Italien will Stellantis zu Bekenntnis für ACC-Zellfabrik drängen

Italiens Regierung macht Druck auf Stellantis, eine feste Zusage für die Batteriezellenfabrik des Joint Ventures ACC im Land abzugeben. Dort liegen die Arbeiten zurzeit auf Eis, um die Pläne für die Produktionsstätte noch "zu verbessern", wie Stellantis mitteilt.

Bild: ACC

Das Batteriezellen-Joint-Venture von Stellantis, Mercedes-Benz und TotalEnergies – der volle Namen ist Automotive Cells Company (ACC) – pausiert aktuell die Bauarbeiten an zwei seiner drei geplanten Batteriezellenwerken. Getroffen hat es die Standorte in Kaiserslautern und im italienischen Termoli. Dort liegen die Arbeiten offiziell auf Eis, um noch in der frühen Bauphase von einer Nickel-basierten Zellchemie auf kostengünstigere Batterietechnologien umzusatteln.

Autobauer Stellantis ist der größte Anteilseigner an ACC und bekommt nun Druck seitens der italienischen Regierung. Industrieminister Adolfo Urso droht laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Regierung öffentliche Gelder für das Projekt umleiten werde, sollte es nicht „innerhalb von Stunden“ eine Bekenntnis von Stellantis zu dem Standort geben. Zitiert wird er konkret wie folgt: „Stellantis muss uns eine Antwort geben, und zwar bald. Wenn Stellantis uns nicht innerhalb von Stunden eine positive Rückmeldung gibt, werden wir (…) die Mittel woanders hin verlagern. Wir können es uns nicht leisten, diese Mittel zu verlieren, weil Stellantis sich nicht an seine Zusagen hält.“

Laut Reuters gab Stellantis noch am späten Donnerstagabend eine Stellungnahme ab. Darin heißt es, dass ACC derzeit den Plan für die Fabriken in Italien und Deutschland verbessere, „um eine neue Technologie für die Produktion von Zellen und Modulen einzuführen, die mit der Entwicklung des Marktes Schritt hält“.

Damit bleibt Stellantis bei seiner Argumentationslinie. Schon bei Bekanntgabe des Einschnitts im Juni wurde als Grund die nachlassende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen genannt – und, dass man daher kostengünstigere Batterien erforschen und entwickeln wolle, um billigere Elektrofahrzeuge zu liefern. Wie es genau in Kaiserslautern und Termoli weitergeht, soll Ende 2024 oder Anfang 2025 präzisiert werde. Inwiefern die Reorientierungsphase bei ACC auch die dritte Fabrik in Frankreich betrifft, ist bisher unbekannt. Dort wird aktuell der erste Produktionsblock mit 13,4 GWh hochgefahren. Weitere zwei Blöcke sind bisher geplant gewesen, um auf 40 GWh zu kommen.

Zurzeit setzt das Joint Venture allein auf NMC-Batteriezellen (Nickel-Mangan-Cobalt). Auch Konkurrent Renault verfolgte bisher eine NMC-only-Strategie, öffnet sich inzwischen aber ebenfalls der günstigeren LFP-Technologie gegenüber. Das aber nur am Rande. Stellantis gibt sich in dieser Phase der Neuorientierung aktuell Mühe, nicht den Eindruck von Tatenlosigkeit aufkommen zu lassen: Anfang Juli gab der Konzern bekannt, mit der staatlichen französischen Forschungseinrichtung CEA eine fünfjährige Zusammenarbeit zur Entwicklung von Batteriezellen der nächsten Generation vereinbart zu haben. Welche Zellchemie bei der Stellantis-CEA-Kooperation im Fokus steht, ist allerdings nicht bekannt. Die Rede ist nur von „disruptive Zellchemien“, was nicht unbedingt für die bereits recht geläufige LFP-Technologie sprechen dürfte.

Der ursprüngliche Plan von ACC sah vor, für das italienische Werk ein Stellantis-Motorenwerk in Termoli umzurüsten. Dafür wurde ein Investitionsvolumen von rund 2 Milliarden Euro genannt – einschließlich 370 Millionen Euro an öffentlichen EU-Geldern aus dem Corona-Wiederaufbaufonds („Aufbau- und Resilienzfazilität“).Die Mittel sind allerdings bis Ende 2026 befristet. Diese Deadline macht die italienische Regierung nervös, die den Verfall der Summe befürchtet. Ursprünglich sollte die ACC-Gigafactory in Termoli 2026 in Betrieb genommen werden und in einer späteren Endausbaustufe jährlich bis zu 40 GWh Zellen liefern. Der neue Zeitplan ist offen.

reuters.com

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