EU-Kommission senkt Zölle für China-E-Autos leicht

Die EU-Kommission hat den Entwurf für die endgültigen zusätzlichen Zölle auf importierte Elektrofahrzeuge aus China vorgelegt. Die Logik der geplanten Zölle bleibt grundsätzlich gleich, jedoch wurden die jeweiligen Zollsätze leicht gesenkt – und auch für Tesla ist nun eine Regelung bekannt.

tesla model 3 performance 2024 02 min
Bild: Tesla

Der neue Entwurf soll „die bisherigen Kommentare der interessierten Parteien zu den am 4. Juli veröffentlichten vorläufigen Ausgleichszöllen sowie den Abschluss einer Reihe von Untersuchungsschritten“ widerspiegeln, die im vorläufigen Stadium noch nicht abgeschlossen waren, wie es seitens der Kommission heißt. Und es sind weitere Änderungen möglich: „Sobald die Kommission alle Kommentare der interessierten Parteien analysiert und die Mitgliedstaaten ihre Stellungnahme abgegeben haben, wird die endgültige Entscheidung im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.“ Das heißt: Ob die Sonderzölle tatsächlich kommen, ist immer noch nicht final entschieden – später dazu mehr.

Zu den wichtigsten Neuerungen zählt etwa eine „leichte“ Anpassung der vorgeschlagenen Zollsätze „auf Grundlage begründeter Kommentare interessierter Parteien zu den vorläufigen Maßnahmen“, so die EU. „Diese Überarbeitungen zeigen, dass die Kommission alle einschlägigen Vorschriften und Verpflichtungen in vollem Umfang einhält und ihre Feststellungen strikt auf Fakten und Beweise stützt.“ Die wichtigsten Anpassungen im Überblick:

HerstelleraltneuGesamter Einfuhrzoll
BYD17,4 %17,0 %27,0 %
Geely19,9 %19,3 %29,3 %
SAIC37,6 %36,3 %46,3 %
Tesla9,0 %19,0 %
kooperierende Unternehmen20,8 %21,3 %31,3 %
andere37,6 %36,3 %46,3 %

Neu ist auch, dass Tesla einen individuellen Zollsatz gewährt bekommt. Dieser liegt bei neun Prozent Sonderzoll, was zusätzlich zu den ohnehin geltenden Einfuhrzöllen von zehn Prozent erhoben wird – macht im Falle von Tesla also 19 Prozent Einfuhrzoll, wenn ein in China gebautes Elektroauto in die EU importiert wird. Derzeit stammen alle in Europa verkauften Model 3 aus der Giga Shanghai.

Tesla hatte nach der Einführung der vorläufigen Maßnahmen einen Antrag auf eine individuelle Untersuchung gestellt. „Die Kommission prüfte die Informationen während des Kontrollbesuchs in China und führte dieselben Kontrollen durch wie bei den anderen in die Stichprobe einbezogenen chinesischen ausführenden Herstellern“, begründet die EU den nun festgesetzten Tesla-Zollsatz. „Etwaige Unterschiede in den Zollsätzen spiegeln die unterschiedliche Höhe der Subventionierung in den verschiedenen Regelungen wider, die durch verschiedene Faktoren wie den Umfang der Zusammenarbeit und die unterschiedlichen Organisationsstrukturen in Bereichen wie der Finanzierung beeinflusst wurden.“

Zudem gibt es auch eine neue Regelung mit Blick auf die Zukunft: Chinesische Autobauer und Joint Ventures mit EU-Herstellern, die zum Zeitpunkt des Untersuchungszeitraums noch nicht in die EU exportiert haben (und somit keine individuellen Zollsätze in der Untersuchung ermittelt werden konnten), sollen als „kooperierende Unternehmen“ eingestuft werden. Damit würden also 21,3 Prozent Sonderzoll (bzw. 31,3 Prozent Einfuhrzoll) fällig, wenn sie später doch in die EU expandieren wollen. Das ist übrigens der einzige Zollsatz, der im Vergleich zur Fassung aus dem Juli leicht gestiegen ist.

Und: Die Sonderzölle sollen nicht rückwirkend erhoben werden. Laut der EU hätten die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen ergeben, dass die rechtlichen Voraussetzungen für die rückwirkende Erhebung von Zöllen nicht erfüllt sind. „Dementsprechend werden weder die vorläufigen Ausgleichszölle noch die Zölle auf die zollamtlich erfassten Einfuhren für den Dreimonatszeitraum vor der Einführung der vorläufigen Zölle rückwirkend vereinnahmt“, heißt es in einem erklärenden Q&A der Kommission.

Auf Basis des neuen Entwurfs sind weitere Kommentare und Anhörungen möglich. Die EU-Kommission wird den EU-Ländern dann einen finalen Beschluss zur Abstimmung vorlegen. Endgültige Maßnahmen müssen spätestens vier Monate nach Einführung der vorläufigen Zölle eingeführt werden – bis dahin muss also auch die Abstimmung erfolgt sein. Sofern sie angenommen werden, würden die Sonderzölle für fünf Jahre gelten.

ec.europa.eu (Mitteilung), ec.europa.eu (Q&A)

5 Kommentare

zu „EU-Kommission senkt Zölle für China-E-Autos leicht“
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
21.08.2024 um 08:05
Dann man nur hoffen das dieser ganze Schwachsinn mit den "Ausgleichszöllen" von den Mitgliedsländer abgelehnt wird. Wir hoffen mal das genug Hersteller ihre Regierungen unter Druck setzen diese Behinderung des E-Automarktes in Europa nicht zu beschließen. Diese Zölle wären das Gegenteil von dem was der Markt braucht um auch die unteren Preissegmente an die Käufer bringen zu können. 9 % Aufschlag für alle aus China wäre voll und ganz ausreichend.
erFahrer
21.08.2024 um 08:25
Jetzt müssen also die EU-Bürger viel tiefer in die Tasche greifen sowohl bei den CN-BEV als auch bei den EU-BEV die ja ebenfalls ihre Preise weiterhin hoch halten können. Was wohl mit all den Mrd. an Zoll geschieht, kommen sie der eMobilität auf anderem Weg zu gute? In D z.B. mit dem Deutschlandnetz oder mit fairen Preisen für das Laden ;-). Ist interessant was mit dem BEV-Zoll der EU-Bürger passiert. Den so hat die Treibstoff-Lobby es geschafft die Verbesserung auf eMobilität einen weiteren Bremsschuh unter die Räder zu werfen. Mal sehen wie der von Bearböckchen persönlich beleidigte Chinesische Staat reagiert. Ggf. Erweitert es seine bestehenden Ausfuhrzölle auf auf Konsumgüter die in die EU gehen sollen. Wie auch immer der Einfluss der US-Öl-Regierung auf die EU wird hier wieder deutlich, die EU hat zu spuren, sonst bekommen wir wohl das LNG zu nur noch höheren Preisen? Welche Wirkung entfalten also derartige Maßnahmen der gewählten EU-Volksvertreter?
Dr. Erich Blöchinger
21.08.2024 um 08:50
Zeigt sich malwieder, für was die EU gut sein kann, Gut das wir in der der EU sind , Die ist äußerst wichtig für Handelsbeziehungen und auchzur Lösung bei wirtschaftlichen Problemen, Gerade mit Staaten, die nicht immer fair sind
Tobias
21.08.2024 um 12:18
Habe ich das richtig verstanden, dass Autos europäischer Hersteller aus chinesischen Werken damit Zölle von 31.3% erhalten, BYD aber nur 27% und Tesla 19%? Oder was habe ich da übersehen?
John
22.08.2024 um 19:22
Neben den BEV Kunden gibt es auch Arbeitnehmer die es zu schützen gilt. Es bringt nichts wenn man die nächsten 2 China BEVs zum halben Preis bekommt und danach jeden weiteren zum doppelten. Daumen hoch für faire Zölle. Und kommt mir nicht da it dass die deutschen OEMs auch gegen Zölle sind. Die vertreten keine EU Wirtschaftsinteressen.

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