Ford baut den Capri jetzt in Serie
Das geht nicht etwa aus einer offiziellen Mitteilung des Herstellers hervor, sondern aus Angaben von Betriebsratschef Benjamin Gruschka gegenüber Kölner Medien. „Das ist ein wichtiger Meilenstein für das Kölner Werk und seine Beschäftigten in ja insgesamt schwierigen Zeiten der Branche“, wird Gruschka etwa im „Kölner Stadt-Anzeiger“ zitiert. Der Capri ist nach dem Explorer das zweite europäische Elektromodell von Ford, das in Köln produziert wird. Beide Modelle nutzen die MEB-Plattform von Volkswagen.
Während beim offiziellen Produktionsstart des Explorer Anfang Juni eine große Medienveranstaltung im Kölner Werk stattfand, bei der die Anlagen und Neubauten den Journalisten genau erklärt wurden, verwundert es schon, dass der SoP (Start of Production) des Capri Ford nicht einmal eine eigene Mitteilung wert ist. Gruschka zufolge fand der SoP bereits am Montag, den 23.9. statt – die aktuellste Pressemitteilung von Ford Deutschland datiert zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels auf den 18. September.
Wenige Wochen nach dem SoP des Explorer hatte Ford im Juli den Capri als elektrisches SUV-Coupé auf der gleichen, technischen Basis vorgestellt. Mit seiner flacheren Dachlinie ist der Capri etwas länger als der Explorer (4,63 Meter), ansonsten ähneln sie sich recht stark. Zudem werden beide Elektro-Fords aus Köln derzeit nur mit der großen Batterie angeboten, die kleinere Batterie soll ab Ende 2024 bestellbar sein. Laut Gruschka läuft der Explorer „deutlich besser an als die von uns gesetzten Erwartungen“, auch der Capri habe bislang schon sehr gute Resonanz. Belastbare Zahlen gibt es aber noch nicht.
Standard Range RWD | Extended Range RWD | Extended Range AWD | |
---|---|---|---|
Antrieb | RWD | RWD | AWD |
Leistung | 125 kW | 210 kW | 250 kW |
Drehmoment | 310 Nm | 545 Nm | 134+545 Nm |
Beschleunigung | – | 6,4 s | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h | 180 km/h |
WLTP–Reichweite | – | 627 km | 592 km |
Batteriekapazität | 52 kWh | 77 kWh | 79 kWh |
Ladeleistung DC | 145 kW | 135 kW | 185 kW |
Ladezeit DC 10-80% | 25 min | 28 min | 26 min |
Preis | 44.950 Euro | 51.950 Euro | 55.950 Euro |
Die Fertigung in Köln ist technisch auf 250.000 Einheiten pro Jahr ausgelegt. Aktuell werde die Produktion hochgefahren, heißt es in den Berichten. Pro Tag werden im Zwei-Schicht-Betrieb ab Oktober mehr als 600 Fahrzeuge gefertigt. Ford beschäftigt in Köln rund 13.000 Menschen. Da in dem Werk am Rhein mit dem Explorer und Capri nur noch Elektroautos gebaut werden, müssen diese am Markt erfolgreich sein, um die Zukunft des Standorts und der Beschäftigten zu sichern – Berichten zufolge wären dafür 200.000 Einheiten pro Jahr nötig. offiziell sind bei Ford betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2032 ausgeschlossen.
Die deutschen Ford-Werke befinden sich auch darüber hinaus im Umbruch. Geschäftsführer Martin Sander, einst von Audi als Hoffnungsträger geholt, hatte Ford im Juni in Richtung Wolfsburg verlassen. In der Folge hatte die Ford-Zentrale in Dearborn beschlossen, die Deutschland-Geschäftsführung von zehn auf vier Personen zu verkleinern. Das sorgte für weitere Abgänge im Top-Management, etwa von Arbeitsdirektor Rainer Ludwig. Die neue Geschäftsführung besteht aus Christian Weingärtner (Vertrieb), Rene Wolf (Fertigung), die beide bereits der Geschäftsführung angehörten, sowie den Neuzugängen Dave Johnston (Finanzen) und Marcus Wasserberg (Arbeitsdirektor). Laut der „Kölnischen Rundschau“ gilt der in NRW geborene Wasserberg als Restrukturierungsspezialist. Das heißt aber auch: Einen offiziellen Vorsitzenden der Geschäftsführung, also umgangssprachlich einen Deutschland-Chef, gibt es bei Ford nicht mehr.
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