Volvo Trucks launcht 2025 einen E-Lkw mit 600 km Reichweite

Volvo Trucks stößt mit Wucht in den Markt für strombetriebene Fernstrecken-Lkw vor: Für 2025 kündigen die Schweden eine neue Version ihres FH Electric für die Langstrecke an. Mit bis zu 600 Kilometern Reichweite.

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Bild: Volvo Trucks

Der Aufschlag von Volvo Trucks im Fernstrecken-Segment ist in der Branche schon erwartet worden. Lkw-Hersteller gibt es nicht wie Sand am Meer. Ein recht beständiger Kreis von OEMs teilt sich seit Jahrzehnten den Kuchen in diesem Markt. Außerdem hatte electrive bereits im Juli bei einem Termin von Konzernschwester Renault Trucks (sowohl Volvo Trucks als auch Renault Trucks gehören zur Volvo Group), aufgeschnappt, dass ein XXL-Stromer mit 600 Kilometern Reichweite in der Mache ist. Der Langstrecken-Truck wird also höchstwahrscheinlich in unterschiedlicher Version, aber mit ähnlichem Technik-Paket unter den Flaggen beider Konzernschwestern an den Start gehen. Wohl erst 2025 bei Volvo und 2026 dann bei Renault Trucks.

Und die Konkurrenz? Daimler Truck hat mit dem elektrischen Fernverkehrs-Lkw eActros 600, der Ende des Jahres in die Produktion gehen soll, vorgelegt. Traton-Tochter MAN und DAF wollen mit ihren Modellen eTruck und XF künftig ebenfalls in diesem Bereich nach Kunden fischen. Nun kommt also Volvo Trucks aus der Deckung – und schlägt die Konkurrenz beim Reichweiten-Versprechen klar: Während der Mercedes-Benz eActros 600 und der DAF XF rund 500 Kilometer und der MAN eTruck etwa 400 Kilometer am Stück schaffen soll, stellen die Schweden für ihre neue FH-Electric-Version bis zu 600 Kilometer in Aussicht.

Eckpunkte aus dem technischen Datenblatt veröffentlicht das Unternehmen noch nicht. Neben der 600-Kilometer-Angabe, die sich explizit auf eine Akkuladung bezieht (MAN nennt beispielsweise auch gern eine „Tagesreichweite“ von 800 Kilometern für den eTruck, die aber eine Ladepause beinhaltet), wird in der Volvo-Ankündigung nur das zweite Halbjahr 2025 als Launch-Zeitraum genannt. Beim Rest bleiben die Schweden sehr allgemein: So soll die neue Generation des FH Electric „eine neuen E-Achse, die Platz für deutlich mehr Batteriekapazität an Bord schafft“, an Bord haben, außerdem „effizientere Akkus, ein verbessertes Batteriemanagementsystem und eine erhöhte Gesamteffizienz des Antriebsstrangs“. Auch im Zuge unseres Besuchs bei Konzernschwester Renault Trucks in Lyon im Juli wurden nur wenige Details genannt. Dort fiel aber immerhin die Bemerkung, dass der neue Langstrecken-Truck wohl mit acht (statt aktuell maximal sechs) Batteriepacks ausgestattet wird und so auf rund 800 kWh Energiegehalt kommen soll.

Volvo Trucks konstatiert in seiner Mitteilung eher allgemein, dass die Elektrifizierung schwerer Lkw weltweit voranschreite. „Die technische Weiterentwicklung macht es möglich, immer längere Strecken elektrisch bedienen zu können. Die größere Reichweite ist ein Durchbruch für den Langstreckentransport ohne Auspuffemissionen.“  Mit dem neuen FH Electric können Transportunternehmen „einen ganzen Arbeitstag lang fahren, ohne nachladen zu müssen.“

Der aktuelle FH Electric ist bekanntlich einer von drei schweren E-Lkw-Modellen, die Volvo seit 2022 verkauft und in Serie baut. Das Modell positioniert das Unternehmen zurzeit im Bereich regionale und überregionale Transporte, daneben gibt es noch den FM Electric (für regionale, schwere Transporte) und den FMX Electric für Bautransporte. Alle drei Baureihen verfügen über einen Antrieb, der drei Elektromotoren mit dem I-Shift-Getriebe von Volvo Trucks kombiniert. Die Spitzenleistung liegt bei 490 kW, die durchgehende Leistung bei 315 kW. Die sechs Batterien kommen auf einem kombinierten Energiegehalt von 540 kWh, was aktuell rund 300 Kilometer Reichweite ermöglicht.

Neben dem Schwergewichts-Trio hat Volvo Trucks zurzeit die drei mittelschweren E-Lkw-Modelle Volvo FE, Volvo FL und VNR (für Nordamerika) im Portfolio. Zudem eine Aero-Version des FH Electric und eine Low-Entry-Version des FM Electric. Produziert werden die strombetriebenen Trucks von Volvo in vier Werken. Mit dem belgischen Gent kam erst im September 2023 die vierte und größere Produktionsstätte hinzu. Eigenen Angaben zufolge hat Volvo nach aktuellen Stand mehr als 3.800 Elektro-Lkw an Kunden in 46 Ländern der Welt geliefert.

Roger Alm, President Volvo Trucks, spricht beim kommenden Elektro-Langstreckler vom „neuen elektrischen Flaggschiff“ des Unternehmens. Dieses sei eine großartige Ergänzung zur bisherigen breiten Palette von Elektro-Lkw und ermögliche einen abgasfreien Transport auch auf längeren Strecken. „Der Lkw eignet sich hervorragend für Transportunternehmen, die eine hohe jährliche Fahrleistung aufbringen und gleichzeitig ihre CO2-Emissionen reduzieren möchten“, so Alm, der Batterieelektrische Lkw als ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Klimabilanz bezeichnet. Und: „Neben den bedeutenden Umweltvorteilen, die Elektro-Lkw mit sich bringen, bieten sie den Lkw-Fahrer:innen ein wesentlich besseres Arbeitsumfeld mit einem geringeren Lärm- und Vibrationspegel.“

volvotrucks.de

12 Kommentare

zu „Volvo Trucks launcht 2025 einen E-Lkw mit 600 km Reichweite“
Max
03.09.2024 um 13:25
Ich bin gespannt, wann das erste Modell mit 1.200 kWh Kapazität auf den Markt kommen wird. Dann können selbst höchste Tagesfahrleistungen, die mit einem Fahrer möglich sind, ohne Laden in der vorgeschriebenen Mittagspause durchgeführt werden. Über Nacht werden 1.200 kWh selbst an 100-kW-Säulen sicher nachgeladen. Das macht MCS noch unwichtiger. Und wirtschaftlich sind solche Kapazitäten vielleicht auch, wenn der MCS-Strompreis deutlich höher sein sollte als der für das Overnight-Charging und durch die freie Wahl des Rastplatzes eine längere Strecke am Tag zurückgelegt werden kann.
Josef
03.09.2024 um 15:21
Warum sollen dazu 1200kwh nötig sein? Der Youtube Kanal Elektrotrucker zeigt das eine IVECO mit 738kwh genügt. Er lädt entweder in den vorgeschriebenen Ruhezeiten in 45min oder nach den 10h Lenkzeit in der Nacht. Er braucht für die Strecke Norddeutschland...Leer...nach Süddeutschland, genauso lang wie ein Diesel LKW. Wenn es mehr eLKW gibt braucht es aber wesentlich mehr Lademöglichkeiten für LKW, da er häufig an Auto Ladestationen laden muss. Aral hat schon dedizierte eLKW Ladeplätze., bei denen man den Auflieger nich abstellen muss. Übrigens gibt es von der Firma DesignWerk in der Schweiz schon einen 1000kwh LKW der Alpenüberquerungen für DPD Schweiz macht.
Mark Müller
07.09.2024 um 15:27
Genau. Der schleppt bei jeder Fahrt 5 Tonnen zu viel über die Alpen.
Mark Müller
03.09.2024 um 15:13
Einverstanden, 1'200 kWh sollte ein Fernverkehrs-LKW etwa haben. Als Batterie macht das gut 7 Tonnen Gewicht. Als FCEV mit Wasserstoff überschlagsmässig max. 1.5 Tonnen (ca. 500 kg für Batterie, 500 kg für die Brennstoffzelle und 500 kg für die H2-Tanks). Zusammen mit der schnelleren Ladbarkeit ist klar, was ich wählen würde, wenn einmal beides verfügbar und bezahlbar ist. Glücklicherweise baut Volovo Trucks, zusammen mit Daimler Truck, auch eine Brennstoffzellen-Fabrik.
Martin
04.09.2024 um 08:35
Wenn wir den "Luxusbrennstoff" Wasserstoff nur annähernd genug hätten wäre das eine Option. Leider haben wir kaum Wasserstoff und das bisschen was wir haben ist auch noch schlechter für das Klima als Diesel.
John
07.09.2024 um 12:56
Wenn wir über 7 Tonnen Batterien und viele LKWs reden, sprechen wir auch von Luxusbatterien. Grünen H2 wird es geben. Die Industrie bezahlt dafür sicher keinen hohen Preis. BEV LKW für Langstrecke ist sch wegen der erforderlichen Ladeinfrastruktur sehr fraglich.
Dixi K
04.09.2024 um 05:54
lol
Mark Müller
03.09.2024 um 15:16
Und noch einemal eine Verdoppelung der mitgeführten Energie wären dann beim FCEV nur noch einmal 500 kg, im Unterschied zu den nächsten 7 Tonnen, die ein BEV dafür bräuchte. Also 14 mal weniger. Das ist der Pferdefuss der Batterie, dass sich Leistung und Kapazität nicht separat skalieren lassen.
Horst
04.09.2024 um 07:36
Aber warum sollte man noch mehr Batterie Kapazität einbauen? Das läuft am Ende auf eine Optimierung der Transportkosten pro km raus. Mehr Batterie kostet auch wieder mehr. Die meisten LKW werden auch heute schon nur mit einem Fahrer betrieben, daher sind Pausen ohnehin notwendig. Wenn Wasserstoffbetrieb irgendwann kostentechnisch Konkurrenz machen kann, ja dann wird der natürlich auch kommen. Das sieht aktuell aber nicht so aus, sauber hergestellter Wasserstoff kostet einfach zu viel, und Brenstoffzellentechnik ist leider immer noch teuer und anfällig. Es ist nicht ganz grundlos warum der Markt dafür im PKW Bereich auch nicht in die Hufe kommt. Klar ist für die ferne Zukunft nichts ausgeschlossen, das hilft uns heute aber rein gar nichts.
Josef
03.09.2024 um 15:31
Der 1000kwh Akku von DesignWerk in deren LKW wiegt 5,9t, dank der Umstellung von 160wh/kg auf 250wh/kg LFP Akkus. Die Energiedichte wird immer besser...CATL und Amprius habe schon die 500Wh/kg erreicht....ok, kein LFP. Ein Dieselstrang mit 2000l Diesel und mehr im Tank ist nicht mehr sehr weit davon entfernt...mit Verbesserungen in der Energiedichte wird in 10 Jahren der eLKW leichter sein als ein voll getankter Diesel LKW. Ach ja, die Fool Zelle braucht kein Mensch mehr...die Infrastruktur fehlt hier noch mehr und der Preis ist viel zu hoch...und nur der zählt für Spediteure...meine Frau hat daran schon vor 35 Jahren gearbeitet und es hat sich ausser in der Größe fast nichts getan.
erFahrer
04.09.2024 um 08:40
Danke, BDL (am Wochenende) wäre da noch interessanter, weil relevant zusätzliche Einnahmen winken ( 5 eLKW = > 1 MW Regelleistung) .. Liebes Electrive-Team könntet ihr das bitte mal bei den eTrucks thematisieren? Die BDL HPC-Lader sind ja schon angekündigt.
Max
06.09.2024 um 08:34
es gibt einen Truck mit 1.200kWh Kapazität bei Designwerk in der Schweiz. Der Preis ist allerdings in DE nicht wettbewerbsfähig

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