US-Forscher finden Trick zur Verlängerung der Batterie-Lebensdauer

Stellen Sie sich vor, die Batteriehersteller fänden einen Weg, die Lebensdauer von Batterien um 50 Prozent zu verlängern – und das ohne Eingriff in die Zellchemie. Genau das ist nun offenbar Forschenden in den USA mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz gelungen.

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Bild: Rockwell Automation

Längere Batterie-Lebenszyklen können helfen, die Lebensdauer von Elektroautos zu verlängern, können aber zum Beispiel auch stationäre Stromspeicher verbessern. Laut einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmedium „New Scientist“ ist es nun Forschenden rund um William Chueh von der Stanford-Universität in Kalifornien gelungen, das Produktionsverfahren von Lithium-Ionen-Batterien so anzupassen, dass deren Lebenszyklus um die Hälfte verlängert wird.

Das Beste daran: Im Grunde können Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien das neue Verfahren sofort anwenden, denn es ist überhaupt kein Eingriff in den Aufbau der Batterien notwendig. „Das Tolle daran ist, dass wir die Chemie der Batterie nicht verändert haben“, sagt William Chueh von der Stanford-Universität in Kalifornien. „Wir haben nur den letzten Schritt der Herstellung geändert, um die Batterie ein wenig anders zu formieren“.

Denn das Verfahren setzt bei der sogenannten Formierung von Batterien an, dem letzten Schritt, bevor die Batterien ausgeliefert werden können. Bei der Formierung handelt es sich um den Prozess, eine Batterie zum ersten Mal aufzuladen. Und genau hier haben die Forschenden mit Hilfe künstlicher Intelligenz herausgefunden, dass die bisherige Praxis offenbar falsch war. Denn werden neue Batterien heute üblicherweise über mehrere Stunden mit einer niedrigen Spannung aufgeladen, fanden die Forschenden heraus, dass es die Lebensdauer einer Batterie signifikant erhöht, wenn sie mit hoher Spannung aufgeladen wird.

Zwar werden bei einer hoher Spannung mehr Lithium-Ionen in einer neuen Batterie deaktiviert, als wenn die erste Aufladung bei einer niedrigen Spannung durchgeführt wird. Jedoch entstehe durch den initialen Ionen-Verlust mehr Platz in der positiven Elektrode, was laut der Forschenden die Effizienz beim Auf- und Entladen erhöht. Außerdem tragen die inaktivierten Lithium-Ionen demnach dazu bei, den Verschleiß des Akkus zu verlangsamen.

Das Verfahren soll die Lebensdauer von Akkus um 50 Prozent verlängert. Heißt zum Beispiel: Ein Akku, der bislang 2.000 Ladezyklen hielt, würde 3.000 Ladezyklen schaffen.

heise.de

7 Kommentare

zu „US-Forscher finden Trick zur Verlängerung der Batterie-Lebensdauer“
Max
23.09.2024 um 15:05
Bedeutet aber auch, dass die initiale Kapazität stärker abnimmt beim herkömmlichen Verfahren. Dürfte aber halb so schlimm sein, weil die anschließende Kapazitätsabnahme langsamer verläuft, also sich nach einer gewissen Zeit die Kapazitäten annähern. Und diese "langfristige" Kapazität ist ja jene, die von vielen als "wahre" Kapazität wahrgenommen wird (nach der Honeymoon-Phase).
Tom
24.09.2024 um 00:08
Wer braucht denn 3000 Zyklen in einem Auto? Mein e-MII fährt ca. 250Km bei vollem Zyklus. Macht bei 3000 Zyklen 750.000km. Wie wäre es mit billigen recyclebaren Zellen mit 300-400 Zyklen. Die könnten dann, wie bei Verbrennen die Zahnriemen, bei 100.000Km getauscht werden. (Das BMS hält bestimmt länger.) Autos könnten preiswerter sein; die Werkstätten hätten was zu tun ...
Simon
24.09.2024 um 07:57
Im vorletzten Absatz ist von Spannung die Rede, gemeint ist aber sicherlich die Stromstärke.
Patti
27.09.2024 um 07:26
Kann durchaus Spannung gemeint sein. Bei Akkus stellt man (sofern es kein Kauf System ist das alles im Hintergrund selbst macht) die Spannung beim Lade passend zur Zellchemie und den verwendeten Aufbauten im Inneren ein zwischen Höchst und Mindestladung ein.Zu niedrig = werden nicht voll, zu hoch = kleine Überspnnungen aneinzelnen Zellen, Temperaturaufbau. Viel zu hoch = Ausgasen oder thermisches durchgehen.Bei manchem Akku lädt man aber durchaus anfangs mit niedrigeren Spannungen auch weil „volle Power“ Fehlermeldungrn generiert. In der Regel setzt man da sehr tief an momentan. Also Ampere UND Spannung. Und genau das scheint nicht zwingend sinvoll.Das hier beschriebene Verfahren dürfte auch eine je nach Akku Fabrikat und Aufbau individuelle Gratwanderung sein um einen bestimmten Punkt zu treffen wie der Akku genau reagieren soll.
Simon
24.09.2024 um 08:02
Wenn die Effizienz beim Auf- und Entladen erhöht wird, würde das ja eine höhere Kapazität entsprechen. Mehr Effizienz bedeutet weniger Wärmeverlust und somit mehr nutzbare Kapazität. Dazu wären ein paar nähere Infos interessant
erFahrer
24.09.2024 um 08:04
Und sind diese Ergebnisse nur annähernd auf die Praxis übertragbar wären eNFZ incl. Züge ein gutes Stück weiter. Für BEV, Handys, Laptop und Co allerdings unrelevant für die Hersteller die an den permanenten Absatz denken. Bezog sich dieser Bericht auf LFP und MCA?
Petè
25.09.2024 um 08:01
Also deswegen lade öfters langsamer auf weil dann mein Akku länger hält....

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