E-Flugtaxi-Entwickler Lilium soll Weggang aus Deutschland erwägen

Lilium soll einen Verkauf an ausländische Investoren und eine Verlagerung ins Ausland prüfen. Hintergrund der Investoren-Suche ist wohl, dass es nach wie vor keine Entscheidung über deutsche Staatshilfe für das E-Flugtaxi-Startup gibt.

lilium jet vtol 2024 01 min
Bild: Lilium

Laut dem „Handelsblatt“ hat die Führung des Unternehmens um Lilium-CEO Klaus Roewe im Juli Berater damit beauftragt, Geldgeber für einen möglichen Verkauf des E-Flugtaxi-Unternehmens zu suchen. Dabei beruft sich das Wirtschaftsblatt auf Informationen aus dem Umfeld des Unternehmens. Ein Sprecher von Lilium wollte sich auf „Handelsblatt“-Anfrage nicht offiziell äußern.

Schon Mitte Mai hatte Lilium auf die noch ausstehende Entscheidung zu deutschen Staatshilfen reagiert: „Wir erwarten eine zügige Prüfung, denn Transparenz ist für uns als börsennotiertes Unternehmen an der Tagesordnung“, sagte Roewe zu diesem Zeitpunkt. „Die Elektrifizierung liegt als Beitrag zur notwendigen Dekarbonisierung der Industrie im starken öffentlichen Interesse. Bei der Förderung durch die Bundesregierung geht es nicht nur darum, gleiche Wettbewerbsbedingungen mit den USA und China zu schaffen, sondern auch darum, dass Deutschland den Finanzmärkten signalisiert, dass Innovationen und neue Technologien in Deutschland unterstützt werden.“

Hintergrund ist, dass die Bundesregierung und der Freistaat Bayern die staatliche Förderbank KfW mit der Durchführung einer Due-Diligence-Prüfung beauftragt haben. Diese dauert weiter an. Abhängig von deren Ergebnis könnte Lilium staatliche Bürgschaften als Sicherheit für einen KfW-Kredit erhalten, dessen Höhe noch festgelegt werden muss. Lilium strebt nach früheren Angaben ein Kreditvolumen von mindestens 100 Millionen Euro an.

Laut dem „Handelsblatt“ hatte sich das Unternehmen ein „positives Signal“ vor der Sommerpause erhofft. Nun soll die Geduld im Vorstand allmählich erschöpft sein: „Auf der einen Seite wähnen sich die Entwickler des Lilium-Jets so nah an der Zulassung und Markteinführung ihres elektrischen Senkrechtstarters wie niemals zuvor. Auf der anderen Seite steigt die Sorge, dass auf den letzten Metern das Geld ausgeht. Deshalb muss schnell eine Lösung her“, heißt es in dem Artikel. Interesse an dem Unternehmen soll es aus China, den USA und Saudi-Arabien geben.

Die Kleinserien-Produktion des E-Flugtaxis namens Lilium Jet hat das Unternehmen 2023 eingeläutet. Mit der für 2026 geplanten Kommerzialisierung des Lilium Jet bereitet sich das Unternehmen auf eine größere Produktion vor. Lilium verfügt nach Angaben aus dem Frühjahr über eine Auftragspipeline von mehr als 780 Lilium Jets, einschließlich verbindlicher Aufträge und Absichtserklärungen von Betreibern aus den Vereinigten Staaten, Südamerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten.

Im Mai wurde bereits bekannt, dass Lilium mit Staatshilfen aus Frankreich liebäugelt. Man befinde sich in „fortgeschrittenen Gesprächen mit der französischen Regierung über Pläne zur Ausweitung der Produktionskapazitäten in Frankreich und mögliche staatliche Subventionen und Kreditbürgschaften“, teilte Lilium im Frühjahr mit. Um die Staatshilfen zu erhalten, müsste Lilium aber einen Standort in Frankreich aufbauen, was das Unternehmen nach eigenen Angaben auch prüft. Ob Lilium diesen Plan noch immer weiter verfolgt, ist unklar.

handelsblatt.com

18 Kommentare

zu „E-Flugtaxi-Entwickler Lilium soll Weggang aus Deutschland erwägen“
Al
20.08.2024 um 10:58
Germany is the death of innovation
tanz
20.08.2024 um 16:27
Interessant wie sonst gefordert wird dass mehr private Investitionen erfolgen müssen und der Staat soll sich raushalten, aber jetzt analles staatliche Zuschüsse und Subventionen hängt. Haben die vorherigen Aktieninvestoren keine Lust mehr? Oder wollen die nach 90% Kursverlust lieber eher auf Lebenserhaltungsmaßnahmen durch staatliche Hilfen setzen?Wenn Frankreich als Ziel festgelegt wird, weil da dann staatliche Gelder fließen heißt das ja fast das aus privater Seite nicht mehr genug Kapital nachkommen will. Warum wenn doch die Endphase kurz bevor steht und man riesige Auftragsbücher hat?
Herbert Wertig
20.08.2024 um 12:22
Volle Auftragsbücher aber immer wieder nach neuen Subventionen schreien. Das passt nicht ganz zusammen. Reisende soll man nicht aufhalten.
Sascha Zeitz
24.08.2024 um 16:05
Die Zertifizierung von Flugzeugen ist bis zur Flugerlaubnis äußerst kostspielig. An China kann jeder sehen, wie sich gezielte Subventionen (siehe Autoindustrie und Solarzellen) rechnen können. Wenn Staaten nicht in Zukunftstechnologien investieren, sind sie bei der Wertschöpfung Zaungäste. In Deutschland wird viel erfunden, aber seit über 40 Jahren ruht man sich auf den Erfindungen der Vergangenheit aus. So meldet man sich als Witschaftsnation konsequent ab.
JR
20.08.2024 um 16:03
Die Unstetigkeit von oben beweist sich wieder. Alle werden wegen der E-Mobilität heiß gemacht. Bsp: ZF stellt teils ein Werk um für Teileproduktion der E-Mobile und ab Januar werden die Subventionen für E-Mobile gestrichen und die Nachfrage bricht weg. Ergebnis: ZF baut Stellen ab. Schlaue Nummer. Täglich wandern Firmen ab, Experten warnen eindringlich und wollen Änderungen. Was passiert? Nichts! Und wenn bei Lilium DANN die Auftragsbücher voll sind ist es zu spät weil die Firma dann im Ausland ist. Wir verschlafen alles.
tanz
20.08.2024 um 17:44
Es gibt mit Airbus einen nicht ganz kleinen Flugzeughersteller, der ebenfalls staatlich bezuschusst worden ist, aber mittlerweile Milliardengewinne vorweisen kann. Da sollte doch eine Beteilligung möglich sein - bessere Luftfahrtkompetenz als bei der KfW sollte da auch gegeben sein.
Frank Hajek
20.08.2024 um 17:26
Deutschland hat längst den Status eines führenden innovativen Industriestaates verloren. Wir laufen (fahren) der Entwicklung nur noch hinterher (siehe E-Autos). Wenn in Deutschland mal eine bahnbrechende Erfindung gemacht wird, dann sind wir ganz groß darin, dies nicht zu fördern, uns aus der Hand nehmen oder abwandern zu lassen. Geld in die Hand nehmen, um den Mut auf Risiko zu unterstützen (?) ... man bewahre uns davor. Hauptsache die Gelder fließen wo auch immer hin. ... Ein negatives Beispiel war/ist die Magnetschwebebahn. In Deutschland erfunden und zunächst entwickelt, jedoch nicht zum Abschluss gebracht. Und wo finden wir sie heute ? Genau z.B. in Japan und China. Im Zugverkehr geht es dort inzwischen um Sekunden bei der Bahnverspätung. Die Deutsche Bahn hingegen schätzt nur noch die Abfahrts-/Ankunftszeiten. - ICH schätze mal, dass inzwischen auch für die deutsche Entwicklung des "Lilium-Jets" der Zug abgefahren sein dürfte. ;-)
Franz Mueller
20.08.2024 um 19:26
2025 Erstflug, 2026 dann Auslieferung? Das soll wohl ein Witz sein, in der Luftfahrtindustrie hat man Entwicklunszyklen von 10 Jahre und mehr. Das dauert mehrere Jahre nach dem Erstflug bis alles verbessert und überarbeitet ist, das bekommt auch kein Startup schneller hin, vor allem nicht wenn es wegen Länderwechsel die Hälfte der Belegschaft verliert. Und bei Lilium schwingt immer noch mit, dass die verwendete Technik eigentlich zu Ineffizient für die Reichweite ist. Jeder, der da bisher Geld reingesteckt hat, hält sich jetzt aus gutem Grund zurecht. Und das sollte auch die Bundesregierung, einem Privat Unternehmen mit solch schlechten Aussichten auf Erfolg sollte gar kein Kredit gegen werden.
Can Demirdögen
21.08.2024 um 10:07
Hallo Franz, Mit Erstflug ist hier der bemannte Flug gemeint. Unbemannt Fliegen die Dinger in Spanien schon lange, das Unternehmen ist schon fast 10 Jahre alt. Die Reichweiten werden stetig verbessert, man möchte hier aber hauptsächlich den Kurzstreckenbereich abdecken also der untere dreitstellige Km-Bereich. Über 1000 Mitarbeiter und die Führungsriege von Airbus und Boeing. Wenn Deutschland den Titel als Innovationsland beibehalten möchte, darf man das nicht über Bord werfen. Wir zahlen jährlich über 25Milliarden Euro Entwicklungshilfe ans Ausland. Die berüchtigten Radwege in Peru :). Ein Bruchteil für ein Münchner Startup, ist denk ich verkraftbar.
Franz Mueller
21.08.2024 um 14:00
Nein, das Serienmodell ist noch nie geflogen. In Spanien fliegt nur ein Modelflugzeug im Maßstab 1:2. Nichts von der Serientechnik ist da drin. Trotzdem gibt's keinen Flug auf Youtube über 3 Minuten Länge. Lilium geht nur mit Simulationsdaten in die bereits angelaufene Produktion. Schon allein das ist ein Grund, da kein Geld reinzustecken. Das neue Modell hat übrigens ein Fahrwerk, offenbar hat Lilium verstanden, dass ein VTOL energetisch nicht funktioniert. Aber welcher Investor hat Interesse an einem Ultraleichtflugzeug was auf einer Landebahn landet? Keiner, gibt's ja überall schon zu kaufen.
Eberhard Klaus
21.08.2024 um 11:01
Deutschland ein Land der Dichter, Denker und Tüftler...Egal welche Regierung gerade am Zuge ist...Die Politik ist Unfähig wirklich wichtige und richtige Endscheidungen zu treffen...Es fehlt leider zu oft an Sachverstand und am nötigen Überblick im Bürokratie - Dschungel...Nach Kategorien fördern und fordern. Für die Gesellschaft und Marktwirtschaft in Zukunftstechnik Investieren und dabei auch begleiten... Das geschieht seit 10 Jahren in der Höhle der Löwen, wo Private Investoren in kleinem Maße helfen und abschöpfen... Deutschland braucht ein Inovations - Gesetzt...und nun Endlich auch mal wieder Führungskräfte aus der Wirtschaft, die nicht nur Jammern und klagen...sondern sich auf Deutsche Tugenden Rückbesinnen...
Mike Trustworthy
21.08.2024 um 11:56
Känguru-Business... Große Sprünge mit leerem Beutel, fällt mir dazu ein. Wie schon geschrieben wird mit einem immer größer werdenden Auftrags-Funnel und anderen Bühneneffekten für den begabten Kleinkünstler nach Kapitalgebern gesucht, wobei mir bis heute nicht bekannt ist (vielleicht habe ich diese Info übersehen), ob das Antriebskonzept allein schon wegen der Lärmentwicklung für einen Einsatz in einem urbanen Umfeld geeignet ist. Und das mal ganz abgesehen von bislang ausreichend angezweifelten Leistungsdaten. Bisher verfolge ich seit Jahren immer nur neue "Erfolgsmeldungen", aber tatsächliche Beweise der Umsetzbarkeit dieses Konzeptes bleiben aus. Ich schließe meinen für Experten sicherlich irrelevanten Kommentar mit einem Zitat eines sehr alten Sprichwortes aus einem nicht europäischen Kulturkreis: Wenn dein Pferd tot ist, steig ab!
Jensen
21.08.2024 um 14:44
Welchen genauen Status das Unternehmen (rechtlich übrigens in Amsterdam verortet) hat, vermag ich nicht einzuschätzen. In den frei verfügbaren Quellen lässt sich ganz gut herauslesen, dass wohl die technische Entwicklung nicht mit den eher groß gefassten Meldungen der Marketingabteilung Schritt halten kann und konnte. Wenn das Unternehmen, das mögliche Produkt und letztlich die eventuelle Aussicht interessant genug für den Kapitalmarkt sind, werden sich auch (neue) Geldgeber finden, die bereit sind da Geld reinzustecken. Ein mittlerer 3-stelliger Millionenbetrag dürfte schon nötig sein, um überhaupt weitermachen zu können.
H. Scheub
22.08.2024 um 00:13
Für mich ist Deitschland nahezu unverständlich geworden:In Stuttgart werden für den unsinnigen Rückbau des Bahnhofs im Rahmen von Stuttgart 21 - aktueller Stand 12 mrd Euro an Steuergeldern (Bund, Land, Stadt) ausgegeben.12.000 Millionen Euro für einen Rückbau Und keine 100 oder 200 Millionen für Zukunft Innovation in Lilien.
Hermann Dorsch
22.08.2024 um 07:37
Ich sage nur SONO Motors, wobei die deutlich weiter waren. Hatten die Entwicklung und den Bau der über 30 Test- und Prototypen gestemmet, und als dann ca 100 Mio fehlten, um die Produktion in Europa zu starten, hat sich kein einziger Politiker dafür stark gemacht ... Aber mich wundert es nicht, denn wer hat als Fachmann denn ein Interesse daran sich in der Politik verheizen zu lassen ? Also sind Politiker nur gute Schwätzer ohne echtes Know How.
Martin Hawranek
22.08.2024 um 15:40
Wenn ich die bisherigen Kommentare überschlage, so sehe ich einerseits eine neidische Herabwürdigung des Projekts, dem 1000 Menschen ihre Lebenszeit widmen. Menschen, die an die Machbarkeit glauben und mit Sicherheit mehr Einblick in die technischen und wirtschaftlichen Belange haben als die, die hier online meckern. Andererseits wird hier über den bösen Staat gejammert - er ist ja immer schuld! Gleichwohl er das Geld (vermeintlich ungerechtfertigt) ausgibt oder ob er es verschläft, eine Zukunftstechnologie zu fördern und national zu erhalten. Das alles klingt nach (typisch deutscher) Kleinkrämerei und es ist ehrlich gesagt sehr ermüdend, dass eine Nation mit so viel Potential es rund siebzig Jahre nach einem verlorenen Krieg nicht hinbekommt, nach vorne zu sehen. Wann werden wir Europäer endlich erkennen, dass die Weltgeschichte nicht mehr von uns geschrieben wird, dass es längst andere Akteure gibt? Wir werden hier und heute von den Ereignissen auf diesem Planeten beeinflusst und ich bin mir sicher, dass unser Jammern die Dinge keinesfalls verbessert. Ich sage: wenn wir die Dinge nicht in die Hand nehmen, tut es wer anderes. Die Frage ist lediglich, ob es uns dann gefällt. In diesem Sinne sollte Innovation im Land gehalten und nicht verkauft werden. Der Staat hat hier eine Verpflichtung, es den konkurrierenden Mächten, den USA und China gleich zu tun - Schlüsseltechnologien nicht aus der Hand zu geben! … Nebenbei denke ich auch, dass es nur ein Säbelrasseln von Lilium ist, da ihnen die Zeit davonläuft und da sie den Aktienkurs für die amerikanischen Börsen, wie ich gelesen habe, in Richtung 1 $ bringen müssen. Ich wünsche uns und Lilium und auch den Investor:innen ein gutes Durchhalten!
Franz Mueller
22.08.2024 um 17:08
Vielleicht sollte man auch mal einsehen, dass ein Fluggerät mit einer Batterie als Speicher sich keine Ineffizienten Antriebe leisten darf. Lilium hat 30 Propeller, alle klein und hochdrehend mit hohen Verlusten durch die Umrandung (das sind keine Jets, das sind Impeller). Alle anderen Anbieter in diesem Bereich haben wenige, große Propeller ohne Einhausung Lilium hatte lange genug Zeit, den Zweiflern und Investoren Daten und Fakten zu liefern, dass ihr Weg auch funktioniert. Die Tatsache, dass sie es nicht tun, spricht Bände.
Reinhard Gilch
25.08.2024 um 17:19
Komisch ich habe noch nie soviele verkappte Ingenieure behört . Alle sind plötzlich klüger als 500 an der Entwicklung beschäftigten Flugingenieure.

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