Sorgen um Boschs Elektromotorenwerk in Hildesheim

Der Betriebsrat fürchtet, dass Bosch sein Elektromotorenwerk in Hildesheim in einigen Jahren schließen könnte. Das Unternehmen will dies nicht bestätigen. Allerdings könne es „Personalanpassungen“ geben.

bosch em motive motor antrieb drive 2019 min
Bild: Bosch

Der Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer sieht mehrere Indizien dafür, dass das Bosch-Werk in Hildesheim in einigen Jahren schließen könnte. Störmer kritisiert, dass Bosch den Betriebsrat seit Monaten hinhalte, was die Ziele für das Elektromotorenwerk angehe, sagte Störmer dem NDR. Andere Standorte hätten dagegen längst Planzahlen. Störmer sieht nicht, dass der Automobilzulieferer neue große Aufträge für Hildesheim einhole. Ein fatales Signal sei zudem, dass das Unternehmen kommendes Jahr in Hildesheim nur noch zehn statt wie bisher 40 Auszubildende und Dualstudierende einstellen wolle, so Störmer. Seine Sorge: Ohne Nachwuchs habe der Standort keine Zukunft.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) springt dem Betriebsratsvorsitzenden bei: „Wir brauchen die Anwendungen aus dem Hildesheimer Wald für die Mobilität der Zukunft.“ Am Weg in die E-Mobilität führe nichts vorbei, sagte der Minister laut NDR. Lies fordert, dass es schnell Gespräche mit dem Betriebsrat, den Sozialpartnern und dem Unternehmen geben muss.

Betriebsratschef Störmer sagte dem NDR, es sei allen klar, dass der Markt schwierig sei. Aber der Standort Hildesheim habe seit mehr als 20 Jahren darauf hingearbeitet, zukunftsfähig zu sein. Bosch selbst wiederum gibt sich schmallippig: man nehme die Sorgen der Beschäftigten ernst. „Aktuell“ plane das Unternehmen weiterhin die Fertigung von Komponenten für die Elektromobilität in Hildesheim, sagte Dietrich Haas, kaufmännischer Werkleiter in Hildesheim, dem NDR. Die Elektromobilität entwickle sich für Bosch zum Kerngeschäft. Allerdings sei der Markt hart umkämpft. Eine derzeit schwache Konjunktur, verschobene Fahrzeugankäufe und Verunsicherung der Konsumenten beim Fahrzeugkauf verlangsamten den Übergang.

Zum vereinbarten Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum Jahr 2027 steht das Unternehmen weiterhin. Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung gehe man allerdings davon aus, 2025 weniger Auszubildende einstellen zu können, so Bosch gegenüber dem NDR. Außerdem heißt es von dem Unternehmen, auch wenn es das Ziel sei, das Beschäftigungsniveau bestmöglich zu halten, „werden wir in einigen Bereichen Personalanpassungen nicht vermeiden können“. Da betriebsbedingte Kündigungen aber ausgeschlossen sind, dürfte es hierbei um Instrumente wie die Nicht-Wiederbesetzung freiwerdender Stellen, Frühruhestand oder gehen.

Die Beschäftigten des Elektromotorenwerks von Bosch in Hildesheim sind seit Monaten verunsichert, was die Zukunft des Standorts und ihrer Arbeitsplätze angeht. Im März hatte Bosch einen bundesweiten Stellenabbau angekündigt, ohne dabei aber konkret zu werden, was den Standort Hildesheim angeht. Rund 1.550 Beschäftigte protestierten damals in Hildesheim gegen den bundesweiten Stellenabbau.

Im Werk im Hildesheim werden E-Motoren für Pkw gebaut. 2022 kamen dann auch Antriebe für Nutzfahrzeuge hinzu, der erste Kunde hierfür war Daimler Trucks. Bosch hatte die Elektromotoren seit 2011 zunächst zusammen mit Daimler in einem Joint Venture namens EM-motive gebaut. 2019 übernahm Bosch dann EM-motive vollständig.

ndr.de

2 Kommentare

zu „Sorgen um Boschs Elektromotorenwerk in Hildesheim“
Malthos
29.08.2024 um 10:50
>der Standort Hildesheim habe seit mehr als 20 Jahren darauf hingearbeitet, zukunftsfähig zu sein.Und dann kam die Ampel und vollendete Merkel - weiterwählen!Fahrradmotoren können die Chinesen übrigens mittlerweile auch schon ganz gut, bei erheblich günstigeren Produktionsfaktoren...
Peter Alber
30.08.2024 um 09:58
Die großen Fahrzeughersteller fertigen ihre Elektromotoren zunehmend selbst als Teil ihres „core business“. D. h. die Fertigungstiefe nimmt dort zu und das dann natürlich zu Lasten einiger der klassischen Zulieferer.

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