VW erwägt offenbar Werksschließung in Deutschland

Da der VW-Konzern offenbar seine Sparziele um mehrere Milliarden Euro verfehlen wird, plant das Top-Management weitere Einschnitte. Dabei werden erstmals mögliche Werksschließungen und Entlassungen in den Raum geworfen – auch, weil die Elektroautos im Verhältnis wenig Gewinn einbringen.

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Bild: Volkswagen

Bereits in der vergangenen Woche war von bis zu drei Milliarden Euro zu lesen, die VW zu seinem Sparziel fehlen sollen. Der „Spiegel“ schreibt jetzt, dass „im Finanzplan der Marken Volkswagen und VW Nutzfahrzeuge aktuell eine Lücke von vier bis fünf Milliarden Euro“ klaffe. Die Gründe sind vielfältig, es werden etwa gestiegene Materialpreise, die Schwäche des US-Markts und die günstigeren Ausstattungen genannt, die Kunden in der Konjunkturdelle derzeit bestellen – gerade bei den Sonderausstattungen sind die Margen aber hoch.

Und: „Ein Problem sind außerdem die vergleichsweise geringen Gewinnmargen von Elektroautos“, schreibt das Magazin. In Summe fehlen enorme Beträge. Das habe auch Markenchef Thomas Schäfer am Montag bei einem Führungskräftetreffen eingeräumt. Um die Marke vor Verlusten zu bewahren, seinen weitere Einsparungen nötig.

„Das Sparprogramm bei VW eskaliert und mündet in einen Großkonflikt zwischen Management und Gesamtbetriebsrat“, schreibt der Betriebsrat in einem „Extrablatt“, das seit Montag verteilt wird. Demnach habe der Markenvorstand mindestens ein größeres Fahrzeugwerk und eine Komponentenfabrik in Deutschland angezählt. Auch bereits getätigte Produkt-Zusagen stehen wohl auf der Kippe, etwa ein für 2026 aus dem Werk Wolfsburg geplantes E-SUV der Kompaktklasse.

Zudem bestätigte VW selbst, die „seit 1994 fortgeschriebene Beschäftigungssicherung aufzukündigen“. Das aktuelle Abkommen wäre noch bis 2029 gelaufen. Sprich: Instrumente wie der Vorruhestand, Altersteilzeit oder Aufhebungsverträge reichen nicht mehr aus, um langsam Personal abzubauen. Werkschließungen könnten in der aktuellen Situation „ohne ein schnelles Gegensteuern“ nicht ausgeschlossen werden. Die Lage sei „äußerst angespannt und nicht durch einfache Sparmaßnahmen zu bewältigen“.

Wo VW den Rotstift ansetzen will, ist aber noch nicht bekannt. Angesichts der Beteiligung des Land Niedersachsens gelten die dortigen Werke Wolfsburg, Hannover (VW Nutzfahrzeuge) und Emden sowie die Komponentenwerke Braunschweig, Salzgitter und Osnabrück eigentlich als unantastbar. Blieben das MEB-Werk in Zwickau, die Gläserne Manufaktur in Dresden und das Komponentenwerk in Kassel. In Kassel, Dresden und Zwickau sind über 26.000 Menschen beschäftigt.

Das kleinste Fahrzeugwerk mit 8.500 Mitarbeitern in der Produktion liegt in Emden – dort werden der ID.4 und der ID.7 gebaut, ab 2025 wird Emden ein reines E-Auto-Werk. Das Land Niedersachsen hat mit seinen 20 Prozent Stimmrechten aber bisher den Standort geschützt. Für das Komponentenwerk Osnabrück mit 2.300 Mitarbeitern gibt es immer wieder Gerüchte über einen möglichen Verkauf – aber eben nicht über eine Schließung. Es galt schon zuletzt als Zäsur, dass Audi bei seinem Werk Brüssel die Option einer Werksschließung offen ausspricht. Für Deutschland war das bis jetzt undenkbar – und wird nun dennoch diskutiert.

Der VW-Betriebsrat hält sich selten mit Kritik am Management zurück und wählt auch nun sehr scharfe Worte. „Der Vorstand stellt nicht weniger als die gesamte Kernmarke VW infrage. Wir werden nicht zulassen, dass wir hier abgewickelt werden“, sagt Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Sie kündigte „erbitterten Widerstand der Arbeitnehmerseite“ an.

spiegel.de, automobilwoche.de

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