Xpeng sucht Standort für Europa-Werk
Wie Firmenchef He Xiaopeng gegenüber Bloomberg erklärte, befindet sich Xpeng in der „Anfangsphase der Auswahl eines Produktionsstandortes in der EU“ und plant zudem, ein großes Rechenzentrum in Europa einzurichten. Mit der so möglichen effizienteren Softwaresammlung will Xpeng die teilautonomen Fahrfunktionen seiner Autos verbessern.
Nähere Angaben zu dem Werk machte Xiaopeng bei dem im Firmensitz in Guangzhou geführten Interview nicht. Es sind also keine Länder oder Regionen bekannt, die Xpeng bei der Standortsuche im Fokus hat – oder wie viel Xpeng in ein Europa-Werk investieren will. Auch Angaben zu dem Zeitplan oder der Produktionskapazitäten gehen aus dem Bloomberg-Artikel zu dem Gespräch nicht hervor. He Xiaopeng geht allerdings davon aus, dass der Ausbau der globalen Produktionskapzität mit „relativ geringen Arbeitsrisiken“ verbunden sei.
Weitere chinesische Hersteller planen Europa-Werke
Ein genauer Zollsatz für Xpeng ist noch nicht bekannt. Geht man aber davon aus, dass das Unternehmen bei der Untersuchung der EU kooperiert hat, lägen die Sonderzölle nach aktuellem Stand bei 21,3 Prozent. Da die regulären Zölle derzeit bei zehn Prozent liegen, müsste Xpeng also 31,3 Prozent als Zoll entrichten, wenn es in China gebaute Elektroautos in die EU einführt. Genauer äußert sich der Xpeng-CEO dazu nicht, sondern gibt eher allgemein an, dass einige „Gewinne aus europäischen Ländern nach der Zollerhöhung sinken werden“.
Mit einem Fahrzeugwerk in Europa und einem Datenzentrum, dass dann auch den EU-Vorschriften unterliegt, wäre Xpeng ein weiterer Hersteller aus China, der seine Produktionspläne in Folge der angekündigten EU-Sonderzölle überdenkt. BYD will eine E-Auto-Fabrik in Ungarn bauen, ab 2026 sollen auch in der Türkei E-Autos der Marke gebaut werden. Auch der chinesische Hersteller Chery liebäugelt mit der Türkei als Standort für ein Europa-Werk. Und auch die Geely-Marke Zeekr will seine E-Autos künftig in Europa produzieren – allerdings nicht in einem eigenen Werk, sondern in bestehenden Produktionsstätten von Geely bzw. Volvo. Und die SAIC-Marke MG Motor will offenbar ihr Werk in Thailand nutzen, um die China-Sonderzölle bei der Einfuhr zu umgehen.
Zwar gab He Xiapoeng in dem Interview an, dass die höheren Ausgaben für ein (bisher nicht geplantes) Europa-Werk die Expansionspläne in weitere Märkte nicht beeinflussen werden. Dennoch kommt die Situation rund um die EU-Sonderzölle und jene in den USA und Kanada – wo chinesische E-Autos mit 100 Prozent Einfuhrzoll quasi aus dem Markt gedrängt werden – zu einem schlechten Zeitpunkt. Der Preisdruck in China ist im dortigen Wettbewerb sehr hoch, was sowohl die Margen als auch den Absatz belastet. Bloomberg führt zudem nicht näher genannte „.Produktplanungsstreitigkeiten“ an. Xpeng hat im ersten Halbjahr 2024 rund 50.000 E-Autos ausgeliefert, der Aktienkurs hat sich seit Jahresbeginn mehr als halbiert.
Die 2023 geschlossene China-Partnerschaft mit VW wird von Bloomberg hingegen als „Lichtblick“ bezeichnet. Wie Brian Gu, Co-Präsident von Xpeng und im Unternehmen die Nummer zwei hinter Gründer und CEO He Xiaopeng, gegenüber dem US-Sender CNBC sagte, würden Hunderte VW-Mitarbeiter viel Zeit bei Xpeng verbringen, um die Technologie des gerade einmal zehn Jahre alten Unternehmens kennen zu lernen. Die Mitarbeiter des deutschen Unternehmens verbringen mehr Zeit in den Büros von Xpeng als die des Startups in denen von Volkswagen, soll Gu demnach gesagt haben. Die Partnerschaft solle „die globalen Ambitionen von Xpeng“ unterstützen.
VW hatte im Juli 2023 eine Investition von 700 Millionen US-Dollar in Xpeng angekündigt (und im Dezember 2023 vollzogen), um gemeinsam zwei Elektroautos zu entwickeln, die in China 2026 auf den Markt kommen sollen. Die Fahrzeuge sollen zwar unter der Marke VW laufen, nutzen aber die Plattform des Xpeng G9. Einen Fahrbericht zu dem E-SUV des chinesischen Herstellers können Sie hier nachlesen.
bnnbloomberg.ca (Aussagen von He Xiaopeng), cnbc.com (Aussagen von Brian Gu)
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