Chefwechsel bei der NOW – von Knobelsdorff muss gehen
Der Aufsichtsrat hat bereits am 30. August beschlossen, Kurt-Christoph von Knobelsdorff als Geschäftsführer und Sprecher der NOW GmbH abzuberufen, wie das bundeseigene Unternehmen am Montag bestätigte. Übergangsweise werde Dagmar Fehler, bisher Bereichsleiterin Batterie-Elektrische Mobilität & Ladeinfrastruktur und Leiterin der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, die Geschäftsführung übernehmen. Zunächst hatte Table.Briefings unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, dass von Knobelsdorff gehen muss.
Die Personalie an der Spitze der Geschäftsführung ist aber nur ein Punkt der NOW-Mitteilung. Denn der Entscheidung zugrunde liegt eine strategische Neuausrichtung der bundeseigenen GmbH, die mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum KTF begründet wird. Da der Nachtragshaushalt in dieser Form nicht rechtskonform war, mussten zahlreiche Förderprogramme gekürzt werden, was auch Auswirkungen auf die Aufgaben der NOW hatte.
„Diese wurden daher im Rahmen einer Organisationsuntersuchung evaluiert und es wurden entsprechende organisatorische Anpassungen entwickelt. Eins der Ergebnisse ist, dass die NOW GmbH zukünftig ihr Profil schärfen und sich prioritär auf das Themenfeld Elektromobilität und Ladeinfrastruktur konzentrieren wird“, heißt es aus Berlin. Themen wie Wasserstoff und E-Fuels werden „weiterbearbeitet, um die strategische Anknüpfungsfähigkeit beizubehalten“. Im Fokus stehen sie aber nicht mehr.
Dass gerade Wasserstoff in der Mobilität selbst im FDP-geführtem BMDV keine hohe Priorität mehr hat, ist bekannt: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte in Folge von Ungereimtheiten bei der Vergabe von Wasserstoff-Fördergeldern BMDV-Abteilungsleiter Klaus Bonhoff im Februar von seinen Aufgaben entbunden. In der Folge der Wasserstoff-Affäre hatte Wissings BMDV auch die Neuförderung von H2-Projekten in der Mobilität ausgesetzt – sehr zum Unmut der jungen Branche. Table.Briefungs hatte von Knobelsdorff noch als Vertrauten in die Nähe Bonhoffs gerückt, tatsächlich geht es aber um die grundlegende Neuausrichtung und nicht persönliche Verbindungen.
Eine direkte Verwicklung von von Knobelsdorff in die Wasserstoff-Affäre war bisher ohnehin nicht bekannt. Von Knobelsdorff war im April 2020 zum Geschäftsführer sowie zum Sprecher der Geschäftsführung ernannt worden, in beiden Fällen als Nachfolger von Bonhoff – dieser hatte die NOW mit aufgebaut und bis zu seinem Wechsel ins Verkehrsministerium im Sommer 2019 geleitet. Von Knobelsdorff war aber unter Bonhoff nicht bei der NOW aktiv, er ist vom Wirtschafts- und Energieministerium Brandenburgs zu der bundeseigenen GmbH gewechselt. Dennoch scheint er beim Verkehrsministerium nun in Ungnade gefallen zu sein – anders lässt sich die Ablösung kaum herleiten.
Öffentlich wird davon allerdings nichts: „Er hat die Aufgaben der NOW tatkräftig angepackt und die Gesellschaft auch durch schwierige Zeiten geführt. Er ist ein leidenschaftlicher Verfechter der klimafreundlichen Mobilität und hat die Arbeit der Bundesregierung mehr als einmal in entscheidender Weise unterstützt“, wird die Vorsitzende des NOW-Aufsichtsrats, Heike Seefried, zitiert. „Wir danken ihm für die konstruktive Zusammenarbeit und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Mit der Ernennung von Dagmar Fehler als Interimsgeschäftsführerin haben wir eine überzeugende Übergangslösung gefunden. Sie wird mit Ihrer Erfahrung und Expertise den Transformationsprozess erfolgreich gestalten.“
Von Knobelsdorffs Vertrag wäre noch bis 2026 gelaufen, so wurde es zumindest zur Vertragsverlängerung Ende 2022 vereinbart. So sollte von Knobelsdorff die Zeit erhalten, den von ihm angestoßenen Umbau der NOW weiter voranzutreiben und zu begleiten. Die NOW wurde zwar als Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie gegründet, hat aber auch zunehmend die Förderung der Ladeinfrastruktur für Batterie-elektrische Fahrzeuge koordiniert – etwa mit der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Hin und wieder wurde man allerdings auch bei Kurt-Christoph von Knobelsdorff den Eindruck nicht los, dass ihm die Wasserstoff- näher war als die Batterie-elektrische Mobilität.
Die sogenannte Wasserstoff-Affäre hatte im Sommer 2023 begonnen. Damals berichtete das „Handelsblatt“ über mögliche Interessenskonflikte bei der Wasserstoff-Förderung des Bundes, die auf persönliche Beziehungen von Abteilungsleiter Bonhoff zurückzuführen sein sollten. Nach einer internen Untersuchung hatte das BMDV die Vorwürfe als „nicht haltbar“ zurückgewiesen, auch das „Handelsblatt“ zog wenig später seine Berichterstattung hierzu zurück. Nach weiteren belastenden Medienberichten im Februar 2024 (etwa im „Spiegel“) wurde Bonhoff jedoch von Wissing entlassen und der Leiter des Referats für Wasserstoff und Brennstoffzellen in der Mobilität in das Eisenbahn-Referat versetzt. Seitdem gilt die „Wasserstoff-Achse“ im BMDV als abgeräumt. Die Abberufung von Kurt-Christoph von Knobelsdorff als NOW-Chef wirkt vor diesem Hintergrund praktisch wie ein Schlussstrich unter diese Episode.
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