Habecks Autogipfel endet ohne Beschlüsse

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Montag mit Verbänden, Herstellern und Zulieferern über die Herausforderungen der Autobranche diskutiert. Im Zentrum steht klar die Antriebswende zur Elektromobilität. Im Anschluss stellte Habeck der Branche Unterstützung in Aussicht – wurde aber nicht konkret.

Bild: Peter Schwierz

Nach dem digitalen Treffen am Montagnachmittag sagte Habeck, dass es keine Schnellschüsse geben solle – es gehe „um langfristige Planbarkeit“. Dazu habe es Übereinstimmung in der Runde gegeben, so der Minister: „Unter der Bedingung haben wir über verschiedene Möglichkeiten gesprochen.“ Zugeschaltet waren Vertreter des VDA, von Volkswagen, BMW, Mercedes, Tesla Deutschland, Zulieferer wie ZF, Bosch und Continental sowie von der Gewerkschaft IG Metall.

Aber: Ob konkrete Fördermaßnahmen diskutiert wurden – im Vorfeld hatten etwa SPD-Vertreter eine „Abwrackprämie 2.0“ in Höhe von bis zu 6.000 Euro gefordert, VW hatte sich offenbar für einen staatlichen Bonus von 4.000 Euro beim Kauf eines E-Autos ausgesprochen – gab Habeck nicht an. Die Bundesregierung werde nun beraten, hieß es. Wer mit welchen Forderungen in den Autogipfel gegangen war, können Sie hier nachlesen.

Bei all der Zurückhaltung und unkonkreten Aussagen kann sich der Vizekanzler von den Grünen aber offenbar eine politische Spitze nicht ganz verkneifen. Denn laut dem Wirtschaftsminister solle es neben den Schnellschüssen auch keine „Strohfeuermaßnahmen“ geben. Der „Spiegel“ wertet das als Aussage zu der Abwrackprämie-Forderung aus der SPD – von dieser Maßnahme hält Habeck offenbar nichts.

Wie sollen neue Förderungen finanziert werden?

Der Minister selbst hatte Ende vergangener Woche noch Hoffnung auf neue Förderprogramme geschürt. Beim Besuch des VW-Werks in Emden, wo ab 2025 nur noch Elektroautos gebaut werden, hatte Habeck zugesagt, den E-Auto-Markt anschieben zu wollen. Er fühle sich in der Verpflichtung zu sehen, dass der Markt wieder anziehe, so Habeck in Niedersachsen. Das wurde als Andeutung einer neuen Förderung verstanden – die über die bereits geplanten Steueranreize für Elektro-Dienstwagen hinausgehen wird.

Dass es keine konkreten Versprechen gibt, dürfte auch mit der Finanzlage im Bund zusammenhängen. Schließlich hatte die Haushaltskrise überhaupt erst dafür gesorgt, dass der Umweltbonus Ende 2023 vorzeitig und vor allem sehr abrupt eingestellt wurde. Das hat – rein im deutschen Markt – bei potenziellen Umsteigern nicht nur die Kalkulation bei der Neuwagenanschaffung obsolet gemacht, sondern auch Vertrauen gekostet, dass ein E-Auto die richtige Anschaffung wäre.

Statt um finanzielle Unterstützung könnte es auch um politische Hilfe gehen, denn Habeck hat der Autoindustrie offenbar Unterstützung auf EU-Ebene zugesagt. Die CO2-Flottengrenzwerte, die die Autobauer schon 2025 zu einem deutlich höheren Elektro-Anteil an ihrem EU-weiten Absatz verpflichtet (ansonsten drohen empfindliche Strafzahlungen) sollen ohnehin 2026 einer Revision unterzogen werden. Es sei der Wunsch der Runde gewesen, sich dafür einzusetzen, dass das schon im kommenden Jahr passiere, so Habeck – und kündigte an, dass er „dem gerne folgen“ werde.

Sich für eine vorgezogene Revision einzusetzen ist allerdings nur ein kleines Entgegenkommen – und für Habeck ein sehr überschaubares, politisches Risiko. Denn wie diese Revision ausgeht, steht auf einem anderen Blatt Papier. Habeck selbst dämpfte die Erwartungen, es handle sich um ein europäisches Programm – es sprechen also noch andere mit. Und: Es gehe aber nicht darum, dass „wir dadurch die Ziele automatisch schleifen“, sagte Habeck. Viele Hersteller hätten sich darauf eingestellt. So wird etwa BMW seine nötigen Elektro-Verkäufe aus eigener Kraft erreichen. Mercedes-Benz liegt derzeit noch knapp darüber, bei VW werden aber enorme Anstrengungen nötig sein, um die Flottengrenzwerte aus eigener Kraft einzuhalten – aber selbst das wird über Vertriebsaktionen oder CO2-Pools viel Geld kosten.

Geld, dass die deutsche Autobranche derzeit eigentlich nicht hat, denn die Absatzzahlen sinken global, die Ausgaben für die Entwicklung der großen Branchentrends hin zu E-Autos, autonomen Fahren und Connectivity kosten viel Geld – bei gleichzeitiger Transformation des Kerngeschäfts. BMW und Mercedes haben bereits die Gewinnerwartungen für 2024 gekürzt, VW hat kürzlich sogar betriebsbedingte Entlassungen oder gar Werksschließungen in Deutschland nicht mehr ausgeschlossen.

spiegel.de, tagesschau.de

8 Kommentare

zu „Habecks Autogipfel endet ohne Beschlüsse“
Mara Sendler (Niedersachsen)
23.09.2024 um 21:05
Dann macht doch ein paar VW Verbrennerwerke dicht - und alles ist im Lot! Wenn es nur dieses eine Unternehmen betrifft, und alle anderen die seit langen festgelegten CO2-Flottengrenzwerte einhalten können, dann muss VW das intern lösen und nicht die Politik!Es kann doch nicht angehen, dass VW alle Zukunftsentwicklungen verschiebt (SSP-Platform), halbiert (Batteriezellwerk Salzgitter) oder komplett streicht (MEB+-Platformmodernierung), und sich am Ende wundert, dass sich die eigenen Elektromodelle nicht verkaufen. Und dafür soll dann der Staat einspringen?
Richard
24.09.2024 um 08:22
VW hat mMn mit Hochnäsigkeit eine komplette Fehlplanung hingelegt. E-UP eingestellt. E -Golf eingestellt.Da wären die Kleinwagen unter/bis 25k gewesen. Aber nein, die Margen sollten mit dem ID3-4 explodieren. Da ist nicht die Politik dran schuld!Ladenetz fehlt? Warum hat es Tesla ohne Subventionen geschafft ein Ladenetz aufzubauen? Und verdient damit auch noch Geld?Bedingungen in D schlecht? Tesla baut ein Werk in Brandenburg und kann da kostengünstig bauen? So schlecht kann es doch gar nicht sein hier.
Paul Saxa
24.09.2024 um 09:02
Ich verstehe den Kontext von E-Auto-Förderungen und Rettung der dt. Automobilindustrie nicht ganz. Die dt. Hersteller haben ja noch gar keine Modelle im Programm, die E-Mobilität in die breite Masse bringt, also unterhalb des VW iD3. Etwaige Förderungen würden dann ja andere Hersteller stützen, die solche Fahrzeuge eben schon anbieten bzw. auf den Markt drängen. VW ist offenbar aufgrund seiner Struktur zu teuer. Was sollen die staatliche Maßnahmen bewirken? VW muss da aus eigener Kraft gesund werden, zumal VW immer noch Gewinn abwirft und Dividende zahlt. Warum soll da der Staat unterstützen...?
Marc t. S.
24.09.2024 um 10:13
Aus meiner Sicht ist es viel dringender angebracht die Voraussetzungen für die E-Mobilität zu verbessern und zu fördern. Zum Beispiel den Ausbau der Stromtrassen, die Vereinfachung und Förderung der Ladeinfrastruktur, insbesonders bei Mehrfamilienhäusern. Im gleichen Atemzug zu erwähnen auch die gemeinschaftliche Nutzung von Solaranlagen auf verdichteter Bebauung zum Laden von Fahrzeugen oder unterstützend für Wärmepumpen. Nur so kann die E-Mobilität auch in die Breite ausgedehnt werden und mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung erlangen. Der Absatz der entsprechenden BEV-Fahrzeuge kommt danach von selbst in die Gänge.
Jörg
24.09.2024 um 10:25
mehr Förderung, um weiter nicht zukunftsfähige Technologien zu alimentieren - was soll das bringen außer den halbtoten Gaul bis zum bitteren Ende durchzureiten? Und zum Schluss steht man immer noch ohne Zukunft da....
Marc
24.09.2024 um 10:41
Aus meiner Sicht ist es viel dringender angebracht die Voraussetzungen für die E-Mobilität zu verbessern und zu fördern. Zum Beispiel den Ausbau der Stromtrassen, die Vereinfachung und Förderung der Ladeinfrastruktur, insbesonders bei Mehrfamilienhäusern. Im gleichen Atemzug zu erwähnen auch die gemeinschaftliche Nutzung von Solaranlagen auf verdichteter Bebauung zum Laden von Fahrzeugen oder unterstützend für Wärmepumpen. Nur so kann die E-Mobilität auch in die Breite ausgedehnt werden und mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung erlangen. Der Absatz der entsprechenden BEV-Fahrzeuge kommt danach von selbst in die Gänge.
Markus
24.09.2024 um 10:50
Es fehlt einfach an langfristigen Planungen, vor allem auch seitens der Politik. Bei sowas wie einer Transformation des Verkehrssektors oder der Energiewende funktioniert das Fähnchen im Wind einfach nicht wo eine Partei was macht und die nächste es dann kippt. Hier braucht es 10, 15, 20 Jahre Planung. Ein gutes Beispiel für "typisch Deutschland" ist schon der erste Glasfaserausbauversuch von Helmut Schmidt der auf Jahrzehnte angelegt war und dann von Kohl wegen der Jammerlappen der Kupferindustrie gekippt wurde. Schon damals funktionierte sowas nicht und das ist eher schlimmer statt besser geworden. So lange man sich mit "weiter so" irgendwie durchschmuggeln kann funktionierte das halt halbwegs aber jetzt stehen wir langsam vor dem Scherbenhaufen der uns diese Politik beschert hat. Von maroder Infrastruktur bis hin zu nicht funktionierenden großen Umstellungen. Visionen/Ideen haben ist schön und gut, wenn man die aber eh nie umsetzen kann weil der nächste Kasper sie wegen Wahlstimmen oder Lobbyisten wieder kippt fährt man alles irgendwann gegen die Wand. Und am Ende hat man auch noch eine Bevölkerung die bei großen Veränderungen Panik schiebt.
Frank W. O.
24.09.2024 um 15:05
Um den E-Auto-Absatz in Deutschland anzukurbeln gibt es ein sehr einfaches Mittel - und das kostet praktisch nichts. Man braucht nur ein Tempo-Limit von 130 km/h auf Autobahnen einzuführen - von dem Fahrzeuge ohne einen Verbrennungsmotor aber ausgeschlossen sind. Reine E-Auto-Fahrer dürften zwar schneller fahren, tun dieses aber sehr selten, weil sie gelernt haben viel bewusster mit kostbarer Energie umzugehen. Wie schnell würden Verbrenner-Fahrer auf E-Autos umsteigen - einfach nur, weil sie das Recht haben wollen, schneller fahren zu dürfen? Einzig das Problem mit den E-Kennzeichen für Hybridfahrzeuge müsste man noch lösen. Am besten bekämen die ab sofort kein E-Kennzeichen mehr, sondern z.B. ein "D" für Dual-Antrieb, da das "H" ja leider schon für historische Fahrzeuge besetzt ist. Ein Hybrid ist leider in erster Linie immer noch ein Verbrenner. Dieser Kommentar kommt von einem hundertprozentigen Auto-Freak, der definitiv kein generelles Tempolimit haben möchte!

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