Zoll-Verhandlungen: EU lehnt Angebot chinesischer E-Auto-Hersteller ab
Die „Financial Times“ zitiert Olof Gill, Handelssprecher der EU-Kommission, mit den Worten, die Kommission habe „Angebote für Preisverpflichtungen“ mehrerer chinesischer Autoexporteure abgelehnt. Europa sei jedoch „offen für eine Verhandlungslösung“. Die EU-Mitgliedstaaten sollen bekanntlich bis Ende Oktober über die Zusatzzölle auf E-Autos aus chinesischer Produktion abstimmen. Diese wurden am 4. Juli vorgestellt und anschließend bereits leicht angepasst. Aktuell liegen die vorläufigen Aufschläge bei maximal 35 Prozent. Zu beachten ist dabei, dass die Sonderzölle individuell für jeden chinesischen Hersteller berechnet (je nach Höhe der festgestellten, wettbewerbsverzerrenden Staatssubventionen) und auf einen bereits aktuell bestehenden Basissatz von zehn Prozent aufgeschlagen werden.
Olof Gill äußerte gegenüber der „Financial Times“, dass die Angebote zu Preisverpflichtungen der chinesischen OEMs dahingehend geprüft wurden, ob „sie die schädlichen Auswirkungen der Subventionen beseitigen würden und ob sie wirksam überwacht und durchgesetzt werden könnten“. Das Resultat: „Die Kommission ist zu dem Schluss gekommen, dass keines der Angebote diese Anforderungen erfüllte.“ Von welchen Herstellern die Vorschläge konkret unterbreitet wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Klar ist: Da das Votum zu den Zöllen der EU gegen China näherrückt, werden auch die politischen Stellungnahmen und Dialoge auf beiden Seiten intensiver. So wird der chinesische Handelsminister Wang Wentao kommende Woche in Brüssel mit dem EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis zusammentreffen. Zuletzt war Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez bei einem Besuch in China überraschend auf Abstand zu den Zusatzzöllen gegangen. Auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz ist ein Gegner dieses Ansatzes. Beide Spitzenpolitiker stehen Ländern mit exportstarker Autoindustrie vor und beide fürchten daher Gegenzölle.
Eine weitere Folge der drohenden Zölle ist, dass chinesische Autobauer ermehrt mit dem Bau von Fabriken in Europa liebäugeln. Die chinesische Regierung setzt ihre heimischen Hersteller deshalb offenbar unter Druck, dafür zu sorgen, dass die Kerntechnologien für Elektroautos dennoch im eigenen Land bleiben. Das schrieb Bloomberg diese Woche unter Berufung auf Insider. Demnach geht Chinas Führung davon aus, dass chinesische Autobauer vermehrt Fabriken auf der ganzen Welt bauen, um Strafzölle auf chinesische Exporte zu vermeiden. Dabei sollen sie dem Willen der Regierung nach auf sogenannte „Knock-Down-Kits“ zurückgreifen. Bei diesem Ansatz werden wichtige Teile eines Fahrzeugs in China produziert und als Kit zur Endmontage in die Zielmärkte geschickt.
Die Anweisungen der Regierung folgen auf mehrere Ankündigungen zu neuen Übersee-Werken chinesischer Hersteller. So baut BYD zurzeit eine Fabrik in Ungarn und liebäugelt mit einer Stätte in der Türkei. Im Juli eröffnete der Autobauer zudem Werke in Thailand und Usbekistan. Mit Chery Automobile orientiert sich zudem ein weitere chinesischer OEM Richtung Spanien.
Die Ambitionen für den Weltmarkt resultieren bei chinesischen Herstellern grundsätzlich aus dem harten Wettbewerb im Inland. Sie haben sich aber verstärkt, seitdem die EU, die USA und Kanada Sonderzölle auf E-Autos aus China angekündigt haben. Mit eigenen Produktionsstätten in diesen Regionen können Hersteller diese Zölle vermeiden. Allerdings könnte der Ansatz von „Knock-Down-Kits“ einen neuen Reibungspunkt erzeugen. Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der Europäischen Kommission, warnte laut Bloomberg bereits kürzlich, dass die Ansiedlungen nur dann funktionieren würden, wenn die Firmen ein Mindestmaß an Wertschöpfung in die EU verlagerten.
ft.com, bnnbloomberg.ca (Sánchez)
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