PowerCo speckt wohl Pläne für Zellfertigung in Salzgitter ab
Wie die „Salzgitter Zeitung“ berichtet, verwehrt sich der Betriebsratsvorsitzende Björn Harmening gegen die Pläne von PowerCo, vorerst nur noch eine Zellfertigungslinie am Standort aufzubauen. Das wären dann nur 50 Prozent der ursprünglich zugesagten Kapazitäten für den Standort Salzgitter. „Dies stellt eine deutliche Kampfansage an die Belegschaft des Werkes dar und bricht mit Vereinbarungen.“
Die Pläne, die Fertigung um die Hälfte zu reduzieren, wollte PowerCo gegenüber der Zeitung nicht direkt bestätigen. Ein Pressesprecher schloss dies in seinem Statement aber auch nicht aus: „Der Konzern hält an seinem Plan fest, mit der PowerCo eine eigene Batteriezellfertigung mit drei Standorten in Europa und Nordamerika aufzubauen. In Salzgitter soll die Serienproduktion wie geplant 2025 anlaufen. Der weitere Ausbau der Produktionskapazitäten wird flexibel und bedarfsabhängig vorangetrieben. Unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gilt es zudem, die PowerCo in Summe wettbewerbsfähig aufzustellen und dabei auf eine optimale Werksbelegung zu achten. Entscheidungen sind noch nicht gefallen.“
Laut der Nachrichtenagentur Reuters zeigte der Technikchef des Konzerns, Thomas Schmall, am Donnerstag in einer Betriebsversammlung eine Folie, auf der Pläne für nur eine Produktionslinie im Werk mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawattstunden zu sehen waren, so ein Betriebsratssprecher. Volkswagen hatte zuvor gesagt, dass das Werk in Salzgitter seine Kapazität schrittweise auf 40 Gigawattstunden pro Jahr ausbauen würde, hat aber keinen Zeitplan genannt. Die drei angekündigten Anlagen von PowerCo in Salzgitter, im spanischen Valencia und im kanadischen Ontario sollen zusammen eine Kapazität von bis zu 170 Gigawattstunden erreichen.
Beschäftigungssicherung aufgekündigt
Dass der Ausbau der Batteriezellfabrik in Salzgitter offenbar langsamer erfolgen soll als gedacht, ist vor dem Hintergrund der allgemein negativen Entwicklung bei VW zu sehen. Wie bereits erwartet, hat der Konzern gestern die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung formal aufgekündigt. Das entsprechende Kündigungsschreiben sei der Gewerkschaft zugestellt worden, teilte der Autohersteller mit. Der Vertrag läuft damit Ende des Jahres aus. Sechs Monate später sind dann betriebsbedingte Kündigungen möglich, also ab Juli 2025. Auch weitere Verträge wurden von VW gekündigt, darunter die Übernahmegarantie für Auszubildende.
VW will zügig mit Betriebsrat und Gewerkschaft über eine Neuregelung verhandeln und auch die Tarifverhandlungen zum neuen VW-Entgelttarif vorziehen. „Dieser Zeitraum eröffnet uns jetzt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern Lösungen zu finden, wie wir Volkswagen nachhaltig wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen“, sagte Personalvorstand Gunnar Kilian.
„Jetzt hat das Unternehmen also wahr gemacht, wovon wir seit Tagen ausgehen“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Sie bekräftigte ihren Widerstand gegen die Pläne. „Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen. Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben.“
Vergangene Woche hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass Volkswagen nicht nur bald Kündigungen aussprechen könnte, sondern auch erwägt, erstmals in seiner Geschichte ein Werk in Deutschland zu schließen.
Offenbar soll bei VW kein Stein auf dem anderen bleiben. Das zeigt auch eine Personalie im Top-Management: Die Marke VW wechselt ihren Finanzchef aus. Patrik Andreas Mayer tauscht den Posten mit seinem Seat-Kollegen David Powels. Offenbar hatte Mayer die Erwartungen nicht erfüllt.
braunschweiger-zeitung.de, reuters.com, heise.de (Beschäftigungssicherung), volkswagen-newsroom.de (Finanzchef)
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