Bau von Kathodenmaterial-Fabrik in Kanada unterbrochen

Ford, SK On und EcoPro BM haben den Bau ihrer Kathodenmaterial-Fabrik im kanadischen Bécancour bereits zum zweiten Mal unterbrochen. Grund dafür ist womöglich die schwache Nachfrage nach Elektroautos von Ford.

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Bild: Ford

Die Partner hatten den Bau der Produktionsstätte in der kanadischen Provinz Québec vor einem Jahr bekanntgegeben. In die Kathodenmaterial-Fabrik sollte eine Investitionssumme von 1,2 Milliarden kanadischen Dollar (ca. 793 Millionen Euro) fließen. Konkret handelt es sich um eine Fabrik für NCM-Kathodenmaterialien, die also neben Lithium auch Nickel, Kobalt und Mangan enthalten. Der Produktionsbeginn war ursprünglich fürs erste Halbjahr 2026 geplant. Die Jahreskapazität sollte 45.000 Tonnen betragen, genug für die Akkus von bis zu 225.000 Elektroautos.

Nach dem Baustart der Anlage im August 2023 wurden die Arbeiten im April dieses Jahres aufgrund von Problemen bei der Auswahl eines Auftragnehmers und der Fertigstellung des Anlagenentwurfs zunächst unterbrochen. Damals erklärte Francois Legault, der Premierminister von Québec, dass die Verzögerung notwendig war, um die besten technologischen Optionen für die chemischen Prozesse der Anlage sorgfältig zu analysieren und sicherzustellen, dass die Anlage für den künftigen Bedarf gerüstet ist.

Nun aber ruhen die Arbeiten an der Fabrik erneut. Wie die kanadische Zeitung „La Presse“ berichtet, ist das Projekt bereits am 5. August zum Stillstand gekommen, diesmal wegen einer Umgestaltung der Anlage. Diese Neugestaltung ist offenbar nicht nur eine geringfügige Änderung, sondern Teil einer umfassenderen Neubewertung des Ansatzes der drei beteiligten Unternehmen, die sich mit den neuen Herausforderungen auf dem Markt für Elektrofahrzeuge auseinandersetzen.

Ein Sprecher von EcoPro CAM Canada nannte die Elektroauto-Nachfragekluft und die veränderte Nachfrage nach Batterien als Hauptgründe für die Neubewertung. Der Sprecher versicherte aber, dass der Bau fortgesetzt werde, sobald die Umgestaltung abgeschlossen ist. Laut dem Bericht von „La Presse“ dürfte die Fabrik aufgrund der Verzögerungen ihren Betrieb aber wohl erst 2027 aufnehmen und nicht 2026 wie ursprünglich geplant.

Der Grund für die Verzögerung dürfte vor allem bei Partner Ford liegen: Der Automobilkonzern hat massive Probleme bei der Umstellung von Verbrenner- auf Elektroautos und musste vor kurzem zum Beispiel von seinem Ziel abrücken, in Europa ab 2030 nur noch Elektroautos anzubieten. Fords Elektroautosparte Model e macht aktuell massive Verluste. Ford wird zudem sein Werk im kanadischen Oakville für die Ausweitung der Produktion seiner Verbrenner-Pickups nutzen, statt wie bisher geplant für Elektrofahrzeuge. Außerdem wird die LFP-Batteriefabrik in den USA kleiner als zunächst geplant, die geplante Batteriefabrik in der Türkei wird gar nicht gebaut.

lapresse.ca, koreaherald.com

1 Kommentar

zu „Bau von Kathodenmaterial-Fabrik in Kanada unterbrochen“
Dixi K
22.08.2024 um 05:37
Würde Ford weniger Verluste machen wenn sie mehr E-Autos verkaufen würden?

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