Ford senkt Elektroauto-Investitionen

Ford hat die Neuausrichtung seiner Elektrifizierungsstrategie verkündet. Der US-Autokonzern wird den Anteil seiner jährlichen Investitionen in reine Elektrofahrzeuge von 40 auf 30 Prozent senken und seinen Fokus stärker auf Hybridantriebe ausrichten.

Bild: Ford

So kommt das geplante neue dreireihige SUV nicht wie ursprünglich geplant als BEV, sondern als Hybrid. Bei vollelektrischen Fahrzeugen wird Ford die Einführung eines neuen Nutzfahrzeugs im Jahr 2026 priorisieren, gefolgt von zwei neuen Pickup-Trucks im Jahr 2027 und weiteren künftigen erschwinglichen Modellen.

Die genannten Modelle sind nicht zufällig ausgewählt. „Ford konzentriert sich bei der nächsten Generation elektrifizierter und digital hochentwickelter Fahrzeuge auf Bereiche, in denen das Unternehmen Wettbewerbsvorteile hat – Nutzfahrzeuge, mittelgroße und große Pickups sowie SUV mit großer Reichweite“, teilt das Unternehmen mit. Dabei werden man „eine Reihe von Elektrifizierungsoptionen anbieten, die die Akzeptanz bei den Kunden beschleunigen sollen, darunter niedrigere Preise und größere Reichweiten“.

Kurz einige weitere Details zu den künftigen Modellen: Das dreireihige Elektro-SUV sollte zunächst ab 2025 im kanadischen Oakville gebaut werden, in diesem April wurde der Start zunächst auf 2027 verschoben. Im Juli hatte Ford dann verkündet, in dem Werk stattdessen Verbrenner- und Hybrid-Pickups zu bauen. Wo und auf welcher Plattform das zum Hybrid umgewandelte SUV-Modell gebaut werden soll, ist noch nicht bekannt. Da Ford aber bereits beschaffte Produktionsanlagen für das E-SUV nicht nutzen wird, wird es eine Sonderabschreibung in Höhe von 400 Millionen Dollar geben. Die Neuplanung wird auch für Mehrausgaben von 1,5 Milliarden US-Dollar führen, die in der Quartalsbilanz als Sonderposten ausgewiesen werden sollen. Die späte Neuplanung kommt Ford also teuer zu stehen.

Ford überdenkt Batterie-Beschaffung

Der neue Elektro-Lieferwagen soll in Ohio gebaut werden, Details zu dem Fahrzeug nennt Ford aber noch nicht. Bei den Pickups wird das als „bahnbrechend“ bezeichnete Modell mit dem Codenamen „Project T3“ auf 2027 verschoben – geplant war ursprünglich 2025. „Der Truck wird auf der Grundlage aller Erfahrungen der Kunden des F-150 Lightning entwickelt und bietet Funktionen und Erfahrungen, die es bei keinem Ford-Truck gibt, darunter verbesserte bidirektionale Ladefähigkeit und fortschrittliche Aerodynamik“, heißt es bisher eher allgemein. Die Produktion ist in der BlueOval City in Tennessee geplant.

Ford kündigt auch an, seinen US-Beschaffungsplan für Batterien neu auszurichten, um die Kosten zu senken und die Kapazitätsauslastung zu maximieren. So heißt es bei dem T3-Pickup, dass man durch die Verschiebung der Markteinführung „kostengünstigere Batterietechnologien einsetzen“ und von „anderen Kostendurchbrüchen profitieren“ könne. „Ein erschwingliches Elektrofahrzeug beginnt mit einer erschwinglichen Batterie“, sagt Ford-CEO Jim Farley. „Wenn Sie bei den Batteriekosten nicht wettbewerbsfähig sind, sind Sie nicht wettbewerbsfähig.“

Bei der Batterie-Beschaffung werden vier konkrete Punkte genannt:

  • Ein Teil der Batterieproduktion für den in Mexiko gebauten Ford Mustang Mach-E soll von Polen nach Holland, Michigan, verlagert werden. Zelllieferant bleibt LGES, mit der US-Produktion soll das Modell für die Vergünstigungen des Inflation Reduction Act qualifiziert werden.
  • Das Werk Kentucky 1 des Joint Ventures BlueOval SK soll ab Mitte 2025 Zellen für den aktuellen E-Transit mit erweiterter Reichweite und den F-150 Lightning herstellen „und damit früher als geplant erhebliche Kosteneinsparungen ermöglichen“.
  • Die BlueOval City in Tennessee soll ab Ende 2025 Batteriezellen für den neuen E-Lieferwagen aus Ohio herstellen. Diese Zellen sollen später auch in dem T3-Pickup verwendet werden.
  • Die LFP-Zellfabrik in Michigan (mit lizensierter CATL-Technologie) soll 2026 anlaufen. In welchen Fahrzeugen diese Zellen verbaut werden sollen, gibt Ford noch nicht an.

Bei der Begründung für die angepasste Strategie fokussiert sich Ford auf die Kosten – das Unternehmen verweist etwa auch auf die chinesischen Wettbewerber „vorteilhafte Kostenstrukturen“ hätten „wie vertikale Integration, kostengünstige Entwicklung, fortschrittliche Batterietechnologie für mehrere Energieträger und digitale Erfahrungen“. Die Anstehenden US-Zölle von 100 Prozent, die chinesische E-Autos quasi vom Markt drängen dürften, erwähnt Ford nicht. Dafür argumentiert das Unternehmen, dass „die heutigen Käufer von Elektrofahrzeugen kostenbewusster als die Erstanwender“ seien – die First Mover und Early Adopters waren noch bereit, mehr für ein E-Auto zu zahlen.

„Als zweitgrößte US-Elektrofahrzeugmarke haben wir viel darüber gelernt, was Kunden wollen und schätzen und was es braucht, um mit dem Besten der Welt mit kosteneffizientem Design mitzuhalten“, sagt Farley. „Und wir haben einen Plan entwickelt, der unseren Kunden maximale Auswahl bietet und unsere Stärken ausspielt.“ 

ford.com

1 Kommentar

zu „Ford senkt Elektroauto-Investitionen“
Michael
23.08.2024 um 11:32
Das wirkt wie Toyota... Aus meiner Sicht wird Ford dadurch auf die Verliererstraße abbiegen. Wer Investitionen unter dem Blickwinkel "sparen" betrachtet, hat irgendwie keinen wirklichen Plan von einer strategischen Ausrichtung. Der Kutschbauer baut nun Luftfederung in die Kutschen.. Pferde wird es auch in 30 Jahren noch geben...

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