Autogipfel: Die Positionen und Vorschläge der Teilnehmer

Für den heutigen Montag hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die großen Branchenakteure zum Autogipfel einberufen. Die Situation im Sektor ist angespannt. Im Vorfeld sind nun verschiedene Positionen und Vorschläge aus Politik und Industrie bekannt geworden. Ein Überblick.

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+++ Dieser Artikel wurde aktualisiert +++

Von Abwrackprämie bis zur Wiedereinführung einer modifizierten Kaufprämie – an Ideen und Forderungen vor dem heutigen Autogipfel mangelt es nicht. Konsens dürfte sein, dass die Automobilbranche über die eilig auf den Weg gebrachten Steuervorteile für Elektrofahrzeuge im Gewerbebereich hinaus (im Kern neue Regeln zur Abschreibung und Dienstwagen-Besteuerung) Unterstützung braucht, um aus der aktuellen Krise zu kommen. Hier einige publik gewordenen Vorschläge der Gipfel-Teilnehmer – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Die SPD-Bundestagsfraktion fordert im Vorfeld des Treffens beispielsweise eine Abwrackprämie von bis zu 6.000 Euro für alle Verbraucher, die von einem Verbrenner auf ein E-Auto wechseln. Das berichtet der „Stern“ unter Berufung auf ein von Wirtschaftspolitikern der Fraktion erarbeitetes Maßnahmenpaket. Wer seinen Verbrenner „abwrackt“, soll demnach einen Bonus von 6.000 Euro bei gleichzeitigem Kauf eines E-Autos bekommen, für den Kauf eines elektrischen Gebrauchtwagens soll es 3.000 Euro geben. Ebenfalls gefordert werden eine gezielte Förderung von Wallboxen, Speichern und Ladesäulen sowie ein „Social Leasing Programm“ für Elektroautos nach französischem Vorbild.

Frankreich hatte Anfang dieses Jahres bekanntlich ein subventioniertes E-Auto-Leasingprogramm für Personen mit geringem Einkommen gestartet, das aber wegen der immensen Nachfrage bereits im Februar vorübergehend ausgesetzt werden musste und erst 2025 wieder aufgenommen werden soll. Voraussetzung beim geförderten Leasing in Frankreich ist, dass der Kaufpreis des strombetriebenen Wagens unter 47.000 Euro und das Gewicht unter 2,4 Tonnen liegt. Das Programm zielt also auf Klein- und Mittelklasseautos.

Die FDP soll einer Abwrackprämie gegenüber skeptisch eingestellt sein. „Es wäre völlig falsch, wenn wieder die Politik festlegt, welche Technologie am Ende des Tages marktfähig sein sollte oder sich durchsetzen sollte“, wird FDP-Generalsektär Bijan Djir-Sarai bei der „tagesschau“ zitiert. Die alte, nach der Finanzkrise eingeführte Abwrackprämie habe die Branche nicht gestärkt. Stattdessen habe es Missbrauch und sehr viel Bürokratie gegeben. Man sollte daher laut Bijan Djir-Sarai eher über die EU-Flottengrenzwerte nachdenken.

Auch Julia Klöckner, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist gegen „neue Subventionsspiralen“ und äußert, dass die Vorgaben auf EU-Ebene korrigiert werden müssten. „Die Automobilindustrie ist unsere Kernindustrie. […] Statt neuer Subventionsspiralen braucht es umfassend wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen für unsere Industrie.“ Und wie die FDP fordert auch Klöckner, dass „Technologieoffenheit zukünftig die Richtschnur sein muss“. Das Ende des Verbrennerverbots müsse zwar schnell umgesetzt werden. Wichtig sind aus Sicht von CDU/CSU aber „Wachstumsimpulse für unseren Industriestandort“.

Das Saarland hat unterdessen eine Bundesratsinitiative zur Wiedereinführung einer Kaufprämie für E-Autos initiiert. Der entsprechende Antrag soll am 27. September in die Länderkammer eingebracht werden. „Uns geht es darum, dass wir die arbeitende Mitte in Deutschland, die Normalverdiener, in die Lage versetzen, sich ein entsprechendes Fahrzeug zu kaufen“, so der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD).

Barke steht mit seinem Vorstoß nicht alleine da. Niedersachsen soll sich dem Antrag bereits angeschlossen haben. Das wundert kaum: Forderungen nach einer Rückkehr der E-Auto-Kaufprämie hatten zuletzt schon Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erhoben. Hintergrund ist, dass das Land Niedersachsen unmittelbar sowie mittelbar über die Hannoversche Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen mbH mit 20 Prozent am schwächelnden Volkswagen-Konzern beteiligt ist. Und auch Kretschmer steht einem Bundesland mit mehreren VW-Werken vor. Man denke nur an die Fabriken in Zwickau, Chemnitz und Dresden.

Volkswagen verlieht ebenfalls seiner Forderung Nachdruck, eine Kaufprämie in leicht modifizierter Form einzuführen. Laut „Spiegel“ will VW beim Autogipfel vorschlagen, dass der Staat künftig 4.000 Euro zuschießen soll, wenn der Hersteller zusätzlich einen Preisnachlass von 2.000 Euro gewährt. Dies schätze man bei Volkswagen als die am schnellsten und stärksten wirksame Maßnahme ein, um den schwächelnden Elektroautoabsatz wieder in Gang zu bringen, heißt es.

Die Industriegewerkschaft IG Metall stimmt mit ein und drängt laut „Zeit“ bei der Bundesregierung auf ein nicht näher spezifiziertes Förderpaket für E-Autos. Und auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace plädierte für eine „Prämie für kleine, sparsame E-Autos bis maximal 30.000 Euro“. Diese solle mit einer Neuzulassungssteuer für schwere Verbrenner gegenfinanziert werden.

stern.de (SPD), tagesschau.de (FDP), sr.de, zeit.de (beide Saarland), zeit.de (IG Metall), spiegel.de (Volkswagen), presseportal.de (CDU/CSU)

11 Kommentare

zu „Autogipfel: Die Positionen und Vorschläge der Teilnehmer“
Hofmann_RWB
23.09.2024 um 10:15
Wir schreiben das Jahr 2024. In der Klimakrise ist es 5 nach 12. Seit mind. 15 Jahren beschäftigen sich Wissenschaft, Industrie und Politik mit batterielektrischen Fahrzeugen. Und dennoch ist es laut FDP/Union völlig offen, welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird. Es ist zum verzweifeln
Talis
23.09.2024 um 10:33
"Wenn du nicht Teil der Lösung bist, liegt viel Geld darin, das Problem zu verlängern."
Frank Fox
23.09.2024 um 11:39
Es ist traurig genug, dass der Verbraucher alles auf die Politik schiebt. Ist den Deutschen die eigene Zukunft so wenig Wert, dass sie ohne Premie nicht bereit sind darin zu investieren?
Martin Seiler
23.09.2024 um 13:42
In der Tat. Noch viel trauriger ist, dass die Menschen nicht in der Lage sind, den wahren Wert der Elektromobile zu kalkulieren. Nach meiner Einschätzung liegen in jedem Fahrzeug etwa EUR 10.000 Potenzial an vermiedenen Wartungs- und Reparaturkosten.
Alexander
23.09.2024 um 15:01
Ich verstehe auch nicht, wenn sich Gutverdiener immer noch Verbrenner kaufen. Aus meiner Sicht gibt es für ein Auto über 50.000 EUR keinen Grund, sich gegen ein BEV zu entscheiden. Bei Niedrig- bis Normalverdienern sieht das schon anders aus: Familientaugliche E-Autos (a la Kombi mit Reisereichweite) sind noch kaum erschwinglich bzw. an wenigen Fingern abzuzählen. Und wenn man mit spitzem Bleistift kalkulieren muss, dann ist die Volatilität der Restwerte auch ein großes Risiko. Zudem: VW reduziert die Investitionen sogar, anstatt die Lücke bei günstigen Autos zu schließen. Deshalb muss endlich ein Signal gesetzt werden, damit Industrie und Verbraucher merken, dass man v. a. bei günstigen Autos auf Unterstützung hoffen kann. Zur FDP fehlen mir die Worte...
Jens
23.09.2024 um 15:34
Ich würde es noch etwas erweitern um die Gutverdiener mit eigener Lademöglichkeit (sei es nun mit oder ohne PV). Auch als überzeugter BEV-Fahrer, kann ich bei der jetzigen Situation keinem empfehlen ein BEV zu kaufen, wenn er nicht privat laden kann. Da ist der zeitliche Aufwand zu groß (frei Ladesäule finden und ggf. Nachts umparken um Blockiergebühren zu vermeiden). Von den Preisen, die teileweise auch für AC beim schnell mal beim doppelten von Haushaltsstrom liegen gar nicht zu reden... Es sind noch viele Randbedingungen zu optimieren bevor die BEV-Welle in der Masse rollt.
Robert
23.09.2024 um 13:52
dies Abwrackprämie ist doch der größte vorstellbare Unfug der Regierung denn dadurch werden viele fahrfähige und günstige Gebrauchtwagen (die die Geringverdiener bezahlen könnten) vom Markt genommen und es verbleiben nur noch die teuren Gebrauchtwagen im Markt es gibt in deutschland eben sehr viele Menschen die sich nur ein Auto von 3000-8000 euro sich leisten können, mit was sollen die dann fahren? Gerade auf dem Land ist es eben so kein Auto keine Arbeit da der ÖTV sehr schlecht ausgebaut ist. jedenfalls bei uns ist das so
Seemann
23.09.2024 um 15:29
Bitte nicht wieder eine Autoverschrottung. Wer sich mit unbedingt eine solche Straßenbahn kaufen will , der soll es tun., Aber nicht von uns allen subventioniert. Die Autoindustrie soll lieber wieder in Saug- Motoren investieren. Ich will doch nicht mit nicht ausgereiften Straßenbahnen durch das Land fahren.
Jörg
23.09.2024 um 18:59
schade nur, dass dein saugmotor um längen ineffizienter, träger, leistungsschwächer und geräuschbelästigenderer ist und dabei noch stinkt und mehr wartung benötigt - das einzige, was überhaupt noch irgendwie deinen saugmotor rettet, ist die extrem hohe energiedichte des kraftstoffs...
Thomas
23.09.2024 um 19:50
Ich bin gespannt, wie die Lage sich löst. Problem sind nicht die zu teuren Elektro, sondern zu billigen Benziner. Neuwagen gibt's bei Verbrennern Rabatte, da kommt keine Kaufpreisprämie ran und Leasingraten sind bei gleichem BLP schlechter für Elektro durch den Blödsinn mit dem Restwert. Dazu Kraftstoffpreise von 1,40 Euro für subventionierten Diesel. Da könnte einen nur schlecht werden. So ist die Lage komplett verfahren und der Ausweg dürfen nicht die Verschiebung der Grenzwerte sein... Wenn wir damit kommen sind wir wieder Gespött der Nation - Autodeutschland schafft es nicht *haha*
Waschbär29
23.09.2024 um 22:20
Kaufprämien sind absoluter Schwachsinn. Sie sind eine reine Subvention für die OEMs. Die Preise für EAutos werden durch die CO2 Flottengrenzwerte nächstes Jahr von ganz alleine fallen. Trotzdem verunsichert die ganzen Diskussionen rund um die „Technologieoffenheit“ im Verkehr, bei Heizungen und in der Energieerzeugung die Bevölkerung extrem. Menschen die nicht mit diesem Thema vertraut sind warten ab und verschieben Investitionsentscheidungen in die Zukunft was zu einer allgemeinen Kaufzurückhaltung führt. Persönlich denke ich, dass die Stromkosten als Hebel genutzt werden müssen. Insbesondere das öffentliche Laden muss günstiger werden, damit auch für Leute ohne eigene Wallbox ein Elektrofahrzeug preislich interessant wird. Zudem finde die französische Idee Leasingraten für Menschen mit wenig Einkommen zu subventionieren spannend. Denn in Deutschland streicht der wohlhabende Teil der Gesellschaft die Subventionen ein (Heizung, Dienstwagenbesteuerung, Kaufprämie,…), die die gar nix haben bekommen ein großzügiges Bürgergeld + diverse Zulagen und die arbeitende (Untere-) Mittelschicht geht leer aus. Daher muss eine Förderung gerade auf diese wichtige Bevölkerungsgruppe zugeschnitten sein.

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