Europa überspringt Marke von 900.000 Ladepunkten

In Europa sind mehr als 900.000 halböffentliche und öffentliche Ladepunkte am Netz. Jeder fünfte Lader steht dabei in den Niederlanden. Das sind nur zwei von vielen Erkenntnissen zur Entwicklung des europäischen Ladenetzes, die der neue Charge Point Monitor von EVMarketsReports liefert.

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Bild: Vattenfall

Die Marke von 900.000 halböffentlichen und öffentlichen Ladepunkten hat Europa im Juli überschritten. Die meisten davon stehen dem neuen Charge Point Monitor zufolge in den Niederlanden (169.216), gefolgt von Deutschland (152.332) und Frankreich (119.481). Neben dieser Momentaufnahme liefert der Report auch eine Übersicht zu der Entwicklung seit 2021. Demnach verzeichnete das europäische Ladenetz zwischen 2021 und 2024 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 55 Prozent. „Trotz dieses schnellen Wachstums ist Europa jedoch noch weit davon entfernt, die ehrgeizigen Ziele der Europäischen Union zu erreichen“, konstatieren die Studienmacher. Denn dem Verband der Europäischen Automobilhersteller (ACEA) zufolge werden in Europa bis 2030 bis zu 8,8 Millionen Ladepunkte benötigt.

Die Verteilung der Ladepunkte ist außerdem stark auf einige wenige Schlüsselländer konzentriert. Auf die Niederlande, Deutschland und Frankreich entfallen zusammen fast die Hälfte aller Ladepunkte in Europa. Auf Rang vier und fünf rangieren Großbritannien und Belgien. Das Ranking bildet dabei nur die absolute Anzahl der Ladepunkte ab und nicht die Ladenetz-Dichte (wozu die Anzahl ins Verhältnis zur Größe der Länder gesetzt werden müsste). Die höchsten Wachstumsraten verzeichneten zuletzt aber nicht die genannten Nationen, sondern Belgien und Finnland (190 % bzw. 158% zwischen O1/2023 und 07/2024). In Griechenland ist die Zahl der Ladepunkte zwischen 2023 und 2024 sogar um 480 Prozent gestiegen, aber auf einem sehr geringen Niveau (>1% der Lader in Europa).

Blicken wir weiter auf die Art der Ladepunkte: AC-Geräte machten laut der Studie 84 Prozent des Netzes aus, bei den Schnellladegeräten unterscheiden die Analysten zwischen DC- und HPC-Geräten mit 7 bzw. 10 Prozent Marktanteil. Zur Entwicklung vermerken sie, dass die Anzahl der AC-Ladegeräte zwischen Juli 2023 und Juli 2024 um 10 Prozent gestiegen ist. Bei den Schnellladern verzeichneten sie eine höhere Wachstumsrate (15 bzw. 25%).

Was noch? Die Mehrheit der zugänglichen europäischen Ladepunkte ist gänzlich öffentlich (63 %) und gut ein Drittel halböffentlich (37 %). Letztere Geräte befinden sich häufig auf Privatgrundstücken von Geschäften, in Tiefgaragen sowie bei Hotels oder Restaurants. Sie sind zwar öffentlich, aber der Zugang ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, etwa an bestimmte Öffnungs- und Schließzeiten oder andere Nutzungsanforderungen.

Der Charge Point Monitor gibt ferner Aufschluss über die Ladepunkte-Anzahl in urbanen Zentren Europas. Auch hier spiegelt sich die hohe Marktreife in den Niederlanden wider, denn Amsterdam (13.286), Rotterdam (8.538) und Den Haag (6.967) finden sich unter den Top-4 dieses Rankings. Nur die Metropole London (11.321) schiebt sich dazwischen. Ansonsten stechen vor allem skandinavische Städte vor: Stockholm und Göteborg mit 5.773 bzw. 5.067 Ladepunkten stehen für Schwedens Engagement beim urbanen Ladenetz-Aufbau. Oslo und Antwerpen vereinen dahinter 4.205 und 3.983 Ladepunkte auf sich.

„Die Dominanz der niederländischen Städte unterstreicht die strategischen Investitionen der Niederlande in die Ladeinfrastruktur und macht sie zu einem Vorbild für andere europäische Länder“, bilanzieren die Analysten von EVMarketsReports. Als grundsätzliches Resümee halten sie fest, dass die Fortschritte in Europa eindrucksvoll sind, aber die hoch gesteckten Ziele der EU „kontinuierliche und beschleunigte Anstrengungen beim Ausbau der Infrastruktur benötigen“. Bedeutende Stellschrauben seien der Ausbau des Stromnetzes und die Vereinfachung des regulatorischen Umfelds, denn „die derzeitigen Vorschriften können den Installationsprozess verlangsamen und so das zur Deckung des künftigen Bedarfs erforderliche Wachstumstempo behindern“.

Daneben muss den Studienmachern zufolge sichergestellt werden, dass die Ladeinfrastruktur gleichmäßig über alle Regionen verteilt ist: „Während die städtischen Zentren gut versorgt sind, bleiben viele ländliche und abgelegene Gebiete unterversorgt. Um dieses Ungleichgewicht zu beseitigen, sind gezielte Investitionen und die Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Akteuren des Privatsektors erforderlich.“

evmarketsreports.com

1 Kommentar

zu „Europa überspringt Marke von 900.000 Ladepunkten“
Wolfbrecht
29.08.2024 um 21:33
Absolute Zahlen für Länder oder Orte sind (wie hier im Artikel) – eigentlich genau wie die Relation zur Fläche – relativ sinnlos! Wichtigster Bezugspunkt sollte IMO doch die Relation zur jeweiligen Bevölkerungszahl sein! Und der Unterschied von ländlichen zu städtischen Regionen sollte berücksichtigen, dass "auf dem Land" eine große Zahl von Nutzern oft ganz einfach auf dem (eigenen) Grundstück laden kann ...

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