Kanada-Fabrik von Northvolt könnte sich bis 2028 verzögern

Der Bau der kanadischen Batteriezellenfabrik von Northvolt könnte nach Einschätzung der Provinzregierung von Quebec bis zu 18 Monate länger dauern als ursprünglich geplant. Das könnte auf die laufende Überprüfung der Expansionspläne zurückzuführen sein.

Bild: Northvolt

Bisher hatte Northvolt für die vor einem Jahr angekündigte Fabrik den Produktionsstart für das Jahr 2026 geplant. Anfang Juli dieses Jahres erklärte Northvolt dann, seine Expansionspläne zu überprüfen. An der großen Zellfabrik in Kanada wolle man aber festhalten.

Das ist offenbar weiterhin der Fall, doch Quebecs Wirtschaftsminister Pierre Fitzgibbon rechnet nun mit einer deutlichen Verzögerung. „Nach dem, was ich vom Management von Northvolt gehört habe, sprechen wir von einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass es zu einer Verzögerung von 12 bis 18 Monaten kommen wird.“

Northvolt hatte in einer Mitteilung nur angegeben, dass die strategische Überprüfung zu einer Neubewertung des Zeitplans führen könne, nannte aber keinen Zeitraum. Es sei noch nichts entschieden, die Ergebnisse werden demnach für den Frühherbst erwartet. „In der Zwischenzeit laufen die Planung und der Entwurf des Technologiekomplexes, und auch die Vorbereitungsarbeiten für den Standort werden fortgesetzt“, so Northvolt.

Bei der Ankündigung der Northvolt Six genannten Batteriezellenfabrik hieß es, der Bau des ersten Abschnitts mit einer Kapazität von 30 GWh pro Jahr solle noch 2023 beginnen – mit dem geplanten Produktionsstart 2026. Mit einem zweiten, gleich großen Bauabschnitt soll die angestrebte Produktionskapazität von 60 GWh erreicht werden. Neben der Zellproduktion an sich sollen auf dem Gelände rund 25 Kilometer östlich von Montreal auch eine Fertigung von aktivem Kathodenmaterial und eine Racyclinganlage hochgezogen werden.

Die US-amerikanische und auch die kanadische Regierung hatten mit Milliarden-schweren Förderpakete zahlreiche eMobility-Projekte in ihre jeweiligen Länder geholt. Mit der Aussicht auf die Förder-Milliarden und einen wachsenden eMobility-Absatzmarkt hatten Unternehmen wie Northvolt und auch die VW-Batterietochter PowerCo ihre zunächst auf Europa fokussierten Pläne geändert. Inzwischen ist das eMobility-Wachstum in Nordamerika spürbar abgekühlt, weshalb Autobauer wie Ford und General Motors ihre Batterie-Pläne schon wieder gestutzt haben. Mit der aktuellen Zurückhaltung ist es naheliegend, dass auch Unternehmen wie Northvolt reagieren.

Normand Mousseau, wissenschaftlicher Leiter des Trottier Energy Institute an der Polytechnique Montréal, warnt aber gegenüber CBC vor den möglichen Folgen. „Wenn die Investitionen anderswo in Nordamerika voranschreiten, bedeutet das, dass wir im Vergleich zu anderen Standorten, an denen Batteriefabriken gebaut werden, an Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, sagt Mousseau und merkt an, dass die Aufträge dorthin gehen würden, wo tatsächlich etwas gebaut wird. „Alle Verzögerungen bei der Erschließung anderer Standorte sind im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit eine schlechte Nachricht.“

Northvolt produziert bereits Batteriezellen im schwedischen Skellefteå, ist dort aber mit dem Hochfahren der Produktion derart in Verzug, dass Großkunde und Anteilseigner BMW bereits einen Auftrag storniert hat. Zusammen mit Volvo wird noch eine weitere Zellfabrik in Göteborg gebaut. In Deutschland ist Northvolt für den Bau der Batteriefabrik in Heide (Schleswig-Holstein) bekannt, der Spatenstich ist im März 2024 erfolgt.

cbc.ca, lapresse.ca (auf Französisch)

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