Volvo überarbeitet seine Produkt-Roadmap

Volvo Cars hat nordamerikanischen Händlern seine erneuerten Produktpläne präsentiert, nachdem die Marke kürzlich ihr Ziel aufgegeben hat, ab 2030 zum reinen Elektroauto-Hersteller zu werden. Demnach sieht Volvo den Marktstart von zehn neuen bzw. aktualisierten Modellen binnen zwei Jahren vor.

volvo ex90 fahrbericht 2024 06
Bild: Volvo

Wie „Automotive News“ unter Verweis auf das Händlertreffen schreibt, sind unter diesen zehn Modellen mehrere vollelektrische. So soll die E-Limousine ES90 in 2025 starten und sowohl in China als auch im schwedischen Torslanda gebaut werden. Anschließend dürfte 2026 das elektrische Mittelklasse-SUV EX60 folgen. Zudem plant Volvo Cars in den nächsten beiden Jahren eine Reihe von Plug-in-Hybriden mit erhöhter Elektro-Reichweite. Außerdem Mildhybride.

Hintergrund der novellierten Produkt-Roadmap ist Volvos Anfang des Monats erfolgte Absage an sein 2021 formuliertes Ziel, 2030 zum reinen Elektroauto-Hersteller zu werden. Stattdessen strebt die Geely-Tochter nun an, 2030 zwischen 90 und 100 Prozent seines Absatzes mit Elektroautos und Plug-in-Hybriden zu erzielen. Das BEV-only-Ziel wurde laut Volvo angesichts „veränderter Marktbedingungen und Kundenanforderungen“ einkassiert.

An dem langfristigen Ziel der „vollständigen Elektrifizierung“ will Volvo Cars zwar festhalten und bis 2040 Netto-Null-Treibhausgasemissionen erreichen. Aber: Gemäß dem neuen Zwischenziel für 2030 werden die aktuellen und künftigen Entwicklungsbudgets nicht rein in Elektroautos investiert, sondern es werden auch „Plug-in- und Mild-Hybrid-Fahrzeuge kontinuierlich weiterentwickelt“.

Ein konkretes Beispiel dafür: Dem rein elektrischen Flaggschiff EX90, das kürzlich für erste Tests zur Verfügung stand und noch in diesem Monat an erste Kunden ausgeliefert werden soll, wird ein Facelift des bisherigen XC90 zur Seite gestellt. Der XC90 hat eine Reihe von Technik- und Design-Updates erhalten. Beim Antrieb sind Mild- und ein Plug-in-Hybrid verfügbar – letztgenannter kommt auf eine reine E-Reichweite von 70 Kilometern nach WLTP. Der Volvo XC90 T8 AWD Plug-in-Hybrid ist in Deutschland ab 87.490 Euro erhältlich.

Aber auch bei den rein elektrischen Autos geht die Entwicklung weiter und wird beschleunigt: Volvo hat jüngst ein sogenanntes „Volvo Cars Superset“ vorgestellt, also einen modularen Baukasten für Systeme, Module, Soft- und Hardware. Diese Entwicklungslogik wird bereits beim EX90 eingesetzt. Anstatt einzelne Modelle isoliert zu entwickeln, soll das „Superset“ an sich laufend weiterentwickelt werden – je nach Modell werden dann unterschiedliche Bausteine aus dem Paket eingesetzt. So sollen die Arbeiten für den EX90 auch der kommenden Limousine ES90 zugute kommen – die Erfahrungen des ES90 fließen dann wieder in das Mittelklasse-SUV EX60 ein. Bisher wären die drei Modelle parallel, aber getrennt voneinander entwickelt worden.

Eine konkrete Auswirkung: Der EX90 nutzt die Plattform SPA2 (Scalable Product Architecture 2), nachdem die erste SPA-Generation 2014 mit dem XC90 eingeführt wurde. Der EX60, der laut Automotive News für 2026 geplant ist, wird hingegen schon die SPA3 nutzen. Die SPA3 soll laut Volvo eine erhöhte Kernrechenleistung und stärkere Skalierbarkeit bieten. „Dadurch kann das Unternehmen Fahrzeuge jeder Größenordnung auf der gleichen technischen Basis entwickeln und bauen – auch Modelle, die größer als der Volvo EX90 und kleiner als der Volvo EX30 wären. Der Vorteil dieser modularen Anpassungsfähigkeit sind niedrigere Investitionskosten im Verhältnis zum Umsatz, was sich positiv auf den Cashflow auswirkt“, hieß es Anfang des Monats in einer Unternehmensmitteilung. Das Stammwerk in Torslanda wird bereits auf die SPA3-Produktion vorbereitet.

Abschließend noch einmal ein Blick nach Nordamerika: Der US-Absatz von Volvos Elektromodellen der ersten Generation sank laut Automotive News in der ersten Jahreshälfte um 74 Prozent auf 1.981 Fahrzeuge, während der Absatz von Plug-in-Hybriden um 75 Prozent anstieg.

Dank der Hybride soll es dort und anderswo mit den Verkäufen bald wieder aufwärts gehen. „Wir stellen sicher, dass wir die Mild-Hybrid- und die Plug-in-Hybrid-Technologie wettbewerbsfähig halten und bis 2030 und darüber hinaus anbieten können“, wird Bjorn Annwall, Chief Commercial Officer von Volvo, in dem Bericht zitiert. Die Plug-in-Hybride sollen dabei ein „signifikantes Upgrade“ gegenüber der E-Reichweite des XC90 erhalten.

autonews.com

4 Kommentare

zu „Volvo überarbeitet seine Produkt-Roadmap“
Andreas V.
20.09.2024 um 10:08
„Mild-Hybride“, damit man behaupten kann, es handele sich um Hybridfahrzeuge.Auch electrive.net fällt darauf herein, was man an der unpassenden Schlagwörter-Liste sehen kann. Da hätten [MHEV] und [PHEV] hingehört, nicht [HEV] und [PHEV]!
F. K. Fast
20.09.2024 um 10:43
Korrekt. MHEV sind praktisch Verbrenner, die nicht einen Meter reinelektrisch fahren können (z.B. nicht einparken). Wer einmal ein echtes HEV z.B. von Toyota gefahren ist, kennt auch den wesentlichen Komfortgewinn dieser stufenlosen Getriebe.
Max K
21.09.2024 um 21:52
ich fahre seit fast 3 Jahren V60 plug in hybrid und bin sehr zufrieden, im Nahverkehr wird elektrisch gefahren, längere Strecken im hybrid mix und erreiche bei kurzen und langen Strecken durchaus sparsame Werte, eine aus meiner Sicht gute Zwischenlösung bis zu 100% elektro
Charles
23.09.2024 um 07:54
Welchen Vorteil gegenüber einem rein elektrischen Auto hast du denn?Mich schreckt die viel kompliziertere „Doppeltechnik“, der häufig sehr kleine Tank und der weiterhin vorhandene Servicezwang ab. Da kann ich dann ja gleich BEV fahren.Aktuell sehe ich mich beim Tausch meines Verbrenners bei einem BEV, nicht beim PHEV. Wie sind deine Erfahrungen?Löst dein Auto das vermeintliche Problem des BEV oder ist es einfach nur ein „Umstieg light“?

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