buhck e lkw electric truck ladestation charging station nicole de jong 2024 01 min
Bild: Nicole de Jong
HintergrundNutzfahrzeug

Wie Buhck beim E-Lkw-Ökosystem das Machbare auslotet

Hamburgs Umweltdienstleister Buhck betreibt ein Dutzend Elektro-Lkw von Volvo. Gestartet hatte das Unternehmen 2019 in kleinem Umfang. Doch mit einem eigenen HPC-Ladepark und selbst generiertem Strom hat das Ökosystem schnell professionelle Formen angenommen. Außerdem will Buhck mit Ladesäulen-Sharing experimentieren.

Die Buhck Abfallverwertung & Recycling sitzt in Hamburg-Billbrook und hat bereits 2019 damit begonnen, ihre Flotte zu elektrifizieren. Statt XXL-Stromer aber erstmal im Kleinwagensegment: Zunächst schaffte der Hamburger Umweltdienstleister zehn E-Smarts als Firmenfahrzeuge an. „Ich fand es ökologisch und ökonomisch nicht so glücklich, dass unsere Fahrer mit dem Lkw nach Hause fahren“, sagt Markus Horstkötter, Geschäftsführer der Buhck Abfallverwertung und Recycling. Zumal herkömmlich angetriebene Lkw auch Lärm verursachen. Die Fahrer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren zu lassen, erschien ihm jedoch kontraproduktiv. Die Idee, ihnen mit den E-Smarts elektrisch angetriebene Firmenwagen zur Verfügung zu stellen, war geboren. „Wir haben ein unglaublich gutes Leasingangebot bekommen und zugeschlagen“, erinnert er sich.

Grundsätzlich hat sich die Buhck Gruppe entschieden, bis 2030 klimaneutral zu werden, um sich ökologisch gut zu positionieren, aber auch um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Als 2022 der erste Förderaufruf der Bundesregierung für schwere Nutzfahrzeuge kam (über das inzwischen eingestellte KsNI-Programm), bewarb sich Buhck deshalb für die Förderung von zwei E-Lkw und einem Schnelllader – und bekam den Zuschlag. Zuvor hatte Buhck bereits den Volvo FE Electric eine Woche lang auf seine Alltagstauglichkeit getestet. Die Firma setzt ihre Lkw unter anderem für die Sammlung und den Transport von Abfall ein.

Tourenplanung musste angepasst werden

„Rund 240 Kilometer legt jeder Fahrer am Tag zurück, die Reichweite des E-Lkw lag im Praxistest, mit Containern beladen, bei 120 bis 150 Kilometern“, erläutert Horstkötter. Die Tourenplanung musste deshalb umgestellt und eine Ladepause von etwa 45 Minuten am Schnelllader eingeplant werden. Buhck entschied sich zunächst für zwei Volvo FE Electric Abrollkipper, weil sie bis dahin „die bewährtesten E-Lkw auf dem Markt waren“. Mit einer Reichweite von bis zu 180 Kilometern und einer Leistung von bis zu 267 Kilowatt (kW) war die Technik dem Geschäftsführer zufolge bereits ausgereift. Außerdem sei die Verfügbarkeit der Lkw gewährleistet. 80 Prozent der Preisdifferenz zwischen Diesel- und E-Lkw ohne Aufbau wurden gefördert. „Wir mussten in Vorleistung gehen – ein E-Lkw mit Aufbau kostet bis zu 420.000 Euro –, weil uns die Förderung für etwa anderthalb Jahre später zugebilligt wurde“, erzählt der Geschäftsführer. Es sei Buhck aber wichtig gewesen, dies zu tun, weil das Unternehmen damit in Hamburg Vorreiter war.

Die neuen E-Lkw wurden zunächst an 22-kW-Wallboxen geladen, die Buhck ohnehin für die Elektro-Smarts installiert hatte. Dort konnten diese dann nachmittags abgestellt und bis zum anderen Morgen geladen werden. Doch nicht jeder war sofort begeistert. „Die Fahrer waren schon etwas skeptisch, auf E-Antrieb umzusteigen“, erinnert sich Horstkötter. Doch das legte sich schnell, nachdem die Fahrer ihre ersten Touren absolviert hatten.

Zehn schwere E-Lkw gesellen sich dazu

Als der Bund anschließend einen zweiten Förderaufruf startete, beantragte Buhck 2023 erneut Zuschüsse, diesmal auch für den Bau eines Ladeparks. „Wir sind von der Leistungsfähigkeit der E-Lkw überzeugt und haben deshalb nach dem positiven Förderbescheid zehn weitere elektrisch betriebene schwere Lkw angeschafft, die wir Ende April dieses Jahres in Betrieb genommen haben.“ Wieder Volvo, aber diesmal die größeren Lkw vom Typ FM Electric mit einer Reichweite von 360 Kilometern und 490 kW Leistung sowie FH Electric mit 380 Kilometer Reichweite und ebenfalls 490 kW.

Dazu hat das Unternehmen auf seinem Betriebshof am Standort in Billbrook 16 HPC-Ladesäulen des finnischen Herstellers Kempower installiert, die eine dynamische Leistungsverteilung und eine hohe Ladeleistung von bis zu 280 kW pro Ladepunkt ermöglichen. Beraten und unterstützt wurde Buhck dabei von der Firma Powertrust, das erneuerbare Energiesysteme plant und realisiert.

Batterieschonendes Laden

Seit Ende April ist auch der Ladepark in Betrieb. Hinter der Ladetechnik steht ein
cloudbasiertes Lademanagement, das unter anderem das Monitoring und die Überwachung der Ladevorgänge ermöglicht. Außerdem lassen sich die Ladesäulen individuell ansteuern und die Ladekapazität erhöhen
oder verringern „Wir müssen immer nur so viel laden, wie wir für die Tour brauchen, und, um die Batterie zu schonen, sollte der Ladestand nie unter 20 beziehungsweise über 80 Prozent liegen“, sagt Horstkötter. Zwei Ladesäulen sind auf 280 kW als Schnelllader, die anderen auf 50 kW eingestellt. Über einen Scancode können die Fahrer den Ladezustand ihres Lkw abrufen. Die Gesamtinvestition für Fahrzeuge, Abrollkipper und Ladeinfrastruktur,
die Buhck getätigt hat, beläuft sich auf 4,8 Millionen Euro. Davon hat Buhck rund 2,5 Millionen Euro an Förderungen erhalten.

Den Strom will Buhck über eine Photovoltaikanlage (PV) selbst produzieren. Ein Teil der Hallendächer ist bereits damit ausgestattet, die restlichen Dächer sollen in Kürze ebenfalls damit belegt werden. Von derzeit 600 Kilowattpeak für den Ladepark soll perspektivisch deutlich mehr eigener Strom erzeugt und genutzt werden. Die dafür benötigten Solarpanels liefert die zur Buhck Gruppe gehörende Marke 2ndlifesolar, die gebrauchte PV-Module aufbereitet und einem zweiten Lebenszyklus zuführt.

„Da die PV-Anlage nur bei gutem Wetter Strom produziert, denken wir darüber nach, auch Windkraft zu nutzen“, sagt Horstkötter. Allerdings sei es genehmigungsrechtlich schwierig, eine Windkraftanlage auf dem eigenen Betriebsgelände zu errichten. Die Idee ist deshalb, sich in einem Bilanzkreis zu engagieren. „Das heißt, wir beteiligen uns an Windparks in der Region und bekommen ein virtuelles Energiemengenkonto. Die reale Energie fließt dann aus
dem konventionellen Stromnetz zu uns. Wir zahlen aber den vorher vereinbarten Tarif für Windstrom“, erläutert er. Alles in allem ist Horstkötter jetzt schon zufrieden, rein rechnerisch kann das Unternehmen seine E-Lkw günstiger betreiben als Dieselfahrzeuge.

Ladepark auch Dritten gegenüber öffnen

Dass der Bund E-Nutzfahrzeuge nicht weiter fördern wird, bewertet der Geschäftsführer nur bedingt negativ. „Die Hersteller bringen immer mehr E-Lkw auf den Markt, die müssen weg, also fallen die Preise oder die Hersteller übernehmen die Förderung selbst“, sagt er. Vor allem ältere Modelle seien bereits günstiger zu haben.

Was den eigenen Ladepark betrifft, so hofft Horstkötter, dass Buhck seine Kapazitäten über das kürzlich in Hamburg gestartete Projekt Famous künftig auch Dritten zur Verfügung stellen kann. Die Projektbeteiligten entwickeln derzeit eine Assetsharing-Software, über die Ladeparkbesitzer ihre Stationen in Zeiten, in denen sie sie nicht selbst benötigen, zur Nutzung anbieten können. Dadurch sollen Investitions- und Betriebskosten auf mehrere Schultern verteilt und der einzelne Ladevorgang günstiger werden.

1 Kommentar

zu „Wie Buhck beim E-Lkw-Ökosystem das Machbare auslotet“
Manfred Grabowski
05.09.2024 um 13:41
Das ist doch mal super, einen Unternehmer der sich selbst mit dem Thema auseinandersetzt muss man nicht mehr überzeugen. Leider gibt es in vielen anderen Unternehmen Geschäftsführer die z.B. zwar einen Teil ihres Umsatzes mit Komponenten für die Ladeinfrastruktur verdienen wollen oder auch aus bestimmten Gründen einen hohen Anteil an E-Fahrzeugen in der Firmenflotte haben, diese Firmenlenker sich aber oft selbst nicht mit dem Thema identifizieren. Klar, wenn jede Investition in emobilität sich schnell selbst tragen muss, dann hat man nicht den langen Atem um in einigen Jahren die Früchte des Erfolgs zu ernten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert