VW will Werk in China schließen / Nio interessiert an Audi-Fabrik in Brüssel

Volkswagen und dessen Partner SAIC wollen offenbar ein Werk im chinesischen Nanjing schließen. Zugleich gibt es offenbar einen Kaufinteressenten für die Audi-Fabrik in Brüssel. Und in den USA muss VW die Produktion des ID.4 pausieren.

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Bild: Volkswagen

In China boomen die New Energy Vehicles, sprich Batterie-elektrische Autos und Plug-In-Hybride. Im Juli wurden in dem Land erstmals mehr New Energy Vehicles verkauft als Verbrenner. Doch Volkswagen hat den Trend verpasst und zu lange auf Verbrenner gesetzt: 2018 konnte VW noch einen Betriebsgewinn von über 4,6 Milliarden Euro aus seinen China-Joint-Ventures mit FAW und SAIC in der Bilanz verbuchen. Im ersten Halbjahr 2024 war es unter einer Milliarde Euro, also nochmals knapp ein Drittel weniger als im gleichen Zeitraum 2023.

Kein Wunder also, dass Volkswagen nun schauen muss, wie es den chinesischen Markt wieder in den Griff bekommt. Und hierzu scheint nun eine erste Entscheidung gefallen zu sein: Wegen schwindender Nachfrage nach Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren wollen Volkswagen und sein chinesischer Partner SAIC offenbar das Werk in Nanjing schließen. Die Produktion des Passats, der dort gebaut wird, soll offenbar in eine nahegelegene Fabrik verlagert werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren haben will. Volkswagen hat den Bericht bislang nicht kommentiert.

Im vergangenen Jahr verkaufte SAIC-VW nur noch 1,2 Millionen Fahrzeuge. Das waren 43 Prozent weniger als 2017. Im Frühjahr hatten Insider gesagt, dass SAIC in seinen Gemeinschaftsunternehmen mit Volkswagen und General Motors Tausende Arbeitsplätze abbauen wolle. SAIC und VW denken umgekehrt laut dem Reuters-Bericht darüber nach, den Absatz der Marke Skoda wieder anzukurbeln. Skoda macht aktuell nur ein Prozent des Absatzes des Gemeinschaftsunternehmens SAIC-VW aus. Im Jahr 2017 hatte der Anteil noch bei 17 Prozent gelegen.

Nio womöglich Interessent für Audi-Werk in Brüssel

Unterdessen gibt es bei VW auch Neuigkeiten aus Belgien: Kurz nachdem die Volkswagen-Marke Audi die Suche nach Investoren für ihr Werk in Brüssel gestartet hat, kursiert bereits der Name eines möglichen Interessenten. Nach Informationen der belgischen Zeitung „De Tijd“ ist der chinesische Elektroauto-Hersteller Nio einer der Kandidaten für eine Übernahme des Werks. Eine Delegation von Nio habe in den vergangenen Wochen das Audi-Werk in Brüssel besucht und arbeite nun an einem Angebot, das bis kommenden Montag dem Volkswagen-Konzern vorliegen soll.

Nio ist eine der ambitionierten Premiummarken aus China, die auch große Pläne in Europa hat und in Deutschland bereits ihre Elektroautos verkauft. Allerdings bishe rnicht mit durchschlagendem Erfolg. Und dann wären da noch drohende Zölle: Die deutliche Erhöhung der europäischen Einfuhrzölle auf chinesische Elektroautos führt dazu, dass immer mehr chinesische Marken nach Produktionsmöglichkeiten in Europa suchen – und hierfür könnte sich das Audi-Werk in Brüssel anbieten, in dem die Produktion des Q8 e-tron bald ausläuft. Im Falle einer Schließung würden alle 2.910 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren.

Update vom 20.9.2024: Nio hat sich beeilt, dieses Gerücht schnell aus der Welt zu schaffen: Nio habe keine Pläne, das Audi-Werk zu übernehmen, und das Unternehmen sei generell vorsichtig bei Investitionen in Sachanlagen mit Ausnahme der eigenen Batteriewechselstationen, sagte CEO William Li. Und weiter: „Wie kann sich Nio eine Fabrik leisten, die sich Audi nicht leisten kann? Die Gerüchte sind unbegründet.“

Rückrufaktion in den USA

Probleme gibt es derweil in einem Werk des Volkswagen-Konzerns in den USA. VW unterbricht vorübergehend die Produktion des Elektromodells ID.4 in Chattanooga (Tennessee) und beurlaubt ab dem 23. September rund 200 Mitarbeiter des Werks. Hintergrund ist eine große Rückrufaktion samt Verkaufsstopp für den ID.4 wegen möglicherweise defekter Türgriffe. Diese könnten sich während der Fahrt öffnen.

Laut der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) kann Wasser in die elektronischen Türgriffe eindringen, die Platine kurzschließen und die Türen während der Fahrt öffnen. Für das Problem fehlt es bislang an einer Lösung. „Nach umfassender Prüfung werden wir als Reaktion auf den Verkaufsstopp des ID.4 die Produktion des Fahrzeugs im Volkswagen-Werk in Chattanooga vorübergehend einstellen, bis eine Lösung verfügbar ist“, sagte ein Volkswagen-Sprecher gegenüber „The Drive“.

Der Sprecher betonte zugleich: „Diese Unterbrechung ändert in keiner Weise unser Engagement für den ID.4 und unser wachsendes BEV-Portfolio. Der ID.4 bleibt eines der meistverkauften Elektrofahrzeuge Amerikas.“

manager-magazin.de (China), tijd.be (Brüssel) , cnevpost.com (Dementi von Nio), thedrive.com (USA)

9 Kommentare

zu „VW will Werk in China schließen / Nio interessiert an Audi-Fabrik in Brüssel“
Thomas
19.09.2024 um 10:01
Der Abstieg hat begonnen... die goldenen Jahre sind vorbei und kommen nicht mehr wieder.
Lars vom Lande
20.09.2024 um 08:07
Da isser wieder, der Fanclub vom Thermomix auf Rädern... An jeden Tesla gehört ein Datenschutz-Warnhinweis: "Achtung, Sie werden videoüberwacht!"Mein Passat ist der Hammer! Das beste Auto, das ich je gefahren bin. Ich hoffe, dass es bald einen ID7 gibt, der meinen Anforderungen entspricht. Dann fahre ich auch gerne elektrisch.
Rwb_Hofmann
19.09.2024 um 11:42
Wessen Abstieg meinen Sie? Den Abstieg von China? Den von Verbrennern?
Dixi K
20.09.2024 um 05:58
Der Abstieg von VW! Ist aber eigentlich klar...
Rwb_Hofmann
19.09.2024 um 11:46
Laut Hr. Merz hängen die Probleme bei Volkswagen ja mit der "einseitigen Fokussierung auf Elektrofahrzeuge" zusammen. Folgerichtig schließt VW dann in China auch ein Verbrennerwerk - wegen fehlender Nachfrage. Ich hoffe, dass er bis zu einer etwaigen Vereidigung als Bundeskanzler noch etwas an seinen analytischen Fähigkeiten feilt.
MickyMZ
20.09.2024 um 11:08
Bitte lasst diesen Kelch an uns vorüber gehen. Den rückwärts gewandten Opi Merz braucht kein Mensch als Bundeskanzler. Opi Biden war doch auch zu alt - und wurde gerade noch rechtzeitig ausgemustert. Zum Klimawandel sagte Friedrich Merz trotz weltweiter Dürren, Brände und Überflutungen: "Und die Welt (...) geht nun in der Tat morgen nicht unter.". Ohne Worte ...
Wang Mingxing
20.09.2024 um 08:36
Die Mineralölindustrie sollte für die Klimafolgen aufkommen. Dann würden die sich endlich aufhören dazwischen zu schießen, um die E-Mobilität aufzuhalten.
RNF
20.09.2024 um 07:56
Wäre schön aber leider unvorstellbar
SKR
20.09.2024 um 10:19
Zum ID4: Ich hätte erwartet, dass man ein Türsteuergerät bzw. den Aktuator eigensicher auslegt. Gerade in einem Konzern wie VW mit einer Fut von Normen für die Bauteilauslegung. Dass einem bei der Entwicklung durch die Lappen geht, dass die Türen bei Nässe aufspringen können, erinnert ja schon fast an die Vorgänge bei Boeing.

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