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Bilder: Hersteller, Montage: electrive
HintergrundNutzfahrzeug

IAA Transportation: Unsere Vorschau zu den E-Lkw-Neuheiten der Messe

Die IAA Transportation wird zum großen Tummelplatz für Elektro-Lkw. Noch nie zuvor waren an einem Ort so viele strombetriebene Trucks versammelt. Sogar Tesla schafft seinen Semi über den Atlantik in die Hannoveraner Hallen. Wir liefern Ihnen eine Messe-Vorschau zu den wichtigsten Neuheiten im Markt der XXL-Stromer.

Der IAA Transportation eilt der Ruf voraus, die wichtigste Fachmesse für Logistik zu sein – in Europa sowieso, global wahrscheinlich auch. Seit Monaten bereiten sich Hersteller weltweit auf die diesjährige Ausgabe vom 17. bis 22. September in Hannover vor. Und es wird voll: Die Organisatoren der IAA geben an, dass sie für 2024 deutlich mehr Anmeldungen verzeichnet haben als vor zwei Jahren. Bei rund einem Viertel handelt es sich um Erstanmeldungen. Der prominenteste Debütant ist zweifellos Tesla. Gleichzeitig wird es auf der IAA auch internationaler: Der Auslandsanteil liegt den Messe-Initiatoren zufolge bei 70 Prozent. Das Land mit den meisten internationalen Ausstellern ist dabei mit großem Abstand China, gefolgt von der Türkei und Italien. Die Stände deutscher Hersteller sollen derweil an mehreren Stellen kleiner ausfallen als in den vorigen IAA-Ausgaben. Und Gerüchten zufolge zwar weniger aus der Absicht heraus, anderen Platz zu machen, sondern eher um den Geldbeutel zu schonen.

Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), hat die Gesprächsthemen für den Messe-Talk an den Ständen unterdessen bereits gesetzt. Auf einer Pressekonferenz der IAA-Veranstalter skizzierte sie dieser Tage die großen Herausforderungen der Branche, beschwörte die Innovationskraft der Hersteller und erinnerte Brüssel und Berlin an ihre politische Verantwortung, um den Hochlauf alternativ angetriebener Nutzfahrzeuge möglich zu machen. Hier lässt sich ihre Rede nochmals mitverfolgen.

Dass die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugmarkts keine Zukunftsutopie mehr ist, zeigen im Vorfeld der IAA übrigens die Statistiken: Laut Dataforce lag der Elektroanteil bei den Neuzulassungen schwerer Nutzfahrzeuge in Europa zwischen Januar und Juli 2024 bei 2,8 Prozent. Das ist zwar weiter überschaubar, aber laut Dataforce „hat die Batterie anders als die Brennstoffzelle (27 Lkw-Zulassungen) den Sprung von der Testphase in den Praxisbetrieb schon geschafft“. 14 Elektro-Sattelschleppermodelle seien bereits verfügbar. Klarer Marktführer ist der Dataforce-Statistik zufolge Volvo Trucks: Die FH-, FM- und FMX-Serien machen 67 Prozent der Zulassungen aus.

Auch in unsere IAA-Vorschau starten wir mit den Schweden. Kurz erwähnt sei nur noch, dass unsere Auflistung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Das Verzeichnis aller Aussteller gibt es auf der IAA-Homepage.

Jetzt aber los: Volvo Trucks bringt 21 Lkw nach Hannover, darunter etliche mit BEV-Antrieb und auch Brennstoffzellen-Exemplare. Neben den bekannten Modellen werden die neue Baureihe Volvo FH Aero – eine besonders aerodynamische Lkw-Variante – und der neue elektrische City-Truck Volvo FM Low Entry auffallen. Letzterer wurde exklusiv mit Batterie-elektrischem Antriebsstrang entwickelt. Außerdem steht am Volvo-Stand sozusagen ein Elefant im Raum, nämlich der gerade für 2025 angekündigte Langstrecken-Lkw mit 600 Kilometern Reichweite. Während das Modell selbst noch nicht auf der IAA Transportation vertreten sein wird, präsentiert Volvo Trucks die kommende E-Achs-Technologie, auf der dieser Lkw ebenso wie weitere Batterie- und Brennstoffzellen-Lkw der nächsten Generation bei Volvo zugreifen sollen.

Das Messe-Highlight von Daimler Truck ist zweifellos der elektrische eActros 600. Bei dem 40-Tonner handelt es sich um das Ende des Jahres in Serienproduktion startende E-Flaggschiff des Herstellers für den Fernverkehr. Wir konnten übrigens die Ingenieure auf einer Etappe bei der europaweiten Tour begleiten. An Bord hat der XXL-Stromer 621 kWh Batteriekapazität für 500 Kilometer. Flankiert wird der 600er von den bereits länger erhältlichen E-Lkw eActros 300/400 und eEconic. Außerdem führt Daimler Truck auf der IAA Transportation offiziell seine neue Marke TruckCharge ein, unter der das Unternehmen seine Angebote rund um Infrastruktur und das Laden von Elektro-Lkw zusammenfasst.

Auch Traton-Tochter Scania wird in Hannover ihre Ladeservice-Neugründung Erinion vorstellen. Ziel des Unternehmens ist es, bis 2030 bei Kunden 40.000 private oder halböffentliche Ladepunkte zu installieren. Seine BEV-Lkw hat Scania zuletzt variantenreicher gemacht – etwa durch die Einführung zweier neuer E-Antriebe und 6×4-Achskonfigurationen. Bei den Batterien setzt Scania bekanntlich auf prismatische Zellen, die gemeinsam mit Northvolt speziell für den Einsatz in Elektro-Lkw entwickelt wurden. 

Bei Konzernschwester MAN wird der große eTruck für den Verteiler- und Fernverkehr die Blicke auf sich ziehen. Noch 2024 sollen erste Einheiten an Kunden gehen. Daneben feiert der elektrische 12-Tonner MAN eTGL in den Hannoveraner Messehallen Weltpremiere. Er basiert auf dem bewährten 12-Tonnen-Modell aus dem Dieselportfolio und bedient sich bei den elektrischen Komponenten aus dem gleichen technischen Regal wie seine „schweren“ Brüder eTGS und eTGX. Letzteres Duo lässt sich neuerdings als Fahrgestell konfigurieren.

Volvos Konzernschwester Renault Trucks wird keinen eigenen Stand in Hannover betreiben, schickt aber drei Elektro-Lkw auf die Stände von Partnern. So wird etwa der E-Tech T beim Lade-Joint-Venture Milence zu sehen sein und zwei weitere Renault-Lkw bei den Aufbauspezialisten Meiller und Junge Fahrzeugbau. Und wenn wir gerade von Milence sprechen: Der aktuell größte private Akteur im europäischen Lkw-Ladenetz-Aufbau verspricht für die Messe neue Details zu den geplanten und bereits in Betrieb genommenen Ladeparks und bietet Besuchern an seinem Stand unter anderem eine Miniatur-Nachbildung eines Ladeparks.

Bei Iveco verdient der S-eWay besondere Aufmerksamkeit, der in Hannover zudem als Fahrgestell-Version Weltpremiere feiert. Bei dem Fahrzeug handelt es sich – wie der Name nahelegt – um die elektrische Version des bekannten Iveco S-Way. Als Iveco das Fahrzeug im vergangenen Jahr am Rande des Truck Grand Prix auf dem Nürburgring enthüllt hatte, wurde es noch als Iveco Heavy Duty BEV bezeichnet. Die Wurzeln des Modells reichen zurück zur längst beendeten Kooperation mit Nikola Motor aus den USA.

Weiter geht es mit Ford Trucks, das an seinem Messestand einen Querschnitt durch das aktuelle Fahrzeugportfolio liefert, darunter ein Batterie-elektrischer Ableger der kürzlich präsentierten Baureihe F-LINE mit Kofferaufbau und Achskonfiguration 6×2. Ford Trucks gehört zum türkischen Joint Venture Ford Otosan, als Generalimporteur für Deutschland agiert die F-Trucks Deutschland GmbH.

Was noch? Na klar: Tesla bringt seine Elektro-Sattelzugmaschine Semi nach Hannover. Ein Besuchermagnet – ohne Zweifel. Die Tech-Daten des Trucks sind allerdings noch immer lückenhaft. Wir sind gespannt, ob Tesla auf der IAA weitere Eckdaten zu seinem E-Lkw preisgibt.

Die junge Nutzfahrzeugmarke Enginius der Faun-Gruppe zeigt auf der IAA Transportation derweil ihr neues Modell Citypower. Dabei handelt es sich um einen 16-Tonner, der wahlweise als Brennstoffzellen- oder Batterie-elektrische Variante angeboten wird. Und auch bei Paul Nutzfahrzeuge steht eine Weiterentwicklung des Brennstoffzellen-Trucks PH2P im Zentrum. Diesen gibt es künftig auch in 6×2-Konfiguration, sodass der H2-Lkw wendiger wird und auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 22 Tonnen kommen kann – gegenüber bisher 16 Tonnen.

Mit Blick auf E-Trailer will das Aachener Unternehmen Trailer Dynamics auf der IAA die Werbetrommel rühren. Zu sehen gibt es den Prototyp eines eTrailers mit Wechselakku sowie ein Modell, das den gesamten Prozess des Batteriewechsels demonstriert. An diesem Konzept feilt Trailer Dynamics bekanntlich zusammen mit DB Schenker und CATL.

Neben Truck-Herstellern präsentieren sich auf der IAA Transportation freilich reihenweise Zulieferer im Scheinwerferlicht. Darunter Cellcentric, das 2021 gegründete Joint Venture von Daimler Truck und der Volvo Group, das auf der Messe ein virtuelles 3D-Modell seines zukünftigen Brennstoffzellensystems für den Schwerlastverkehr präsentiert.

Auch CATL – eben in Verbindung mit den Wechselakkus der E-Trailer genannt – will auf der IAA eigenständig auftrumpfen. Und zwar vor allem mit seinen Batteriesystemen für Trucks und Busse, die der chinesische Hersteller erstmals in Europa vorzeigt. Unter der Bezeichnung Tianxing stellt der weltgrößte Batteriekonzern bei den Akkus eine Laderate von 4C in Aussicht, was theoretisch einer vollständigen Aufladung in 15 Minuten entsprechen soll.

Im Zentrum des Messeauftritts von US-Zulieferer BorgWarner stehen derweil ein LFP-Batteriepack sowie eine DC-Ladestation für Nutzfahrzeuge. Die LFP-Packs für Nutzfahrzeuge sind dabei aus eier Kooperation mit der BYD-Tochter FinDreams Batteries entstanden, die im Februar verkündet wurde. Ebenfalls aus den USA reist Getriebehersteller Allison an, um unter anderem das neueste Modell seiner Elektroachsen-Familie eGen Power für Nutzfahrzeuge vorzustellen.

Bei Nutzfahrzeug-Zulieferer ZF wird derweil ein neues Hybrid-Getriebe für schwere Nutzfahrzeuge vorgestellt, das vom bestehenden Angebot an E-Achsen flankiert und Neuheiten im Bereich Sicherheits- und Softwarelösungen flankiert wird. Einige Stände weiter zeigt der Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle als Weltneuheit einen bionischen Hochleistungslüfter, der elektrische Nutzfahrzeuge und Pkw deutlich leiser machen soll.

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