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CO2-Flottenziele ab 2025: Mitleid mit den Autobauern?

Werksschließungen, Stellenabbau, Wohlstandsverluste – die Horrorszenarien, die manche Vertreter der Autolobby rund um die Verschärfung der CO2-Flottengrenzwerte ab 2025 zeichnen, könnten düsterer kaum sein. Peter Mock, Europa-Chef des ICCT, lässt sich davon nicht beeindrucken. Er hat ähnliche Geschichten schon zweimal gehört – 2014 und 2019. Stets haben die Hersteller ihre CO2-Ziele problemlos erreicht. Das gilt auch für 2025, so der Experte.

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Die Automobilindustrie steht vor einer wegweisenden Herausforderung: Die EU verschärft ab 2025 die CO2-Grenzwerte für Neufahrzeuge. Im Gespräch mit Peter Mock, Europa-Geschäftsführer des International Council on Clean Transportation (ICCT), beleuchten wir die vergangenen Schritte, die aktuelle Situation und den Ausblick auf die Zukunft der Elektromobilität. Mock gibt dabei Einblicke in die Strategien der Autobranche, die Taktiken der Lobbyisten und die Rolle der Politik. Und er mahnt in der Debatte zu Gelassenheit. Aus gutem Grund.

Rückblick auf die Erfolge und Herausforderungen

Ein Blick zurück: Schon zweimal hat die Autobranche durch besonders lautes Jammern versucht, die Einführung strengerer CO2-Grenzwerte in letzter Minute zu verhindern. Vergeblich! Und siehe da: Der letzte große Schritt im Jahr 2020 führte zu beachtlichen Erfolgen bei der Reduktion von CO2-Emissionen, was vorher als unmöglich beschrieben wurde. „Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neufahrzeuge sind um 12 Prozent gesunken“, erinnert sich Peter Mock. Die Automobilhersteller mussten sich zu dieser Zeit noch stark anstrengen, um die EU-Vorgaben zu erfüllen. Sie brachten sowohl Hybrid- als auch Elektroautos auf den Markt. Nach 2021 schien der Druck auf die Industrie nachzulassen, wie Mock betont: „Nachdem diese Ziele 2020, 2021 erreicht waren, haben die Hersteller wieder ein bisschen lockerer gelassen.“

Während der Anteil der E-Autos stagnierte, stiegen die Gewinne. Volkswagen musste 2020 zwar eine Strafe von etwa 100 Millionen Euro zahlen, weil der Konzern die CO2-Ziele knapp verfehlt hatte. Doch Mock relativiert diese Summe: „Volkswagen hat in dem Jahr auch neun Milliarden Euro Gewinn gemacht.“ Also 100 Millionen Euro Strafe im Verhältnis zu neun Milliarden Euro Profit.

Obwohl die CO2-Ziele weitestgehend erreicht wurden, kritisiert Mock, dass die Hersteller den Schub, den die ersten Jahre brachten, nicht genutzt haben. Nun stehen sie erneut unter Druck, da ab 2025 neue, noch strengere CO2-Grenzwerte gelten. Und wieder argumentieren manche, es sei unmöglich, sie zu erreichen.

Horrorszenarien und Lobbyarbeit

Im Podcast berichtet Peter Mock auch von einem Non-Paper, das wohl auf Renault zurückgeht: „Es wurde ein Horrorszenario aufgebaut, dass die Hersteller bis zu 13 Milliarden Euro Strafe bezahlen müssten, wenn die Zielwerte für 2025 in Kraft bleiben.“ Diese enormen Summen seien jedoch „überhaupt nicht glaubwürdig“, wie Mock betont.

Während einige Hersteller und Lobbyisten versuchen, Druck auf die Politik auszuüben, zeigt sich ein anderer Teil der Branche gelassen. So hebt Mock hervor: „Stellantis hat sich schon relativ früh offen dagegen gestellt, hat gesagt, wir haben uns jahrelang vorbereitet, wir werden die CO2-Ziele natürlich erreichen.“ Auch BMW hat sich positiv geäußert und erklärt, die 2025er-Ziele zu erreichen.

Doch der Versuch, durch politische Lobbyarbeit Erleichterungen zu erwirken, bleibt ein Problem. Besonders kritisiert Mock, dass sich einige Akteure auf ein sogenanntes „Notstandsgesetz“ berufen. Das ist eigentlich für die Folgen von Naturkatastrophen vorgesehen und werde nun von einigen Lobbyisten missbraucht, um eine „katastrophale Situation“ für die Automobilindustrie darzustellen. Dies, so Mock, sei nichts weiter als „Quatsch“, da die Hersteller längst Strategien entwickelt hätten, um die Grenzwerte zu erfüllen.

Unsicherheit bei Verbrauchern

Eine der zentralen Folgen dieser Diskussionen ist die Verunsicherung der Verbraucher. Mock betont, dass diese Unsicherheit gezielt von einigen Herstellern geschürt werde, um die politische Debatte zu beeinflussen. „Dadurch kreiert man sehr viel Unsicherheit bei den Verbrauchern“, erklärt er. Viele Menschen fragten sich, ob Elektroautos tatsächlich die Zukunft sind oder ob Technologien wie E-Fuels die bessere Wahl darstellen könnten.

EIn Grundproblem der CO2-Regulierung in der Europäischen Union beschreibt Peter Mock bei „eMobility Insights“ ebenfalls: Die Verschärfung erfolgt jeweils in Fünf-Jahres-Schritten. Seit 2021 gelten dieselben CO2-Grenzwerte, und die Hersteller hatten in dieser Zeit keinen Anreiz, mehr Elektroautos zu verkaufen, als unbedingt notwendig war. Und aktuell gilt: Jedes Elektroauto, das 2024 verkauft wird, fehlt den Herstellern 2025, wenn strengere Grenzwerte gelten.

Deshalb würden manche Hersteller ihre Preispolitik nutzen, um den Verkauf von Elektroautos strategisch zu steuern. Verbrennungsmotoren, besonders SUVs, wurdem zuletzt billiger angeboten, während Elektrofahrzeuge bewusst teurer blieben. Mock erklärt: „In der Realität ist es natürlich schwierig, genau diese Balance hinzubekommen. Aber im Grunde kann der Hersteller da mit seiner Preispolitik spielen.“ So schaffen es die Unternehmen, den Absatz von Elektrofahrzeugen gezielt auf das Jahr 2025 zu verschieben, um die neuen Grenzwerte zu erfüllen.

Fazit: Der Weg zur Elektromobilität ist klar

Trotz der Unsicherheiten und der lauten Lobbyarbeit bleibt der Pfad zur Elektromobilität klar. Die CO2-Ziele für 2025 sind gesetzt und eine Lockerung der Vorgaben erscheint unwahrscheinlich. Wie Peter Mock erklärt: „Die führenden Politiker in der EU sind überzeugt davon, dass Elektromobilität immens wichtig ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union und der Wirtschaft.“ Der Druck auf die Autoindustrie bleibt bestehen, da es sowohl um Klimaaspekte als auch um wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit geht.

Der Weg zur Elektromobilität ist also auch weiterhin klar vorgezeichnet. Grob gesagt ist im kommenden Jahr mit rund 25 Prozent Marktanteil rein elektrischer Autos in der EU zu rechnen. Wichtig sei nun, dass die Hersteller sich nicht nur auf das Jahr 2025 konzentrieren, sondern den Verbrauchern auch darüber hinaus Klarheit bieten. Unsicherheit und Verzögerungen schaden letztlich nicht nur dem Klima, sondern auch der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Autoindustrie.

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