen geschlossen, um den BYD-Vertrieb und -Service an etablierten Standorten abzuwickeln – parallel dazu hat Hedin auch eigene Niederlassungen aufgebaut. Aktuell kommt BYD in Deutschland auf 27 Vertriebsstandorte. Was die angebliche Trennung von Hedin für die Partnerschaften mit diesen Händlergruppen bedeutet, ist noch nicht bekannt. Gegenüber dem „Manager Magazin“ teilte ein BYD-Sprecher mit, dass es zu früh sei, „um solche Prozesse zu kommentieren“. Hedin äußerte sich nicht.
Dass BYD unzufrieden mit den bisherigen Verkaufszahlen in Europa ist, ist bekannt: Im Mai wurde der bisherige Europa-Chef Michael Shu entmachtet und Stella Li übernahm die Verantwortung – die Managerin wird inoffiziell als Nummer zwei bei BYD hinter Gründer und Präsident Wang Chuanfu gesehen. Bereits damals wurden die mauen Zulassungszahlen vor allem in Deutschland als Grund für die Reorganisation genannt. 2023 konnte BYD hierzulande 4.139 Autos zur Zulassung bringen, in den ersten sieben Monaten 2024 waren es sogar nur 1.432 Fahrzeuge. Dabei sieht der Plan von BYD vor, 2026 alleine in Deutschland 120.000 Autos zu verkaufen.
Wie es nun in dem Artikel heißt, soll sich Stella Li „allem Anschein nach vor allem vom Partner Hedin ausgebremst“ fühlen. Daher will sie nun eine „National Sales Company“ aufbauen. „Die Vertriebsorganisation solle mit deutlich mehr Händlern als bisher arbeiten. Aber auch den Direktvertrieb über das Internet könnte BYD damit forcieren“, schreibt das „Manager Magazin“. Namen der möglichen Partner und ein Zeitplan werden aber nicht genannt – nur der 1. Oktober als Datum ist bekannt.
Allerdings gibt es wohl auch innerhalb von Hedin Unzufriedenheit mit dem Partner aus China: So hätten die Schweden dem Vernehmen nach gerne auf mehr als sechs Handelspartner in Deutschland gesetzt, um mehr Standorte zu haben und auch die Macht der einzelnen Handelspartner zu reduzieren. Denn die wenigen Vertragspartner seien sich ihrer starken Position bewusst, heißt es – und würden auch blockieren, wenn ihnen etwas nicht passe.
Tragbar ist diese Situation für BYD wohl nicht mehr. Ein angeblicher weiterer Konflikt um den Zahlungszeitpunkt von achtstelligen Summen, die Hedin zugestanden haben sollen, dürfte das Klima zwischen den beiden Partnern nicht gerade verbessert haben. Allerdings ist BYD selbst mit der Wahl von Hedin als Vertriebspartner ins Risiko gegangen: Die Handelsgruppe ist zwar sehr groß, hat aber vor allem Erfahrung in Schweden. Erst seit 2017 ist Hedin auch in Norwegen aktiv und ist nach und nach in weitere Länder expandiert. Bis zu der Vereinbarung mit BYD war Hedin in Deutschland nur über die Tochter KW Autohaus GmbH aktiv. Das Unternehmen betreibt einen Showroom in Bremerhaven und vertreibt ansonsten gebrauchte Verbrenner der Marken Dodge und Ram online. Erfahrungen im Deutschland-Vertrieb mit Elektroautos oder Premiummarken sehen anders aus.
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