Schwedische Forschende melden Fortschritte bei „Strukturbatterie“

Forschende der schwedischen Chalmers University of Technology in Göteborg berichten über Fortschritte bei der Entwicklung ihrer „Strukturbatterie“, welche den Angaben zufolge die Reichweite eines Elektroautos um bis zu 70 Prozent erhöhen könnte.

strukturbatterie uni chalmers
Bild: Chalmers University of Technology | Henrik Sandsjö

„Es ist uns gelungen, eine Batterie aus Kohlefaserverbundstoff zu entwickeln, die so steif wie Aluminium und energiedicht genug ist, um kommerziell genutzt zu werden. Genau wie ein menschliches Skelett hat die Batterie mehrere Funktionen gleichzeitig“, erklärt Chalmers-Forscherin Richa Chaudhary. Die Forschung an der Strukturbatterie läuft bereits seit mehreren Jahren. Eine vorheriges Etappenziel hatten die Forscher 2021 vermeldet, als die Batterie eine Energiedichte von 24 Wh/kg aufwies, was ungefähr 20 Prozent der Kapazität einer vergleichbaren Lithium-Ionen-Batterie entspricht.

Jetzt sind es bis zu 30 Wh/kg. Dies ist zwar immer noch weniger als bei heutigen Akkus, aber die Bedingungen sind ganz andere. Wenn die Batterie Teil der Konstruktion ist und auch aus einem leichten Material hergestellt werden kann, wird das Gesamtgewicht des Fahrzeugs stark reduziert. Dann wird beispielsweise nicht annähernd so viel Energie benötigt, um ein Elektroauto anzutreiben.

„Investitionen in leichte und energieeffiziente Fahrzeuge sind eine Selbstverständlichkeit, wenn wir Energie einsparen und an künftige Generationen denken wollen. Wir haben Berechnungen für Elektroautos angestellt, die zeigen, dass sie bis zu 70 Prozent länger fahren könnten als heute, wenn sie über wettbewerbsfähige strukturelle Batterien verfügten“, sagt der Forschungsleiter Leif Asp, der Professor am Department of Industrial and Materials Science von Chalmers ist.

Wenn es um Fahrzeuge geht, werden natürlich hohe Anforderungen an die Konstruktion gestellt, die ausreichend stark sein muss, um die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Die strukturelle Batteriezelle des Forscherteams hat ihre Steifigkeit, genauer gesagt den in Gigapascal (GPa) gemessenen Elastizitätsmodul, von 25 auf 70 erhöht. Das bedeutet, dass das Material genauso belastbar ist wie Aluminium, aber ein geringeres Gewicht hat.

„In Bezug auf die multifunktionalen Eigenschaften ist die neue Batterie doppelt so gut wie ihre Vorgängerin – und sogar die beste, die je auf der Welt hergestellt wurde“, sagt Leif Asp, der seit 2007 an strukturellen Batterien forscht. Die Universität arbeitet nun bereits an der Kommerzialisierung der Technologie und hat dafür das Unternehmen Sinonus mit Sitz in Borås ausgegründet. Die Forschenden räumen aber zugleich ein, dass noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten ist, bevor die Batteriezellen den Schritt von der Laborfertigung in kleinem Maßstab zur Produktion in großem Maßstab für unsere technischen Geräte oder Fahrzeuge schaffen werden.

Strukturbatterien sind Materialien, die nicht nur Energie speichern, sondern auch Lasten tragen können. Auf diese Weise kann das Batteriematerial Teil des eigentlichen Konstruktionsmaterials eines Produkts werden, was bedeutet, dass z. B. bei Elektroautos, Drohnen, Handwerkzeugen, Laptops und Mobiltelefonen ein wesentlich geringeres Gewicht erreicht werden kann.

cision.com

4 Kommentare

zu „Schwedische Forschende melden Fortschritte bei „Strukturbatterie““
Marius
12.09.2024 um 18:34
Wie die Reichweite von BEVs um 70% erhöht werden kann wenn der strukturelle Akku 30Wh/kg speichert ist mir ein Rätsel. Wenn in einem zukünftigen BEV z.B. 1000kg struktureller Akku verbaut sind, dann sind das nur 30kWh Kapazität. Selbst wenn das gesamte Auto dann nur 1400kg wiegt sehe ich keine 70% mehr Reichweite.
DaLeo
13.09.2024 um 00:22
Aktuelle Akkus haben aber "nur" ein Gewicht um die 500kg, und das meist in Kombination von Karosserie die für Verbrenner erstellt wurde. Dadurch kann man dann sagen, dass die Masse erheblich reduziert werden kann, jedoch die gesamte Masse Teil der Energiespeicherung wird. Bei 2000kg Fahrzeug, sind 500kg aktuell die Akkus also 1/4 der Gesamtmasse speicher. Durch das Nutzen der Strukturbatterie kann dieser Teil auf gut 1/2 der Masse steigen. Damit wird entweder die Gesamtmasse reduziert bei gleicher oder sogar höherer Speicherkapazität, oder die Masse sinkt und damit wird der Speicherbedarf reduziert. Dazu kommt, dass durch Rekuperation gerade im Stadtverkehr die Rückgewinnung der Energie durch häufiges abbremsen und beschleunigen besser zur Geltung kommt. Ich sehe hier die 70% zwar auch etwas hochgegriffen, aber dennoch nicht als unmöglich an.Reduzierung der Masse ist gerade bei den typischen Nutzungsszenarien des verwöhnten Deutschen das A und O. Der cw-wert kommt bei den meisten gar nicht zum Tragen, da sie oft nur sehr kurze Strecken fahren und dabei nur entscheidend ist, wie stark die Gesamtmasse des Fahrzeugs beschleunigt werden muss, bevor die Bremse getreten wird. Bei 90-100% Akkustand, kann beim bremsen die Energie nicht sinnvoll zurück in den Speicher/Akku aufgenommen werden und die mechanische Bremse greift ein. Das kostet schon mal Unmengen an kWh, welche sinnlos verfliegen. Mit geringeren Massen werden diese Verluste erheblich reduziert, da sowohl beim Beschleunigen weniger Energie aufgebracht werden muss, die Reibung zur Oberfläche verringert wird und die Ausbeute über Rekuperation effektiv erhöht wird.Bei den meisten Autofahrern werden nach meiner Schätzung 30% des Akkus durch unsinnige Fahrweise und 10% durch unüberlegtes Handeln verschwendet.Dennoch bleibt abzuwarten, ob in naher Zukunft Praxis-taugliche Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden können.
Jörg
13.09.2024 um 09:37
Beruhigt euch wieder, die 70% sind ein genauso herbeiphantasierter Wunschwert wie die aufmerksamkeitshaschenden Superwerte anderer Akkutechnologien. Wir stehen hier noch ganz am Anfang einer Entwicklung, die VIELLEICHT irgendwann mal das Potential hat. Ob das Potential dann noch gegenüber den anderen inzwischen weiter entwickelten Batterien noch vorhanden ist, wird sich zeigen (wahrscheinlich eher nicht, aber warten wir´s ab) - im Zweifel wird es für diese Technologie immer noch ihre Nischen geben und das ist gut so.
Martin
13.09.2024 um 10:55
Sehr dubios. Ich habe mich 2021 schon gewundert, dass dort beträchtliche Mittel in Forschung investiert werden, deren Sinn nicht nachvollziehbar ist. Nun hat man sich also in den letzten 3 Jahren von 24 auf 30 Wh/kg vorgearbeitet. Das sind übrigens nicht 20%, sondern eher 10% einer aktuellen Lithiumionen-Zelle. Selbst wenn man optimistisch rechnet, dass die "Sturkturbatterie" einmal das Pack ersetzt, müsste sie immer noch gegen mindestens 150-200 Wh/g auf Packebene antreten. Eine vernünftige theorietische Betrachtung, die den Sinn des Ansatzes belegt, kann ich nicht erkennen; gerade in diesem entscheidenden Punkt bleiben die Forscher völlig vage. Mein Eindruck ist, dass man hier krampfhaft an einer fixen Idee festhält.

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