„Wie die Rethmann-Gruppe die Antriebswende ihrer Flotte gestaltet“ – Sascha Hähnke von REMONDIS Sustainable Services
Manager Sascha Hähnke verbindet eine gewisse Hassliebe zur aktuellen Antriebswende. Seit Jahrzehnten im Logistiksektor, skizziert er bei unserer Online-Konferenz electrive LIVE den Irrsinn des Wandels in Form von enormen Preisschwankungen bei Strom und Wasserstoff, der gekappten KsNI-Förderung und den in seinen Augen völlig falsch reinvestierten CO2-Maut-Mehreinnahmen. Er ist es aber auch, der sagt: „Klimaschutz kennt keinen Wettbewerb und die alternativen Antriebe sind alternativlos“. Für junge angehende Logistiker sei es „eine brutal spannende Zeit, die sie miterleben dürfen“. Die Hürden müssten jetzt eine nach der anderen abgeräumt werden – und das auf der Marathon-Distanz.
Remondis-Vertreter Hähnke nennt für den gesamten Rethmann-Unternehmensverbund 11.000 Lkw. Das Reizthema KsNI-Förderung leitet er mit den Worten ein, dass er ja schon viel erlebt habe. Aber der Fakt, dass die Mauterhöhung acht Wochen vor ihrer Einführung noch nicht quantifizierbar war, parallel die KsNI-Förderung abgeschafft wurde und nun die Maut-Mehreinnahmen nicht einmal zurück zur Unterstützung des Antriebswandels in die Branche fließen, sondern an die Bahn weitergereicht werden, sind für Hähnke „kein Zustand“. „Wir haben fast eine Maut-Verdoppelung bekommen, nur weil wir Diesel fahren! Die Mehreinnahmen aus der Maut stehen uns einfach zu. Wir fahren sie ein!“
Hähnke ist in der Branche gut vernetzt. Er geht davon aus, dass ohne die Förderung aktuell die Nachfrage nach E-Lkw verschwindend gering ist. Zurzeit kommen zeitversetzt noch bezuschusste Elektro-Trucks auf den Markt. Bei Remondis geht das noch bis Dezember so. Erst danach wird sich die Delle in der Zulassungsstatistik zeigen. „So ehrlich müssen wir sein: Da warten gerade alle ab. Und HVO ist jetzt das willkommene Mittel zur Überbrückung, solange keiner weiß, wie es mit der Förderung weitergeht.“ Das an öffentlichen Tankstellen erhältliche HVO aus China bezeichnet er dabei unumwunden als Etikettenschwindel. Klimaschutz gleich null.
Für Hähnke ist der Stotterstart der E-Mobilität beim Lkw aber kein Grund zur Resignation: Einige der oben angerissenen Hürden seien schon geschafft, die Ausreden werden weniger: „Die Reichweiten bei BEV werden länger – zack -, Gefahrgüter können inzwischen transportiert werden – zack -, die Preise gehen in die richtige Richtung – zack.“ Woran es gerade am meisten fehlt, ist aus seiner Sicht ein Planungshorizont, um in die Investition gehen zu können. „Zum Beispiel eine Maut-Befreiung von 6 bis 8 Jahren.“ Aktuell sei die TCO angesichts zu vieler Unbekannter kaum kalkulierbar: „Wir fahren nicht mal auf Sicht, wir fahren im Nebel.“ Es könne kein Zustand bleiben, sich von Jahr zu Jahr hangeln zu müssen.
Davon abgesehen ist Hähnke für Eigeninitiative: „Ich rate jedem dazu, mal mit dem Depotladen und einem überschaubaren Fuhrpark anzufangen. Es wird zu viel darüber geredet, was noch nicht geht und zu wenig darüber, was schon geht.“ Und Hub-to-Hub-Verkehre mit E-Lkw – die klappen aus seiner Sicht bereits sehr gut.
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