Regierung berät eilig über Budget für E-Auto-Steuervorteile

Die von der Bundesregierung geplanten neuen Steuervorteile für Elektrofahrzeuge sollen sich im kommenden Jahr wohl auf 585 Millionen Euro belaufen - und das Budget anschließend weiter steigen. Noch heute will die Ampel dieses Ziel beraten und fixieren. Wohl auch wegen der Alarmstimmung bei Volkswagen.

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Bild: Daniel Bönnighausen

Das „Handelsblatt“ schreibt, dass die angepeilte Reservierung von 585 Millionen Euro für E-Auto-Steuervorteile im kommenden Jahr aus zwei Formulierungshilfen des Bundesfinanzministeriums hervorgeht, die das Kabinett am heutigen Mittwoch beschließen dürfte. Den Dokumenten zufolge soll das Budget anschließend moderat anwachsen und sich 2028 auf rund 650 Millionen Euro summieren. Die beiden mit diesem Geld unterstützten Maßnahmen sind seit Juli bekannt: Erstens sollen Unternehmen, die E-Autos anschaffen, großzügigere steuerliche Abschreibungsregeln nutzen können. Zweitens soll bei der Dienstwagenbesteuerung der Deckel für den Brutto-Listenpreis bei E-Autos von 70.000 auf 95.000 Euro erhöht werden.

Zum Verständnis: Der für heute erwartete Beschluss betrifft die Formulierungshilfen, in denen erstmals das Budget genannt wird – nicht die Maßnahmen an sich. Da das Kabinett den Haushalt für das kommende Jahr bereits am 17. Juli verabschiedet hatte, ist diese „Mini-Förderung der Elektromobilität“ bereits einkalkuliert. Allerdings bisher nur regierungsseitig. Der Etat-Regierungsentwurf ist im Juli an den Bundestag weitergeleitet worden. Ein Beschluss im Parlament wird aber erst für Ende November erwartet.

Die zweiteilige steuerliche Förderung von Elektrofahrzeugen ist Teil eins im Haushaltsentwurf 2025 enthaltenen Wachstumspakets. Die nun für heute anberaumten Beratungen des Kabinetts sind sowohl laut „Handelsblatt“ als auch laut „Zeit“ auch eine Reaktion auf die Alarmstimmung bei Volkswagen. Die Konzernspitze hatte am Montag erstmals mögliche Werksschließungen und Entlassungen in Deutschland in den Raum geworfen – auch, weil die Elektroautos im Verhältnis wenig Gewinn einbringen.

In der „Zeit“ wird Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) dazu wie folgt zitiert: „Die Autoindustrie ist ein Eckpfeiler des Industriestandorts Deutschland, und das soll auch so bleiben.“ Die Transformationsanstrengungen seien aktuell enorm. „Entscheidend als Standortfaktor ist da auch die langfristige Planungssicherheit“, so Habeck. Diese werde durch die EU-Vorgabe geschaffen, wonach ab 2035 nur noch CO2-neutrale Fahrzeuge neu zugelassen werden dürfen. „Wer wie Friedrich Merz (CDU) und Markus Söder (CSU) die Rücknahme propagiert, verspielt Verlässlichkeit und zeigt, dass er wenig von Zukunftsfähigkeit versteht“, kritisiert der Wirtschaftsminister.  

Und: „Unternehmerische Entscheidungen, wie sie jetzt [bei Volkswagen] im Raum stehen“, müssten „im Sinne dieser Verantwortung gefällt werden“. Habeck fordert das Unternehmen in der „Zeit“ auf, Entscheidungen in enger Abstimmung mit den Sozialpartnern zu treffen.

handelsblatt.com, zeit.de

7 Kommentare

zu „Regierung berät eilig über Budget für E-Auto-Steuervorteile“
Marco.Z
04.09.2024 um 09:08
Purer Aktionismus. Macht deutsche Produkte nicht besser oder wettbewerbsfähiger.
Frank W.
04.09.2024 um 09:34
Herr Habeck sollte endlich aufhören die strukturellen Probleme kleinzureden und diese anpacken. Gestern abend haben wir nun zum x-ten Mal dieses Jahr für einzelne Stunden einen Börsenstrompreis über 50ct€/kWh steigen sehen, weil die fossilen Erzeugungskapazitäten ausgedünnt und noch immer kein Plan für neue Backupkraftwerke vorgelegt worden ist. Stattdessen gibt es Pflaster auf Wunden die überhaupt nicht bestehen. Insb in den Segmenten Obere Mittelklasse (20% und steigend) und Oberklasse (40-50% BEVs) werden heute schon überdurchschnittlich viele Elektrofahrzeuge verkauft, da braucht es keine neuerlichen Subventionen. Der Bund sollte eher überlegen, wie man AC-Laden in Wohngebieten fördern und vergünstigen kann - bei 55ct€/kWh und mehr, ist das aktuell die Bremse der E-Mobilität.
MWF
05.09.2024 um 12:05
100%
Detlef K.
04.09.2024 um 11:13
zum x-ten mal? ... so hohe Preise ist und bleiben die absolute Ausnahme und hatten wir in diesem Jahr, ich glaube erst zum zweiten mal. Und das ist schon eine sehr einseitige Betrachtung... denn was glauben Sie, hat es in einer Marktwirtschaft für Folgen, wenn das Preisgap zwischen teuer und günstig verlässlich hoch an jedem Tag ist? ... es wird verschoben und gespeichert, was das Zeug hält... genau das, was wir jetzt benötigen... was denn sonst? ... damit werden auch insgesamt die hohen EEG Kosten wieder geglättet. Das passt also und man muss hier eigentlich nur die Marktwirtschaft wirken lassen.Ich habe einen dyn. Tarif und kann Ihnen sagen, dass es das Gegenteil einer Bremse ist, wenn ich im Normalfall während des ganzen Jahres für 15 Cent die kWh laden kann. Die 55 Cent hatten wir an 2 Abendstunden und die kann man normalerweise einfach vermeiden. Darum geht es doch...
Frank W.
04.09.2024 um 11:50
Ja zum x-ten Mal. Sie betrachten über ihren Stromanbieter lediglich den day-ahead Preis, nicht jedoch den kontinuierlichen bzw. intraday Preis. Dieser ist erheblich volatiler im Vergleich zu den vor-Covid Jahren. Die Abschaltung zahlreicher Steinkohlekraftwerke, welche nicht mit ausreichend Erdgaskraftwerken ersetzt wurden, führt zunehmend zu einem illiquiden Strommarkt. Sind Märkte nicht liquide und kann Nachfrage nicht bedient werden, sind Preiseskalationen vorprogramiert. Markteffizienz setzt liquide Märkte voraus! Dass sie zwei Stunden am Tag ihr Auto nicht laden ist ja wunderbar, nur schalten sie mal für zwei Stunden am Tag den Hochofen/Lichtbogenofen ab oder die Automobilproduktion, die in der Regel 24/7 läuft.
Patrick S.
05.09.2024 um 15:58
Und genau weil solche Industrien kontinuierlich (24/7) Strom benötigen haben sie normalerweise langfristige Verträge und zahlen einen extrem günstigen Strompreis im Vergleich zum Endverbraucher. Teilweise haben solche Unternehmen eigene Energieerzeugungsanlagen oder entsprechende Beteiligungen.
Klaußner
05.09.2024 um 14:23
Die Verantwortlichen in Berlin betreiben mit der Abschreibungsverbesserung auf E-Auto zum wiederholten Mal Scheinpolitik. Auch diese Fördermaßnahmen werden nicht zum dem von Herrn Habek genannten Push bei den E-Autos führen. Und warum? Ganz einfach: die überwiegende Mehrzahl der Firmenwagen werden geleast und nicht gekauft. Aber nur beim Kauf greift die Abschreibungsverbesserung. Also wieder mal an der Realität vorbei regiert.

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