Auch Kanada führt Einfuhrzölle auf E-Autos aus China ein

Es ist offiziell: Kanada folgt den USA und wird zusätzliche Einfuhrzölle in Höhe von 100 Prozent auf Elektrofahrzeuge aus China erheben. Sie werden zum 1. Oktober 2024 in Kraft treten und neben reinen Elektro- auch Hybridfahrzeuge betreffen, die in China hergestellt wurden.

tesla model 3 performance 2024 15 min
Bild: Tesla

Die kanadische Regierung vollzieht bei der Zollpolitik den Schulterschluss mit den USA und der EU, indem auch sie neue Zölle auf E-Autos aus China erheben wird. Im Gegensatz zu Nachbar USA und der Europäischen Union weitet Kanada den Wirkungsbereich seiner Sonderhölle aber auch auf bestimmte Vollhybride aus. Die EU zielt rein auf Batterie-elektrische Fahrzeuge, die USA ebenfalls – sowie auf Plug-in-Hybride. Kanadas Regelung geht durch die zusätzliche Integration von Vollhybriden – und explizit auch Brennstoffzellenfahrzeugen – also am weitesten. Als Begründung für die Schutzmaßnahme äußerte Regierungschef Justin Trudeau bei einer Kabinettsklausur, dass sich „Akteure wie China dazu entschieden haben, sich einen unfairen Vorteil auf dem globalen Markt zu verschaffen“.

Dass Kanada Sonderzölle prüft, ist seit Juni bekannt. Eine Sprecherin von Kanadas Finanzministerin Chrystia Freeland sagte seinerzeit öffentlich, das Land „erwäge aktiv die nächsten Schritte, um dem chinesischen Überangebot entgegenzuwirken“. Ohne an dieser Stelle konkreter zu werden. Einige Tage später kündigte die Regierung dann offiziell eine 30-tägige Konsultationsphase zu möglichen zusätzlichen Zöllen für aus China importierte E-Autos an. Immer wieder kam in Statements von kanadischen Politikern durch, dass sie „Handelsumlenkungen verhindern“ wollen, die sich angesichts der bereits von den USA und der EU angekündigten bzw. eingeführten Sonderzölle ergeben könnten. Sprich: Die Regierung befürchtet, dass dann umso mehr E-Autos aus China in Kanada auf den Markt landen.

In der EU gelten seit 4. Juli sogenannte vorläufige Sonderzölle. Sie werden nicht pauschal, sondern Hersteller-spezifisch nach den in einer vorherigen EU-Analyse festgestellten unlauteren Förderungen erhoben. Den höchsten Zollsatz verzeichnet SAIC mit 36,3 Prozent, bei Geely und BYD sind es 19,3 bzw. 17 Prozent. Diese Strafzölle addieren sich zu dem bereits zuvor bestehenden Satz von zehn Prozent, sodass sich ein Gesamtzoll von nun bis zu 46,3 Prozent ergibt.

Die USA gehen parallel noch weiter und erhöhen ihre Zölle auf E-Autos aus China von 25 auf 100 Prozent. Die Maßnahme sollte eigentlich ab dem 1. August greifen, verschiebt sich aktuell aber. Die Rede war Anfang August von mindestens zwei Wochen. Über diesen Zeithorizont sind wir inzwischen bereits hinaus. Einen neuen Stand gibt es nicht. Klar ist aber: Auch am Zollsatz für Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz in E-Fahrzeugen oder für einzelne Batteriekomponenten will die USA drehen. Neu eingeführt werden soll am 1. Januar 2026 zudem ein Zollsatz von 25 Prozent auf Naturgraphit, Permanentmagnete und bereits ab 2024 auf bestimmte andere kritische Materialien. Diese Bereiche touchieren allesamt den eMobility-Sektor. Daneben führen die USA noch eine Reihe weiterer Sonderzölle in Schlüsselbereichen ein.

Neben dem Aufschlag auf E-Autos folgt Kanada seinem Nachbarn auch bei neuen Sonderzöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus China. Wie die USA erhebt auch die Trudeau-Regierung in diesem Bereich bald einen 25-prozentigen Zusatzzoll.

Finanzministerin Freeland wird beim „Spiegel“ dahingehend zitiert, dass Kanada mit seinen Verbündeten in den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union zusammenarbeiten werde, da Nordamerika einen integrierten Automobilsektor habe. Und: Ihre Regierung werde dafür sorgen, dass Kanada nicht zu einem Abladeplatz für das chinesische Überangebot werde.

Der „Spiegel“ macht unterdessen an anderer Stelle darauf aufmerksam, dass die Zölle gegen E-Autos aus China erst einmal kaum Anwendung finden werden. Denn: Außer den Tesla-Stromern aus Shanghai werden Elektroautos chinesischer Marken in Kanada bis dato gar nicht verkauft.

Was die Strafzölle für E-Autos aus China bewirken werden, haben wir jüngst Peter Mock, Europa-Chef des ICCT, gefragt. „Verlieren werden vor allem die Kunden “, so seine Einschätzung. Mock schätzt im Interview mit electrive die Folgen ab – auch für die Industrie. So viel sei verraten: Gewinner gibt es nicht viele.

spiegel.de, reuters.com, canada.ca, canada.ca (Stahl- und Aluminiumprodukte)

12 Kommentare

zu „Auch Kanada führt Einfuhrzölle auf E-Autos aus China ein“
Christian
27.08.2024 um 09:03
Da hat die Öllobby ganze Arbeit geleistet.
Bernd
28.08.2024 um 03:55
Wie Planlos ihr seid, das hat nichts mit der Öl-Lobby zu tun sondern hauptsächlich mit heimischen Arbeitsplätzen in der Automobilbranche und deren Zulieferern sowie mit geopolitischen Signalen. Die Zölle in den USA betrifft ja nicht nur E-Autos sondern sehr viele weitere Produktkategorien, dazu kommen Ausfuhrblockaden für Halbleiter und AI-Software bzw. auch Nutzungsverbote von bestimmter Software, z.B. soll autonomes Fahren mit chinesischer Software untersagt werdenm hierbei geht es neben Marktmacht auch um Datensicherheit. Diese Linie fährt die USA ja schon seit Trump, z.B. als Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt wurde. Und auch Kanada führt weitere Zölle auf Stahl und Aluminiumprodukte ein. Wie es im Artikel auch steht geht es hierbei auch darum Handelsumlenkungen zu verhindern. Mexiko und Kanada hängen viel zu sehr vom Handel mit den USA ab. Wie Europa das letztlich gelöst hat ist in der Art und Weise gegenüber chinesischen Herstellern gerechtfertigt. China hat massive Überkapazitäten aufgebaut und staatliche Lenkung und Subventionen dominieren den heimischen Markt mit dutzenden Automarken, viele davon Start-Ups, die dadurch dann auch noch die Exportmärkte mit Autos überschwemmen. Diese Autos verkauften sich bisher ja nicht mal in hohen Stückzahlen in Europa und erst recht nicht in den USA, auch ohne die nun weiter angezogenen Zölle, mit einer "Öl-Lobby" hat das wenn überhaupt nur am Rand zu tun
Carl Diegelmann
27.08.2024 um 13:54
Die Welthandelsorganisation beurteilt US-Strafzölle gegen China als illegal! Die Öllobby wird so nicht durchkommen. Wir müssen uns mehr wehren gegen die Bevormundung.
Michael
27.08.2024 um 11:08
Und was ist mit TEMU, Shein und anderen chinesischen Billiganbietern von Waren minderwertiger Qualität. Die Überschwemmen die EU, zahlen keine Steuern oder Zölle und verursachen im Inland aber enorme Kosten und schaden der lokalen "Konkurrenz". Wo bleiben da die gleich langen Spiesse? Warum wird dort nicht endlich eingeschritten? Aber nein, wenn die EU so weitermacht, ist die Elektomobilität für die breite Masse nicht erschwinglich und gestorben. Zölle absolut, das muss sein. Aber "Strafzölle"??!! Ähnliche Situation im digitalen Bereich mit den teilweise unlogischen, kundenunfreundlichen Einschränkungen im Datenschutz, KI, Restriktionen (Apple, Google, Samsung etc.) Was ist mit der freien Marktwirtschaft? Lasst den Kunden entscheiden...
Bernd
28.08.2024 um 03:59
Auf (Billig-) Einfuhren aus China wurden doch erst die Zollvorschriften verschärft und diese sollen glaube ich auch nochmal nachgebessert werden
BEV
27.08.2024 um 15:01
ganz einfach, da ist die Lobby nicht so stark
Thomas
27.08.2024 um 11:44
Immer mehr Länder verstehen korrekterweise dass man sich die heimische Wirtschaft nicht durch die von der chinesische Regierung illegal und korrupt subventionierten Industrien zerstören lassen darf. Man schaue sich nur das XiaoMi SU7 Beispiel mit ihren Dumpingpreisen an... Wer weiß was der XiaoMi Chef für korrupte Kontakte in die KP hat?! Heute billige E Autos und morgen eine kaputtes Europa und Deutschland... China hat 2015 den Wirtschaftskrieg begonnen und die Welt fängt an sich endlich zu wehren.
BEV
27.08.2024 um 15:05
Achso und beim Smartphone und sonstigen Elektrogeräten von Xiaomi ist das anders, da brauchts das nicht? Hauptsache die Verbrennerbauenden Blechbieger Autobauer hierzulande werden Geschützt und es wird weiterhin auf Öl gesetzt. der SU7 ist nicht nur wegen dem Preis interessant, sondern auch wegen der Technik, da muss man sich hierzulande sehr warm anziehen. Man kann vielleicht verhindern, dass die Autos aus China zu uns kommen, aber in China haben wir so gut wie verloren. Deutsche Hersteller haben 30-40% ihrer Autos in China gebaut und verkauft, wenn das weniger wird oder ganz weg fällt, ist das schon schlimm genug.
Christian
27.08.2024 um 13:49
Dann sollten sie bei uns auch subventionieren. Staatsschulden sind ein Märchen. Und es ist Klimakrise. Schon jetzt.
Christian
27.08.2024 um 13:33
Und das ist hier anders?Wir haben mehr Lobbyisten mit Parlamentsausweis als Parlamentarier. Wir zerbomben seit Jahren mit den USA die dritte Welt und verdienen auch gut an China. Es ist absolut Quatsch. Die Bundeskanzler fliegen genauso nach Wolfsburg wenn da ein "Problem" ist.
erFahrer
28.08.2024 um 08:22
Ölsande in Canada, ein Gebiet 2 x so groß wie Bayern soll ja weiterhin einen heimischen Markt haben und wird dafür zerstört. Ach Klima? Das kommt stets nach den Petrodollars. Und ja, Nordamerika ist eine Insel und wir erleben gerade dass der Pegel dort steigt. Für die große Mehrheit der Menschheit eine gute Sache, sie werden wirtschaftlich leichter Anschluss finden (an China) . Sie werden sich schnellstmöglich aus dem Würgegriff der Ölleute lösen- Canada und US können ihre Ölsande dann weiter in ihren Kriegsmaschinen verbrennen.
Michael
28.08.2024 um 11:11
Die westliche Welt sichert den Absatz ihrer rückständigen, energieverschwendenden und umweltzerstörenden Automobiltechnik auf Jahre. Ich hoffe nun das China mit entsprechenden 100% Zöllen auf europäische und amerikanische Verbrenner reagiert. Die reiche Öllobby darf damit nicht durchkommen. Meine PV Anlage liefert 500km pro Tag für mein E Auto. Aber Benzin produziert sie nicht.

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