Volkswagen Nutzfahrzeuge rückt Elektro-Bulli ins Rampenlicht
Der neue VW Bulli ist eine der Premieren, die in den Hannoveraner Messehallen große Aufmerksamkeit erzeugen. Optisch mit einem klar-nüchternen Design aufgewertet, ist er äußerlich doch unverkennbar Erbe seiner mittlerweile sechs Vorgänger. Der neue VW Bulli fährt in drei Transporter-Varianten (Kombi, Kastenwagen und Pritsche) sowie als Caravelle (Personentransport) vor. Die Kombi- und Kastenwagen sind dabei optional mit Hochdach sowie einem verlängerten Radstand verfügbar. Und es stehen sieben Motorisierungen zur Auswahl: drei Diesel-, eine Plug-in-Hybrid- und drei Elektrovarianten.
Interessant ist also vor allem, was sich bei der siebten Generation unter der Karosserie getan hat. Der VW-Transporter folgt konkret auf den T6.1, dessen Produktion in Hannover in diesem Jahr ausgelaufen ist. Und: Er ist keine Eigenentwicklung von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) mehr, sondern das Ergebnis einer Kooperation mit Ford Pro: Der Volkswagen Transporter wird sich wie berichtet die Technik mit dem Ford Transit Custom bzw. dessen Elektro-Ableger E-Transit Custom teilen und ebenso wie dieser im türkischen Kocaeli produziert werden.
Zoomen wir auf die Batterie-elektrische Auswahl: Betitelt wird diese Antriebsvariante bei VWN schlicht als e-Transporter beziehungsweise e-Caravelle. Der Hersteller kündigt für den Elektro-Bulli drei Leistungsstufen mit 100 kW, 160 kW und 210 kW an, die mit einem 64-kWh-Akku (netto) kombiniert werden. Darüber hinaus wird es eine E-Version mit reduzierter Leistung und kleinerer Batterie für den urbanen Lieferverkehr geben – mehr hierzu hat VWN aber noch nicht preisgegeben. Der Elektromotor treibt die Hinterachse an, „zu einem späteren Zeitpunkt“ ist laut VWN-Angaben aus dem August auch eine Allrad-Version geplant.
Die Eckdaten zu Batterie und Elektroantrieben überraschen nicht, denn sie entsprechen jenen Werten, die Ford bei der Weltpremiere seines Modells im Juni genannt hatte. Als der US-Hersteller den E-Transporter zum ersten Mal 2022 angekündigt hatte, wurden teils noch abweichende Werte genannt, etwa 74 kWh Batteriekapazität und eine höhere Reichweite von 380 Kilometer. Ford Pro begründete die geschrumpften Werte „mit nötigen Anpassungen während der Entwicklungsphase“.
Die 337 Kilometer nach WLTP, die Ford für den E-Transit Custom nennt, dürften zwar immer noch für die meisten Handwerker- und Liefereinsätze ausreichen. Ob der von VWN selbst formulierte Anspruch des „innovativen Multitools für Profis“ in allen Bereichen erfüllt werden kann, werden in Kürze die Kunden beantworten. Bei Einsätzen mit hoher Zuladung und Anhängelast dürfte die Reichweite stark sinken. Bei der Anhängelast gibt VWN nur „je nach Variante bis zu 2,8 Tonnen“ an – ein konkreter Wert für die Elektro-Version wird nicht genannt. Auch bei der Nutzlast (bis zu 1,33 Tonnen) gibt es keine Zahl für den e-Transporter.
Grundsätzlich ist der neue Transporter 5,05 Meter lang (+14,6 cm zum T6.1), 2,03 Meter breit (+12,8 cm) und kommt auf einen Radstand von 3,10 Metern (+9,7 cm). Optional wird es auch einen um 40 Zentimeter verlängerten Radstand geben, die Außenlänge wächst dann auf 5,45 Meter. Die maximale Breite zwischen den Radkästen wächst um 14,8 Zentimeter auf 1,39 Meter, die Länge des Laderaumbodens beträgt 2,60 Meter (+6,1 cm). Mit verlängertem Radstand sind es auch hier 40 Zentimeter mehr, also glatte drei Meter. Das größte Stauvolumen der Versionen mit Normalradstand beträgt 5,8 Kubikmeter. Mit langem Radstand und Hochdach wächst das Volumen auf bis zu 9,0 Kubikmeter.
Weitere Details – auch zum Innenraum – hatten wir bereits bei einer ersten Vorstellungsrunde des neuen Bulli im August aufgearbeitet. Wichtig noch: Im Agenturmodell wird der neue elektrische VW Transporter wohl nicht zu erwerben sein. Denn analog zu Skoda hat auch VW Nutzfahrzeuge die Einführung des Agenturmodells beim E-Fahrzeug-Vertrieb auf unbestimmte Zeit verschoben. „Der Start des Agenturmodells für die vollelektrischen Modelle der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge in Deutschland wird sich aufgrund operativer Herausforderungen verzögern“, so eine Sprecherin gegenüber der Automobilwoche.
vwn-presse.de, automobilwoche.de (Agenturmodell)
9 Kommentare