Kia feiert Europapremiere seiner elektrischen PBV-Fahrzeuge
Dass Kia in den Markt leichter Nutzfahrzeuge vorstoßen will, ist spätestens seit einer von den Südkoreanern Anfang des Jahres vorgestellten Zukunftsstrategie namens „Platform Beyond Vehicle“ (PBV) klar. Im Fokus stehen dabei modulare E-Nutzfahrzeuge und die Integration von Vernetzung, Robotik und autonomem Fahren. Die Abkürzung PBV gilt sonst als Kürzel für „Purpose Built Vehicles“, also etwa für speziell auf Taxi-Dienste und Ride-Hailing-Anbieter ausgelegte Elektrofahrzeuge. Die neue PBV-Plattform von Kia stößt in diese Richtung, soll aber über den üblichen Ansatz weit hinausgehen. Es geht um maßgeschneiderte Fahrzeuge in Kombination mit fortschrittlicher Software und individuellen Dienstleistungen.
Konkret will Kia sein PBV-Segment zunächst auf drei Fahrzeugen gründen, dem PV5, dem PV1 und dem PV7. Auf der IAA Transportation werden nun Varianten des PV5 und PV7 zu sehen sein, konkret die vier Studien PV5 High Roof Concept, PV5 People Mover Concept, PV5 3D Concept und PV7 Concept. Der PV5 ist es auch, der 2025 als erstes Serienfahrzeug auf den Markt kommen soll. Mit dem PV7 und PV1 plant die koreanische Marke zudem ein größeres und ein kleineres Modell. Ihre Einführung soll sukzessive erfolgen. Gebaut werden sie künftig in einer bereits angekündigten neuen Fabrik auf dem Gelände des bestehenden Kia-Werks Hwaseong in der Provinz Gyeonggi. Das Werk ist ab 2025 zunächst auf bis zu 150.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt. Ein zweites Werk für PBVs, das 2028 in Betrieb gehen könnte, wird bereits erwogen.
Auszeichnen sollen sich die PBVs unter anderem durch einen „Easy Swap“, dank dem das Fahrzeugchassis in Kombination mit unterschiedlichen Aufbauten genutzt werden kann. Der Wechsel erfolgt auf Basis einer elektromagnetischen und mechanischen Kupplungstechnologie, wodurch sich das PBV beispielsweise „tagsüber in ein Taxi, nachts in einen Lieferwagen und am Wochenende in ein persönliches Freizeitfahrzeug verwandelt“, wie es Kia ausdrückt.
Die Modularisierung wird außerdem durch eine schweißfreie „Dynamic Hybrid“-Aufbaustruktur ermöglicht, bei der die Länge der beweglichen Elemente je nach Einsatzzweck des Fahrzeugs flexibel angepasst werden kann. „Durch die Verwendung von hochfestem Stahlrohr und technischen Polymeren werden die typischen Teile um 55 Prozent reduziert, ohne dass die Steifigkeit leidet“, heißt es. Die Dynamic Hybrid-Technologie werde als standardisierter Bausatz geliefert und ermögliche die schnelle und einfache Umrüstung eines Kia PV5 im Feld.
Als Merkmale der Fahrzeuge nennt Kia ansonsten große Türen mit einer säulenlosen Öffnung, einen verlängerten Radstand für einen vergleichsweise großen, flachen Innenraum und ein einklappbares Lenkrad für eine „büroähnliche Umgebung“ im Cockpit. Die Bedienbarkeit soll einfach und intuitiv erfolgen, die Fahrzeugbeschaffenheit robust und solide sein. Außerdem kündigt Kia den umfangreichen Einsatz von nachhaltigen Materialien wie Biokunststoff, PCM-Kunststoff (Post Consumer Material), Biolack, recyceltem PET-Gewebe, Filz und Garnen sowie Bio-PU-Schaum an.
„Unsere flexiblen und äußerst vielseitigen PBVs werden mit einem absolut kundenorientierten Ansatz und einer einzigen elektrischen Plattform, die sich an unterschiedliche Mobilitätsbedürfnisse anpassen lässt, die Logistik und das Transportwesen völlig verändern“, sagt Marc Hedrich, Präsident von Kia Europe, im Vorfeld der IAA. Die Kia-PBVs seien so konzipiert, dass sie sich sowohl im B2B-Bereich als auch von Privatkunden ideal einsetzen lassen. „Als umfassende Mobilitätslösungen kombinieren sie auf einzigartige Weise zweckdienliche Elektrofahrzeuge mit hochentwickelten Softwarelösungen, Over-the-Air-Updates, Bestwerten bei Abmessungen und Ladekapazitäten, hervorragender Manövrierbarkeit und einer extrem niedrigen Einstiegshöhe.“
Die PBV-Roadmap wird sich den Südkoreanern zufolge in drei Phasen gliedern. In der ersten Phase soll 2025 wie erwähnt der Kia PV5 eingeführt werden, den der Hersteller als vielseitiges Elektrofahrzeug für Einsatzbereiche wie Ruftaxis, Lieferdienste und Versorgungsunternehmen positionieren will. Eine verbesserte Datenkonnektivität zwischen Fahrzeugen und externen Daten wie Routen- oder Lieferinformationen soll bereits zu diesem Zeitpunkt „den bequemen Betrieb mehrerer Fahrzeuge als softwaredefinierte Flotte ermöglichen“. Auf den Markt kommt der PV5 zunächst als Basis-, Van-, Hochdach- und Chassis Cab-Version. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch ein Robotaxi-Modell geplant, das in Zusammenarbeit mit Motional (einem Joint Venture zwischen HMG und Aptiv) entwickelt werden und den Fahrgästen ein autonomes Fahrerlebnis bieten soll.
In Phase zwei, die Kia zeitlich noch nicht näher eingrenzt, wird „die Palette der PBV-Modelle um den PV7 und den PV1 vervollständigt, und die PBVs werden sich zu KI-basierten Mobilitätsplattformen entwickeln, die Daten nutzen, um mit den Nutzern zu interagieren und sicherzustellen, dass die Fahrzeuge immer auf dem neuesten Stand sind“, so Kia. In der Zwischenzeit würden sich neue Geschäftsformen entwickeln, die mit Robotik und anderen Zukunftstechnologien verbunden sind. Beim PV7 handelt es sich um das größte Produkt der Baureihe, das sich durch einen größeren Innenraum, eine größere Reichweite und verbesserte Funktionen auszeichnen soll. Der PV1 ist analog das kleinste Produkt und soll vor allem im wendigen Logistikverkehr auf kurzen Strecken punkten.
In der dritten Phase will Kia seine PBVs zu „hochgradig anpassbaren, maßgeschneiderten Mobilitätslösungen entwickeln, indem sie in das zukünftige Mobilitäts-Ökosystem integriert werden“. Als Schlagworte werden „vernetzte selbstfahrende Fahrzeuge“, „Smart Cities“ und „hypervernetzte Welt“ genannt.
Quelle: Infos per E-Mail
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