Kein neues Audi-Modell für Werk Brüssel

Audi hat bestätigt, kein anderes Modell in das belgische Werk Brüssel zu vergeben – der Standort steht damit perspektivisch vor dem Aus. Und: Für die Zeit bis zum Produktionsende des Q8 e-tron übernimmt ein neuer Werkleiter.

Das Audi-Management hat im sogenannten Unternehmensrat zwischen Vertretern des Managements und den Arbeitnehmern in Brüssel erstmals offiziell verkündet, dass die Ingolstädter kein neues Modell in dem belgischen Werk bauen lassen werden, auch andere Marken aus dem VW-Konzern werden offenbar nicht einspringen. Diese Informationen der „Automobilwoche“ hat Audi inzwischen bestätigt.

Sprich: Einen Rettungsanker für das kriselnde Werk gibt es nicht, zumindest nicht aus dem Konzern. Da Volkswagen seit dieser Woche auch die Schließung von Werken in Deutschland nicht mehr ausschließt – offenbar stehen mindestens ein Fahrzeugwerk und ein Komponentenwerk zur Diskussion –, gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass die Wolfsburger oder eine andere Konzernmarke ein neues Modell in Brüssel bauen lassen, während in Deutschland ein Werk geschlossen wird. Zumal Audi seit geraumer Zeit auf die strukturellen Probleme des belgischen Werks hinweist, vor allem seit der angekündigten Restrukturierung im Juli.

Damit bleibt für das Werk und die Beschäftigten nur die Hoffnung auf einen externen Investor oder anderen Autobauer, der das Werk übernimmt. Im August hieß es von Seiten der Gewerkschaft, dass ein Investor gegenüber Audi Interesse an der Fabrik selbst und einem Teil des Personals angemeldet habe, nicht aber an der Autoproduktionslinie. Auch VW soll erwogen haben, mit einem Teil des Personals eine Batteriefertigung für andere Werke des Konzerns zu etablieren. Davon ist derzeit aber keine Rede mehr.

 Die Herausforderung ist – neben den hohen Lohnkosten –, dass das Werk aufgrund seiner Lage direkt an den Bahngleisen quasi nicht erweitert werden kann. Und da es in Brüssel kein Presswerk gibt, müssen große Karosserieteile aus anderen Werken angeliefert werden – was zusätzlich die Logistikkosten erhöht. Also würde auch ein möglicher Käufer einen zweiten Standort benötigen, um dort Karosserieteile herzustellen.

Die in Belgien vorgeschriebenen Verhandlungen vor Massen-Entlassungen und die Gespräche rund um einen möglichen Verkaufsprozess wird aber für Audi nicht mehr der derzeitige Werkleiter Volker Germann führen. Wie Audi mitteilt, übernimmt der Manager neue Aufgaben innerhalb des Unternehmens. Zum 16. September wird Thomas Bogus die Leitung von Audi Brussels übernehmen. Im Moment ist Bogus Projektleiter für die Produktion vollelektrischer Audi-Modelle. „Mit seiner langjährigen Erfahrung im internationalen Audi Produktionsnetzwerk und seinem tiefen Verständnis für den gesamthaften Produktionsprozess hat Thomas Bogus zahlreiche Baureihen erfolgreich an den Start geführt. Als Werkleiter wird er den Standort Brüssel in dieser herausfordernden Zeit umsichtig führen“, sagt Gerd Walker, Audi-Vorstand für Produktion und Logistik.

automobilwoche.de (Modelle), audi-mediacenter.com (Personalie)

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