Europas erste Lithiumraffinerie in Bitterfeld-Wolfen eröffnet
„Wir starten die Ramp-up-Phase und fahren die Anlage Schritt für Schritt hoch“, sagte Stefan Scherer, Geschäftsführer von AMG Lithium, gegenüber der „FAZ“ – und durch solch einen Qualifizierungsprozess müssten „alle durch“. Doch bereits im kommenden Jahr soll die Anlage auf Hochtouren laufen: Jährlich sollen bis zu 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid für die Herstellung von Batterien produziert werden. Damit können etwa 500.000 Elektroautos angetrieben werden.
AMG Lithium, eine Tochtergesellschaft des börsennotierten Metallurgiekonzerns AMG Critical Materials, hat 140 Millionen Euro in das Vorzeigeprojekt investiert, dessen Baustart im April 2022 war. 5,5 Millionen Euro steuerte zudem die regionale Wirtschaftsförderung bei. Für die Produktion in Bitterfeld-Wolfen wird das Lithium von AMG in Brasilien abgebaut, per Schiff nach Europa gebracht und in Bitterfeld-Wolfen aufwendig gereinigt und veredelt. Ziel ist es, batteriefähiges Lithiumhydroxid mit einer hohen Energiedichte herzustellen.
Dabei denkt AMG schon weiter: Zwei weitere Ausbaustufen sind möglich, so Scherer. „Die Industrie in Europa ist gerade dabei, sich zu etablieren. Die Batteriefertiger brauchen auch Kathodenmaterialien und damit auch Lithium. Da müssen wir dabei sein“, sagte Scherer dem MDR. Und Konzernchef Heinz Schimmelbusch sagte in einem älteren RND-Interview: „Es gibt Prognosen, die behaupten, dass 2030 in Europa mehr als 600.000 Tonnen batteriefähiges Lithiumhydroxid jährlich gebraucht werden. Wenn alles funktioniert, produzieren wir dann 100.000 Tonnen.“ Abnehmer für das Lithium sind Kathoden- und Zellhersteller von Batterien in Ungarn und Polen.
Bisher sind China und Australien in der Produktion von Lithium führend, doch nun kommt auch Europa auf die Landkarte. Auch wenn der verarbeitete Rohstoff zunächst noch aus Brasilien kommt, so hofft AMG auch auf eine Lithium-Förderung in Europa: Aktuell überprüft das Unternehmen, ob Lithium-Abbaugebiete im sächsischen Zinnwald oder in Portugal in Frage kommen. Dann könnte die Wertschöpfungskette komplett europäisch werden.
sueddeutsche.de, tagesschau.de, faz.net, rnd.de (Interview Schimmelbusch)
0 Kommentare