VW-Manager soll Batterie-Insider-Wissen weitergegeben haben

Bei Volkswagen bahnt sich womöglich eine Batterie-Affäre an: Der Topmanager und frühere VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Eichhorn soll angeblich Knowhow rund um Feststoffzellen an ein Startup weitergegeben haben, an dem er selbst indirekt beteiligt ist.

collage ulrich eichhorn prime solid 2024
Bilder: Volkswagen, Prime Solid; Montage: electrive

Die Vorwürfe hat die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Justizakten veröffentlicht. Eichhorn soll demnach über „länderübergreifende Firmenverschachtelungen“ unter anderem am Berliner Unternehmen Prime Solid Holding GmbH beteiligt sein, das eine Feststoffbatterie für die Elektromobilität entwickelt. Prime Solid sieht sich selbst im Wettbewerb mit der VW-Beteiligung QuantumScape, die ebenfalls Feststoffakkus entwickelt – QuantumScape ist zwar deutlich präsenter und weiter, dennoch besteht auf dem Papier eine Konkurrenzsituation.

Eichhorn soll laut „Bild“ auch sein Insider-Wissen von VW weitergegeben haben, was dieser aber via Anwalt bestreitet. Der in dem Artikel formulierte Vorwurf: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Ex-Mitarbeiter von Prime Solid wegen des Missbrauchs von Geschäftsgeheimnissen. In den Justizakten, die die Zeitung offenbar einsehen konnte, wird Eichhorn ein „guter Draht zu dem Mitarbeiter“ unterstellt. „Nun wollen die Ermittler mehr über die Rolle von Eichhorn und ein dubioses Treffen mit dem Beschuldigten wissen“, heißt es wörtlich.

Dass Eichhorn indirekt an Prime Solid beteiligt ist, liegt nahe: 47,5 Prozent von Prime Solid gehören seit Mitte 2021 dem Unternehmen Value Grid Ventures aus der Schweiz. Dahinter soll sich laut der „Bild“ die Sciurus GmbH verbergen – Sciurus ist lateinisch für Eichhörnchen. In der GmbH soll VW-Manager Eichhorn sein Vermögen verwalten. Über seinen Anwalt lässt Eichhorn mitteilen, dass der Vorwurf, er hätte eine „etwaige Beteiligung“ nicht korrekt bei seinem Arbeitgeber angemeldet, falsch sei. Prime Solid gab gegenüber der Zeitung an, dass die Firma „schädliche PR“ gegen den Mitgesellschafter nicht unterstützen würde – womit indirekt bestätigt wird, dass Eichhorn zu den Mitgesellschaftern gezählt wird.

Von Volkswagen gibt es ebenfalls bereits eine Reaktion, anders als von Prime Solid wird aber keine Partei ergriffen – der Konzern gab lediglich an, sich aus „Datenschutzgründen sowie unseren arbeitsvertragsrechtlichen Verschwiegenheitspflichten“ nicht weiter zu äußern. Es ist aber auch möglich, dass VW nicht wirklich vorbereitet war: Laut Konzernkreisen soll der Sachverhalt „überraschend“ aufgekommen sein, eine interne Prüfung läuft wohl noch. Eichhorn bezeichnet sich selbst auf LinkedIn noch als „Group Representative Platform Future Mobility and DataSpace Mobility“ bei der Volkswagen AG.

Eichhorn war bei Ford, VW und Bentley tätig, bevor er 2012 als Geschäftsführer zum VDA wechselte. 2016 ging es zurück zu VW, dieses Mal als Entwicklungsvorstand auf Konzernebene unter Herbert Diess. In dieser Funktion soll er 2017 gesagt haben: „Wenn einer den Durchbruch bei der Feststoffzelle schafft, dann hat das Potenzial für einen deutlichen Sprung bei Kosten, Kapazität und Größe.“ 2018, immer noch mit Eichhorn als Entwicklungschef, ist VW zum größten Anteilseigner bei QuantumScape geworden. QuantumScape hat inzwischen nicht nur mehrere Generationen an Prototypen-Zellen ausgeliefert, sondern die VW-Tochter PowerCo hat QuantrumScape „ermutigende Ergebnisse“ bei Feststoff-Batteriezellen bescheinigt.

bild.de

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